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AirBnB: Wie die Corona-Krise das Airbnb-Geschäft durcheinanderwirbelt

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Wie die Corona-Krise das Airbnb-Geschäft durcheinanderwirbelt

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    Die Corona-Krise hat Vermietungsplattformen von Ferienwohnungen wie AirBnB hat getroffen. Trotz steigender Tourismuszahlen hat sich das Unternehmen  noch nicht ganz erholt.
    Die Corona-Krise hat Vermietungsplattformen von Ferienwohnungen wie AirBnB hat getroffen. Trotz steigender Tourismuszahlen hat sich das Unternehmen noch nicht ganz erholt. Foto: Friso Gentsch, dpa

    Als ab Mitte März das öffentliche Leben aufgrund der Pandemie heruntergefahren wurde, traf es nicht nur die Hotelbranche ins Mark. Auch der Online-Zimmervermittler AirBnB bekam die Krise deutlich zu spüren. Im zweiten Quartal schrumpfte der Umsatz laut Bloomberg von einer Milliarde US-Dollar im Vorjahr auf 335 Millionen Dollar. Das Unternehmen sicherte sich von seinen Kapitalgebern Geld, um die Finanzlöcher zu stopfen und für seine rund sieben Millionen Anbieter weltweit insgesamt 250 Millionen Dollar - umgerechnet etwa 212 Millionen Euro - als Unterstützung zur Verfügung stellen zu können. Darüber hinaus folgte im Mai ein radikaler Schritt: Jeder vierte Mitarbeiter - rund 1900 Menschen - wurden weltweit entlassen, gleichzeitig rechnet das Unternehmen mit starken Umsatzeinbußen für das laufende Jahr. Dennoch plant der Konzern weiterhin, noch in diesem Jahr an die Börse zu gehen.

    Ein Schritt, der inmitten der Corona-Krise sicherlich überrascht, aber auch taktisch ausgerichtet ist. "Airbnb will finanziell unabhängig werden, um kurzfristigen Schwankungen und Krisen entgehen", sagt Börsenexperte Norbert Betz. Es gebe sicher bessere Zeitpunkte für einen Börsengang, dennoch sieht Betz Erfolgschancen. "Das Unternehmen zielt auf Wachstum in den nächsten Jahren ab und will als Konsolidierungsgewinner aus der Krise heraus gehen." Dass sich die Vermittlung von Privatunterkünften inmitten der Pandemie so schnell wieder erholen konnte, wertet er hierbei als erfolgsversprechend.

    Zugleich aber birgt der Börsengang auch Risiken: Scheitert das Unternehmen, scheitert es öffentlich. Der Kursverlauf der Twitter-Aktie dient als warnendes Beispiel: Werbeprobleme, Produktfehler und eine ungewöhnlich niedrige Nachfrage führten zu einem starken Einbruch. Allein, dass bislang Airbnb sich noch nicht öffentlich zu seinen Plänen äußerte, ist für den Börsenexperten ein Indiz, dass das Unternehmen sich erst vortasten möchte. "Market sounding" nennt Betz den Schritt. "Es gibt genug verbrannte Erde."

    Viele Airbnb-Vermieter bleiben auf den Kosten sitzen

    Auf Airbnb-Vermieter und Kunden allerdings hat ein etwaiger Börsengang kaum Auswirkungen. Vielmehr solle auf diese Weise langfristig finanzielle Stabilität vermittelt werden, meint Betz. Das heißt: Touristen sollten sich bei der Planung ihres Sommerurlaubs im kommenden Jahr darauf verlassen können, dass es das Unternehmen bis dahin noch gibt. Denn das ist in der Corona-Krise keine Selbstverständlichkeit. Daraus macht Kirstin MacLeod auch keinen Hehl. "Unser Geschäft hat sich noch nicht erholt", betont die Airbnb-Sprecherin. „Aber die Anzeichen sind vielversprechend."

    Am 8. Juli hätten Gäste das erste Mal seit dem Ausbruch der Pandemie wieder eine Million Übernachtungen für zukünftige Aufenthalte gebucht. Grund für die Erholung könnte unter anderem der Wunsch der Touristen nach einer Wohnung als Alternative zum Hotel sein. Mit Blick auf die immer noch vorherrschend hohen Infektionszahlen für viele Touristen ein verlockendes Angebot. Hinzu kommt, dass wegen Corona die Nachfrage nach Inlandsreisen in Deutschland sowie der ganzen Welt weiter steigt, wie MacLeod sagt. Zumindest für die Urlaubsregion Augsburg kann Götz Beck, Tourismusdirektor Regio Augsburg, diese Einschätzung teilen. Der Inlandtourismus sei coronabedingt sehr gefragt. Und, so Beck, dieses hohe Niveau werde sich in den kommenden Jahren noch halten.

    Neuer Wohnraum ist durch die Krise bei Airbnb aber nicht entstanden

    Den Trend zum Inlandstourismus hat das amerikanische Unternehmen erkannt und deshalb kürzlich mit "Go Near - Die Welt vor Ort entdecken" eine Kampagne zur Unterstützung von Reisen mit kurzer Distanz gestartet. Und noch eine Änderung wird das Unternehmen vornehmen. Wie Konzernchef Brian Chesky im Mai mitteilte, setzt es "Projekte in den Sparten Verkehrsmittel und Airbnb Studios vorerst aus", zudem fahren sie "Investitionen in den Bereich Hotels und Lux" zurück. Offiziell heißt die Begründung, das Unternehmen wolle zu seinen "Wurzeln", "den ganz gewöhnlichen Leuten, die als Gastgeber ihre Unterkünfte vermieten", zurückkehren.

    Für Airbnb-Vermieter wird der Aufschwung des Inlandtourismus sicherlich eine erfreuliche Nachricht sein. Klagten sie doch über hohe Verluste während der Ausgangsbeschränkungen: zahlreiche Stornierungen, ausbleibende Touristen und zugleich laufende Mietzahlungen. Unter bestimmten Bedingungen erleichterte das Unternehmen seinen Kunden die Voraussetzungen für Stornierungen - teilweise sogar kostenlos. Auf den Kosten wiederum blieben viele Vermieter sitzen, da Airbnb nur ein Viertel der entgangenen Mieten erstattete.

    Die Hoffnung vieler Großstadtbewohner hingegen, dass auf diese Weise wieder Wohnraum frei würde, muss der Mietverein München jedoch zerschlagen. Trotz erster Prognosen zu Beginn der Pandemie sind keine Wohnungen auf den öffentlichen Mietmarkt zurückgekehrt. Eine Sprecherin sagt: „Wenn ehemals über Plattformen wie Airbnb als Ferienwohnungen angebotene Wohnungen wieder dem regulären Mietmarkt zugeführt werden würden, wäre das eine positive Entwicklung." Nur: Das sei "trotz der Coronakrise leider nicht zu beobachten". Und auch wenn dies der Fall wäre, würde das nur wenigen Wohnungssuchenden helfen, da eher Wohnungen im Luxussegment frei würden -und davon gebe es in München schon ausreichend.

    Das Unternehmen unterstützt Vermieter mit Reinigungsanleitung

    Um Gastgeber und Gäste während der Corona-Krise zu unterstützen, hat AirBnB erweiterte Reinigungsrichtlinien eingeführt.
    Um Gastgeber und Gäste während der Corona-Krise zu unterstützen, hat AirBnB erweiterte Reinigungsrichtlinien eingeführt. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert, dpa

    Dennoch sieht sich das Unternehmen ob der Auswirkungen der Corona-Krise noch mit vielen Unsicherheiten konfrontiert. Um nicht nur Gastgeber zu unterstützen, sondern auch Touristen Sicherheit zu bieten, hat das Unternehmen deshalb erweiterte Reinigungsrichtlinien eingeführt, die den Empfehlungen von internationalen Hygieneexperten folgen, erläutert Airbnb-Sprecherin MacLeod. Gastgeber können zusätzlich ihre angebotenen Unterkünfte im Internet mit einem Abzeichen versehen, so dass der Gast sehen kann, dass sich der Gastgeber dem Reinigungsprotokoll verpflichtet. Und: "Wir informieren die Gastgeber regelmäßig über lokale Bestimmungen und fordern sie auf, die örtlichen Gesundheitsrichtlinien zu befolgen", sagt MacLeod. Auf 39 Seiten wird Punkt für Punkt erläutert, welche Hygienemaßnahmen beachtet werden müssen. Unter anderem beinhaltet es die richtige Reinigung der Räume, deren Lüftung sowie Hilfestellung, um den Kontakt zwischen an- und abreisenden Gästen zu vermeiden. Kontrolle? Gibt es nicht. Einzig Gäste bewerten die Sauberkeit ihrer Unterkünfte.

    Alle aktuellen Meldungen zur Corona-Krise lesen Sie hier bei uns im News-Blog.

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