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Afghanistan: "Cowboy-Spiele": Soldat schoss seinem Kameraden ins Gesicht

Afghanistan

"Cowboy-Spiele": Soldat schoss seinem Kameraden ins Gesicht

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    "Cowboy-Spiele" mit bösem Ende. Im Juli schoss ein deutscher Soldat seinem Kameraden mit einer Signalpistole ins Gesicht. Der Stabsgefreite, der bei dem Vorfall sein rechtes Auge verlor, erklärte dem Gericht, dass die Soldaten öfters aus Jux die Waffen aufeinander richteten.
    "Cowboy-Spiele" mit bösem Ende. Im Juli schoss ein deutscher Soldat seinem Kameraden mit einer Signalpistole ins Gesicht. Der Stabsgefreite, der bei dem Vorfall sein rechtes Auge verlor, erklärte dem Gericht, dass die Soldaten öfters aus Jux die Waffen aufeinander richteten.

    Es sollte ein Spaß sein, doch dann gab es einen lauten Knall: Im Juli 2010 schoss ein deutscher Soldat in Afghanistan mit einer Signalpistole auf seinen Kameraden. Das Opfer, ein heute 26-jähriger Stabsgefreiter, verlor dabei sein rechtes Auge. Die Stirn des Mannes wurde zertrümmert. Seit Freitag nimmt sich das Landgericht Münster mit dem Fall an.

    Soldaten verhielten sich "wie Kinder, die Cowboy und Indianer spielen"

    Zum Prozessauftakt sagte der 24-jährige Angeklagte aus Coesfeld: "Es kam öfter zu Spielereien mit Handfeuerwaffen. Dass man aus Jux die Waffen aufeinander gerichtet hat - wie Kinder, die Cowboy und Indianer spielen." Warum er am 5. Juli 2010 wirklich abgedrückt hat, könne er sich nicht erklären.

    Auch das Opfer bestätigte vor Gericht, dass im Camp Marmal in der Nähe der afghanischen Stadt Masar-i-Scharif "Schattenspiele" veranstaltet worden seien. Dabei seien die Soldaten aneinander vorbeigegangen, hätten ihre Pistolen gezogen und aufeinander gezielt.

    Angeklagter schoss seinem Kameraden ins Gesicht

    Der Angeklagte war im April 2010 nach Afghanistan verlegt worden. Der Vorfall passierte beim Beladen eines Bundeswehrfahrzeugs, das zu einer Patrouillenfahrt aufbrechen sollte. Der angeklagte Hauptgefreite brachte die Signalpistole zum Wagen, um sie seinem späteren Opfer zu reichen.

    "Es war dann aber so, dass ich sie nicht direkt übergeben habe", bekannte der Angeklagte den Richtern. "Wir haben ein bisschen gealbert, dann habe ich abgedrückt." Er sei davon ausgegangen, dass die Waffe ungeladen sei, da er sie gerade erst aus dem Materialcontainer geholt habe. Streit habe es vorher nicht gegeben. "Es war nicht so, dass ich jemanden verletzen wollte", sagte der 24-Jährige.

    Opfer lag mehrere Tage im Koma

    Das Opfer war damals sofort nach Deutschland ausgeflogen worden. Der 26-Jährige lag mehrere Tage im Koma und musste mehrfach operiert werden. Eine Erklärung für die Eskalation habe er bis heute nicht. Jedes Mal, wenn er in den Spiegel sehe, frage er sich, was da eigentlich passiert ist. Seinen Dienst bei der Bundeswehr versehe er zurzeit in einem Geschäftszimmer.

    Der Angeklagte ist nicht mehr im Dienst der Bundeswehr. Die Staatsanwaltschaft wertet seine Tat als schwere Körperverletzung. dpa/AZ 

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