AfD-Gründer und Wirtschaftswissenschaftler Bernd Lucke ist zum Start des Wintersemesters an die Uni Hamburg zurückgekehrt. Dort lehrt der 57-Jährige nun wieder als Professor. Im Mai war Lucke nicht wieder ins Europaparlalment gewählt worden. Lucke habe mit "seiner bürgerlichen Fassade den Weg der AfD zur menschenverachtenden und rassistischen Partei geebnet", sagte der Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA), Karim Kuropka, als bekannt wurde, dass Luke wieder als Professor an der Uni Hamburg arbeiten soll. "So ein Mensch gehört an keine Universität."
Rückkehr Luckes an Uni Hamburg: Ex-AfD-Chef war lediglich beurlaubt
Dementsprechend wurde die erste Vorlesung Luckes zum Start des Semesters von Demonstrationen begleitet. Einem Bericht des NDR zufolge wollte Lucke über das Thema Makroökonomik sprechen, kam wegen des Tumults, für den 200 Studenten sorgten, aber nicht dazu. Auch Mitglieder der Gruppe "Omas gegen Rechts" waren mit einem Banner vor Ort. Die Studentvereinigung AStA hatte zu Demonstrationen vor dem Hauptgebäude aufgerufen. Dem Bericht zufolge widersprach Lucke den Vorwürfen und hatte den Studenten ein Gespräch angeboten.
Bei Bekanntgabe der Rückkehr hatte die Universität dies nicht bewertet - und verwies darauf, dies gar nicht zu dürfen. "Das Präsidium darf und möchte sich nicht zu seiner politischen Vergangenheit oder zu seinem Dienstverhältnis äußern", sagte die Sprecherin. Genau genommen habe Lucke seine Professur auch nie verlassen und kehre daher in diesem Sinne auch nicht zurück. "Er war lediglich beurlaubt, wozu die Universität verpflichtet ist."
Der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen sagte der Deutschen Presse-Agentur, Lucke erlebe jetzt Widerstände bei der Rückkehr in seinen alten Beruf, "weil wir einen inzwischen ins Absurde reichenden Kampf gegen "Rechts" haben". Er betonte: "Herr Lucke, wie immer man ansonsten zu ihm steht, ist aber von Extremismus so weit entfernt wie die Erde vom Jupiter."
Kritik kommt auch vom LKR-Bundesvorsitzenden Jürgen Joost: "Es zeugt von grenzenloser Ignoranz und Böswilligkeit, Bernd Lucke am "rechten Rand" zu verorten." Schließlich sei Lucke so konsequent gewesen, die AfD 2015 zu verlassen, als in der Partei "nationalkonservative bis rechtsradikale Kräfte" die Oberhand gewonnen hätten.
AfD: Lucke gehörte zu Gründern der AfD
Der Volkswirtschaftler und Euro-Kritiker war 2013 maßgeblich an der Gründung der AfD beteiligt und einer ihrer ersten Bundessprecher. 2014 hatte er sich von der Uni Hamburg beurlauben lassen, um als Berufspolitiker für die AfD ins Europaparlament zu wechseln. 2015 verließ er die Partei im Streit um eine stärker nationalkonservative Ausrichtung und prangerte in der Folgezeit fremdenfeindliche und rechtsextreme Tendenzen an (mehr dazu). Seine Versuche, mit der von ihm gegründeten Allianz für Fortschritt und Aufbruch (ALFA), die sich später in Liberal-Konservative Reformer (LKR) umbenannte, politisch Fuß zu fassen, scheiterten. Bei der Europawahl Ende Mai kam die LKR mit Spitzenkandidat Lucke nur auf 0,1 Prozent der Stimmen. (AZ/mit dpa)
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