Eine Ärztin in Paderborn soll Allergikern anstatt homöopathischer Mittel Cortison gespritzt und dadurch geschadet haben. Rund 190 Patienten litten nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Nordrhein-Westfalen nach der Behandlung etwa unter Knochenschwund, Haarausfall oder Wachstumsstörungen. Die Behörde erhob Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung, versuchter gefährlicher Körperverletzung und gewerbsmäßigen Betrugs in über 1700 Fällen.
Frau kassiert 30.000 Euro
Die Frau soll so mehr als 30.000 Euro kassiert haben. Die Ärztin (42) habe sich mit ihrer angeblich homöopathischen Behandlung von Allergikern einen Namen gemacht, sagte Oberstaatsanwalt Horst Rürup am Montag. In der Heuschnupfenzeit hätten die Leute die Treppe im Hausflur hinunter Schlange gestanden, um eine Spritze zu bekommen.
Alternative zu Cortison gesucht
Patienten mit Heuschnupfen oder Neurodermitis hätten gerade wegen der Nebenwirkungen von Cortison eine Alternative gesucht. Die Ermittlungen habe eine Mutter und Ärztin ins Rollen gebracht. Nach der Spritze habe sie an ihrem Kind die für Cortison typische Rückbildung von Fettgewebe an der Einstichstelle beobachtet.
Teils gravierende Nebenwirkungen
Bei anderen Patienten veränderten sich zum Beispiel die Blutfettwerte. 66 Kinder und Jugendliche und 125 Erwachsene litten nach Angaben der Staatsanwaltschaft unter den zum Teil gravierenden Nebenwirkungen. Die Frau übe seit Beginn der Ermittlungen ihren Beruf nicht mehr aus. Bei ihrer Vernehmung habe sie angegeben, sie habe die Patienten über die Beimischung von Cortison aufgeklärt. (dpa, AZ)