Wer noch immer meint, der Duden sei ein Bollwerk, eine feste Burg wider Sprachentwicklung hier, Sprachmodernismen dort, der – oder die – sollte es seit Jahren eigentlich besser wissen. Der Duden haut Begriffe raus, er nimmt neue Begriffe auf. Zuletzt etwa den Elektroscooter und die Flugscham. Der Duden also wandelt sich.
2021 aber wandelt er sich nicht nur weiter, sondern er sitzt und arbeitet auch nach. Er geht für die Lesenden auf Nummer sicher. Der Duden wird – jedenfalls online – aufgreifen, was gerade in soundsovielen Universitäten, Verwaltungen und Medienhäusern auf der Tagesordnung steht. Der Duden gendert mit. Von nun an wird – jedenfalls online – nicht nur das Aufgabenfeld etwa eines Arztes erläutert, sondern – eigens aufgeführt – auch das Arbeitsfeld einer Ärztin: „Weibliche Person, die nach Medizinstudium und klinischer Ausbildung die staatliche Zulassung (Approbation) erhalten hat, Kranke zu behandeln.“
Der Duden ändert 12.000 Personen- und Berufsbezeichnungen
Dabei hat die Ärztin derzeit noch einen winzigen Vorsprung. Die Lehrerin etwa, die „weibliche Form des Lehrers“, muss sich noch ein wenig in Geduld üben, bis sie mit ihrer Tätigkeit ebenfalls einen Extra-Eintrag erhält.
Nach und nach sollen auf jeden Fall die rund 12.000 Personen- und Berufsbezeichnungen so bearbeitet werden, dass weibliche und männliche Form jeweils gleichberechtigt dastehen und eigens erläutert werden, erklärt die Leiterin der Duden-Redaktion, Kathrin Kunkel-Razum. Damit Frauen und ihre Profession deutlich sichtbar werden. Die Ärztin kommt, vielleicht auch der Harfenist, was aber verschwindet? Es verschwindet das sogenannte generische Maskulinum – ein Begriff, der geschlechtsneutrale Bedeutung hat. Adieu auch!
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