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Aachen: Führt ein Prozess heute zum Reemtsma-Lösegeld?

Aachen

Führt ein Prozess heute zum Reemtsma-Lösegeld?

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    Jan Philipp Reemtsma war 1996 viereinhalb Wochen lang festgehalten worden.
    Jan Philipp Reemtsma war 1996 viereinhalb Wochen lang festgehalten worden. Foto: Tim Brakemeier (dpa)

    Ein 62-Jähriger soll laut Anklage gewusst haben, dass zwei Rocker der Hells Angels aus dem Frankfurter Rotlichtmilieu einen Teil des Lösegelds gewaschen haben. Die Rocker sollen ihm 80 000 Euro gezahlt haben, damit er mit seinem Wissen nicht zur Polizei geht - monatlich zwischen 2000 und 3000 Euro in den letzten sechs Jahren.

    Von heute an muss sich der Mann wegen Erpressung in besonders schwerem Fall verantworten. Der Mann hat bisher zu den Vorwürfen geschwiegen. Seine 59 Jahre alte Schwester wird der Beihilfe beschuldigt. Sie bestreitet die Tat. Die Polizei hatte den Mann auf Mallorca gefasst, die Frau in Aachen. 

    Die Entführung des Hamburger Millionen-Erben Jan Philipp Reemtsma 1996 gilt als eines der spektakulärsten Verbrechen der deutschen Kriminalgeschichte. Sie dauerte fast fünf Wochen. Reemtsma kam gegen das mit 30 Millionen Mark bis dahin höchste bekannte Lösegeld in Deutschland frei. Zwar erhielten die Täter lange Haftstrafen, doch nur ein kleiner Teil der Beute wurde entdeckt. Immer wieder führten Spuren nach Aachen. 

    In einem ersten Prozess hatte ein Geldkurier, ein vorher unauffälliger Mann, umfassend ausgepackt und auch Namen der beiden Kontaktleute genannt, die nach ihm in Aachen verurteilt wurden. Der vor Gericht überraschend naiv wirkende Mann wurde 2002 wegen versuchten Mordes, Geldwäsche und Verstoßes gegen das Waffengesetzes zu fünf Jahren Haft verurteilt. 

    Freund: Wohl nichts mehr übrig vom Reemtsma-Lösegeld

    2006 wurde in Aachen der Bruder des Reemtsma-Entführers wegen Geldwäsche zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Ein früherer Knast-Kumpel und Freund des Reemtsma-Entführers legte 2008 wiederum in Aachen ein umfassendes Geständnis ab. Er hatte dafür gesorgt, dass große Teile des Lösegeldes versteckt und weggeschafft wurden. Er wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt. Er glaube nicht, dass von dem Geld noch etwas übrig sei, hatte der Mann damals gesagt: "Ich denke, das ist alles verbraucht, irgendwo versickert, durch Fehlplanung und Fehlinvestition."

    Die Staatsanwaltschaft Aachen hat sich vor dem Prozess nicht auf die Frage eingelassen, ob es jetzt Chancen gibt, dem Lösegeld auf die Spur zu kommen. Als Zeugen sind nach Angaben des Gerichts auch die Rocker vorgeladen, die den Mann monatlich fürs Schweigen bezahlt haben sollen. Kaum vorstellbar allerdings, dass sie auspacken.

    Das Urteil wird für den 28. Oktober erwartet. dpa

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