Lieber Bikini, wahrscheinlich hätte bei deiner Geburt niemand gedacht, dass du einmal 75 Jahre alt wirst. Damals, am 5. Juli 1946, als dich dein Erfinder, Louis Réard, in Paris vorgestellt hat, gaben dir weder Modeschöpfer noch die Frauen, die dich tragen sollten, große Überlebenschancen.
75 Jahre Bikini: Tankini und Microkini sind seine Nachfahren
Einen knappen Zweiteiler als Bademode? Unvorstellbar! Viel zu sexistisch. Ach, es gibt Momente, da wünschte ich, die Modeschöpfer und Models hätten Recht behalten. Denn so berühmt und populär du auch bist, so erbarmungslos und unverschämt bist du ebenso. Jedes Jahr, meistens im Mai, treffen wir nach einer langen Winterpause wieder aufeinander. Und ich denke, dass du dich im Winterschlaf mit Absicht verkleinerst.
Aber je öfter wir dann gemeinsam durch die Badeseen schwimmen, desto schneller gewöhnen wir uns wieder aneinander. Dann bin ich froh, dass es dich gibt, denn mit deinen Nachkommen kann ich nichts anfangen – weder mit dem Badeanzug-ähnlichen Tankini noch mit dem äußerst knapp geschnittenen Microkini.
Erfinder Louis Réard stellte 1946 den ersten Bikini vor
Ich bin froh, dass es Menschen gab, die damals an dich glaubten – zum Beispiel die Tänzerin Micheline Bernardini, die dich erstmals der Öffentlichkeit vorstellte. Aber auch Ursula Andress, die mit deiner Hilfe James Bond alias Sean Connery zum Staunen brachte. Ja, lieber Bikini, du hast es verdient, dass es im baden-württembergischen Bad Rappenau sogar ein ganzes Museum über dich gibt.
Dein Erfinder wäre stolz auf dich – auch wenn du ihn nicht ganz so reich gemacht hast, wie er sich das vielleicht erhofft hatte: Zu hemmungslos wurde dein Schnittmuster in den vergangenen 75 Jahren kopiert. Aber so ist das eben mit einem echten Klassiker. In diesem Sinne: Happy Birthday!