Bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres herrschen in Brasilien schwere Überschwemmungen. Das Ausmaß wird als historisch bezeichnet. Mindestens 66 Menschen sind nach Angaben der brasilianischen Zivilschutzbehörde ums Leben gekommen. Weitere 101 Menschen gelten derzeit als vermisst (Stand Sonntag). Einsatzkräfte suchen mit Booten und Flugzeugen nach ihnen.
Besonders betroffen ist der Bundesstaat Rio Grande do Sul im Süden des Landes an der Grenze zu Argentinien und Uruguay. Etwa 88.000 Menschen mussten dort ihre Häuser verlassen. Viele harren in Notunterkünften aus. Mehr als 840.000 Brasilianerinnen und Brasilianer in der Region sind ohne Wasserversorgung. Auch das Internet und die Telefonverbindung fallen aus. Straßenabschnitte sind blockiert. Das erschwert die Vermisstensuchen.
Überschwemmungen in Brasilien: Hochwasser reißt Betonbrücke mit
Auch die Hauptstadt des Bundesstaats Rio Grande do Sul, Porto Alegre, kämpft gegen das Hochwasser. Rund 1,4 Millionen Menschen leben dort. Luftaufnahmen zeigen, wie Straßen teilweise komplett überschwemmt und die Dächer einiger Häuser kaum erkennbar sind. Die Startbahn des Flughafens steht ebenfalls unter Wasser. Die Flüge sind auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Die Infrastruktur hält den Wassermassen kaum stand. In den sozialen Medien kursiert ein Video, das zeigt, wie ein Fluss plötzlich eine Betonbrücke mitreißt.
Eduardo Leite, Gouverneur von Rio Grande do Sul, sprach von einer beispiellosen Katastrophe. Er erwarte, dass die Opferzahlen "exponentiell" steigen könnten, obwohl der Regen langsam abschwäche. Viele betroffene Gebiete seien bisher noch nicht erreicht worden. Er forderte eine Art "Marshall-Plan" zum Wiederaufbau des Bundesstaats, in Anspielung auf das wirtschaftliche Förderprogramm der USA für den Wiederaufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg.
Gefahr vor Überschwemmungen im Süden Brasiliens weiterhin hoch
Lula da Silva, Brasiliens Präsident, reist am Sonntag zum zweiten Mal nach Rio Grande do Sul. Laut ihm handele es sich um eine der größten Überschwemmungen der brasilianischen Geschichte. Auch am Sonntag warnte der Zivilschutz weiterhin vor Überschwemmungen. Auch die Gefahr von Erdrutschen sei groß.
Schon vergangenes Jahr suchten heftige Unwetter sowie Überschwemmungen und Hochwasser in der Folge Südbrasilien heim. Insgesamt 42 Menschen kamen dabei ums Leben. (mit dpa)