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60 Jahre Sportstudio: Es lebe der Sport – und das "Sportstudio"!

60 Jahre Sportstudio

Es lebe der Sport – und das "Sportstudio"!

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    Wim Thoelke (Mitte) und die Litfaßsäule: Auf der waren die Themen der jeweiligen Ausgabe des "Sportstudio" zu lesen.
    Wim Thoelke (Mitte) und die Litfaßsäule: Auf der waren die Themen der jeweiligen Ausgabe des "Sportstudio" zu lesen. Foto: Georg Meyer-Hanno/ZDF

    Die Uhr zu Beginn, die Titelmusik von Max Greger, und zum Schluss wird auf die Torwand geschossen: Es muss Konstanten geben im Leben. Und "das aktuelle sportstudio" ist so eine. Die Sendung zeigte nicht nur Sportgeschichte, manchmal schrieb sie auch Geschichte. Und während das Fernsehen als "Lagerfeuer der Nation" nur noch selten aufflammt, lodert es im "Sportstudio" nach wie vor. 

    Sportstudio erinnert in Nostalgie-Show an 60 Jahre TV-Geschichte

    Am späten Samstagabend erinnerte das ZDF in einer kurzweiligen Nostalgie-Show an die vielen unvergesslichen Momente, die das "Sportstudio" in fast 60 Jahren TV-Deutschland bescherte und mit ihm teilte: Storys, Stars und Sternstunden, aber auch Pleiten, Pech und Pannen. Da fuhr Michael Schumacher im Kettcar ins Studio; sagte Steffi Graf, dass sie hoffe, irgendwann die Nummer eins zu werden; Boris Becker nach seinem ersten Wimbledon-Sieg gemeinsam mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der fachsimpelte: "Für mich war der kitzligste Punkt, als Sie im dritten Satz das siebte Spiel verloren haben"; und Moderator Dieter Kürten stürzte mit einem Motorrad ins Publikum. Und, und, und ...

    Hanns Joachim Friedrichs interviewt im "Sportstudio" Muhammed Ali.
    Hanns Joachim Friedrichs interviewt im "Sportstudio" Muhammed Ali. Foto: Renate Schäfer/ZDF

    Der Weg zum Fernsehklassiker begann dabei, nun ja, bodenständig. Auch für "Mister Sportstudio"-Kürten, der mal in einem Interview erzählte, wie er sich für seinen ersten Arbeitstag richtig schick gemacht habe: Kamel­haar­mantel, teure Schuhe. "Es reg­nete in Strömen, und als ich unsere Redak­ti­ons­räume sah, wusste ich schlag­artig, ich war over­dressed." Denn die Redaktion sei in einem ehe­ma­ligen Bau­ernhof unter­ge­bracht gewesen, die Regie im umge­bauten Schwei­ne­stall, die Technik im frü­heren Kuh­stall. Draußen grasten Schafe, so Kürten, und "wir Sport­re­dak­teure fühlten uns selbst wie die Kanal­arbeiter".

    Erste Ausgabe des "Sportstudio" zum ersten Bundesliga-Spieltag am 24. August 1963

    Als das Zweite Deutsche Fernsehen im April 1963 seinen Sendebetrieb aufnahm, schien der Vorsprung der bereits 1950 gegründeten ARD uneinholbar. Seine beste Chance sah das ZDF damals im Bereich Sport. Besonders große Hoffnungen setzte es in die neue Bundesliga, weshalb pünktlich zum ersten Spieltag am 24. August 1963 die erste Ausgabe des "Sportstudios" ausgestrahlt wurde. Viel geändert hat sich an der Sendung seither nicht. "Ein prominent besetztes, torreiches Abendspiel, ein turbulenter Spieltag mit zahlreichen Überraschungen und ein spannender Studiogast" sind laut Redaktionsleiter Alexander Antoniadis die besten Zutaten.

    Trotzdem hat sich in 60 Jahren – das ZDF hat die Jubiläums-Feierlichkeiten vorgezogen und das DFB-Pokal-Finale am Samstag für seine Sondersendung als Bühne und Vorprogramm genutzt – einiges getan. Unter anderem wurde die Litfaßsäule, auf der die Themen der jeweiligen Ausgabe zu lesen waren, ausrangiert. Und während die Anfangszeit früher oft variierte, beginnt die Sendung zum Ärger nicht nur der jüngsten Fußballfans seit Jahren stur um 23 Uhr. Geblieben ist die Mischung aus Journalismus und Unterhaltung: Herzstück jeder Ausgabe ist ein ausführliches Studiogespräch. Weil in den 60er und 70er Jahren nach dem Ende des "Sportstudios" Sendeschluss war, konnten die Moderatoren damals übrigens überziehen, solange sie wollten.

    Die Sendung "das aktuelle sportstudio" in ihrer Anfangszeit, hier im Jahr 1965.
    Die Sendung "das aktuelle sportstudio" in ihrer Anfangszeit, hier im Jahr 1965. Foto: Renate Schäfer/ZDF

    Doch auch ein Klassiker bekommt zum Geburtstag nicht nur Lob: Aus Sicht von Kritikern hat die journalistische Qualität nachgelassen. Sie machen das vor allem an Kontroversen fest, die nicht mehr erwünscht seien. Sofort muss man da an das legendäre Streitgespräch zwischen Uli Hoeneß und Christoph Daum denken. Hoeneß: "Du hast über Jupp Heynckes gesagt, der könnte auch Werbung für Schlaftabletten machen" – und die Wetterkarte sei interessanter als ein Gespräch mit Heynckes. Und, und, und ... So war das. Und: Es geht weiter. Natürlich mit Greger-Melodie und Torwand.

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