Einen passenderen Zeitpunkt hätte sich Queen Elizabeth II. für ihr Diamantenes Thronjubiläum nicht aussuchen können. In den 60 Jahren ihrer Regentschaft hatte sie oft ein gespaltenes Verhältnis zu ihrem Volk, jetzt wird sie von den Briten geliebt. "Im Moment ist die Königin so beliebt wie nie zuvor seit ihrer Krönung", sagt ihre Biografin Kate Wiliam.
Längst vergessen ist ihr ungeschicktes Verhalten um den Tod von Prinzessin Diana vor rund 15 Jahren oder ihr distanziertes, manchmal hartherziges Auftreten gegenüber ihren Kindern. Spätestens seit der Hochzeit ihres Enkels William und Kate Middleton ist sie in den Augen ihrer Landsleute rehabilitiert und erfährt große Bewunderung. Die Menschen wirken fast verrückt nach ihr. Von der Punkband Sexpistols erscheint eine neue Version von "God save the Queen", in London sind Tassen, Teller, Kecksdosen und sogar Unterwäsche mit ihrem Konterfei wahre Verkaufsschlager.
Aus Prinzessin "Lilibet" wird Queen Elizabeth
Viele Briten haben sie als ihr Königin lieb gewonnen. Wobei die meisten von ihnen auch nie ein anderes Staatsoberhaupt erlebt haben. 1952 bestieg sie im Alter von 25 Jahren den Thron und wurde von Prinzessin "Lilibet" zu Queen Elizabeth II. Danach veränderte sich die Welt, 12 Premierminister kamen und gingen, die Queen jedoch blieb immer da und wurde zum Symbol für Beständigkeit.
Stationen aus dem Leben von Queen Elizabeth II.
Am 21. April 1926 wird Elizabeth Alexandra Mary, genannt "Lilibet", geboren. Sie ist die älteste Tochter von Prinz Albert Frederick Arthur George aus dem Haus Windsor und Elizabeth Bowes-Lyon.
Ihre Chancen auf den Thron stehen schlecht. In der Thronfolge ist sie nur die dritte, nach ihrem Onkel Edward VIII. und ihrem Vater.
Am 11. Dezember 1936 gibt König Edward VIII. der Liebe den Vorzug und dankt ab. Elizabeths Vater wird als King George VI. sein Nachfolger.
Im November 1947 heiratet Elizabeth Prinz Philip, ihren entfernten Cousin und Jugendschwarm.
Am 14. November 1948 bringt sie ihren ältesten Sohn und Thronfolger, Prinz Charles zur Welt.
Auf Charles werden drei weitere Kinder folgen: Prinzessin Anne (1950), Prinz Andrew (1960) und Prinz Edward (1964).
Anfang 1952 reist sie mit ihrem Mann durch die Staaten des Commonwealth, des ehemaligen britischen Empires. Am 6. Februar teilt man ihr dabei in Kenia mit, dass ihr Vater gestorben ist.
Aus der 25-jährigen Prinzessin "Lilibet" wird über Nacht Queen Elizabeth II.
Gekrönt wird Elizabeth II. aber erst am 2. Juni 1953 in Londons Westminster Abbey.
Am 29. Juli 1981 sieht die Queen zu, wie ihr Sohn Prinz Charles vor den Augen der ganzen Welt Diana Spencer heiratet.
1992 trennen sich Diana und Prinz Charles nach 11 Jahren Ehe. Es ist der Beginn einer endlosen Seifenoper.
Der schwärzeste Tag in der jüngeren Geschichte des britischen Königshauses ist der 31. August 1997. Prinzessin Diana stirbt bei einem Autounfall in Paris. Die Queen reagiert darauf kühl und stößt auf Kritik.
Am 9. Februar 2002 stirbt ihre Schwester Margaret und am 30. März ihre Mutter Elizabeth, die sehr beliebt war.
Drei Jahre später heiratet ihr Sohn, Prinz Charles, seine Jugendliebe Camilla Parker Bowles.
Am 29. April 2011 wohnt Queen Elizabeth der zweiten Traumhochzeit während ihrer Regentschaft bei. Enkel Wiliam wird mit Kate Middleton getraut. Wieder schaut die ganze Welt zu.
Im Mai 2011 besucht sie Dublin. Sie ist der erste englische Monarch der die irische Hauptstadt seit der Unabhängigkeit Irlands 1922 betritt.
2012 ist das Jahr ihres 60. Thronjubiläums. Es wird das ganze Jahr über gefeiert, der Höhepunkt wird Anfang Juni erreicht.
Die Feiern zum Thronjubiläum dauern vier Tage. Sie beginnen am kommenden Samstag sehr ruhig. Die Jubilarin geht zu einer Veranstaltung, die sie schon immer gerne besucht hat, dem Epsom Derby. Das Pferderennen findet südlich von London statt und gehört zu den wichtigsten in Großbritannien. Auch weil die Vollblüter aus dem königlichen Stall dort meistens an den Start gehen.
Für das 60. Thronjubiläum der Queen wird der "Big Lunch" wieder zum Leben erweckt. Alle Briten sollen ihre Königin am Sonntag mit einem gemeinsamen Mittagessen auf den Straßen und Plätzen feiern, wie es schon beim silbernen Thronjubiläum 1977 der Fall war. Damals nahmen rund zehn Millionen Menschen teil.
Größtes Spektakel aller Zeiten am Sonntag
Absoluter Höhepunkt der Feiern soll am kommenden Sonntag ab 14.30 Uhr eine riesige Parade auf der Themse in London sein. Ruderboote, Dampfschiffe, Kajaks, Sgelyachten, venezianische Gondeln und Drachenboote sollen an dem elf Kilometer langen Zug über den Fluss teilnehmen. Begleitet wird die Parade von mehreren Orchestern, die Musik unterschiedlicher Stilrichtungen spielen.
Mittendrin befindet sich die Queen persönlich. Sie fährt auf ihrer königlichen Barkasse über die Themse und wird von Ehemann Philip, Thronfolger Prinz Charles und seiner Frau Camilla, ihren Enkeln Harry und William mit seiner Frau Kate begleitet.
Die Organisatoren bezeichnen die Parade auf dem Fluss als "größtes Spektakel aller Zeiten in London". Die Kosten für das Ereignis sind enorm und sollen bei 13,1 Millionen Euro liegen. Der Großteil des Geldes stammt von Spendern, wobei manche von ihnen erst unter Androhung, die Namen der Verweigerer zu veröffentlichen, ihren Scheck ausstellten. Die Kasse des britischen Staates wird nur durch den Polizeieinsatz belastet.
Gartenparty am Buckingham-Palast
Montagabend lädt Königin Elizabeth dann zum Picknick in den Gärten des Buckingham-Palastes ein. Die 12 000 Teilnehmer des Gartenfestes wurden per Los bestimmt. Nachdem das Abendessen abgetragen ist, findet in den Palastgärten ein Konzert statt, bei dem gleich mehrere Größen der Musik auftreten. Pianist Lang Lang, Paul McCartney, Elton John und Kylie Minogue. Ausgewählt haben die Künstler die Prinzen Wiliam und Harry.
Festgottesdienst zum Abschluss
Der Dienstag beginnt mit einem Dankgottesdienst in der Saint Paul`s Cathedral, auf den ein Mittagessen mit ausgewählten Repräsentanten folgt. Danach wird die Queen mit ihrer Familie zum Buckingham-Palast zurückfahren, dort auf den Balkon steigen und sich zum Ende der Feiern noch einmal der Menge zeigen. afp