Zählt man Tonträgerverkäufe, Charts-Platzierungen und die geografische Ausdehnung der Melodienwelt des Dieter Bohlen zusammen, dann ist der Pop-Titan aus Tötensen bei Hamburg der größte Popstar,den Deutschland je hervorgebracht hat.
Man könnte Wetten darauf abschließen, dass ein durchschnittlicher Russen-Mafioso nach dem fünften Wodka automatisch „Cheri, Cheri Lady“ zu grölen beginnt. Den amerikanischen Markt zu erobern, blieb Bohlen, der heute 60 wird, jedoch verwehrt. Klang die englisch gesungene Hauruck-Musik vielleicht doch zu teutonisch?
Föhnfrisur und Strampelanzug
Über keine andere deutsche Show-Größe lässt sich so trefflich streiten wie über den blonden Musiker. Er selbst wäre womöglich beleidigt, würde man seine Pop-Kamellen einer differenzierten Betrachtung aussetzen. Was immer Bohlen widerfahren ist, war „hammermäßig“ – um eines seiner Lieblingswörter zu zitieren. Ein Hammer war bereits der erste Hit, den er mit seinem Gesangspartner Thomas Anders unters tanzbegeisterte Volk geworfen hatte: „You’re My Heart, You’re My Soul“. Das Duo „Modern Talking“ war geboren.
Unvergessen sind die Föhnfrisuren und Bohlens Strampelanzüge, bei denen er auch die Farbe Pink nicht verschmähte. Es waren halt die 80er. Und ein Erfolg reihte sich an den anderen.
Unzählige Frauengeschichten
War es nun Größenwahn oder ein riskantes Spiel mit Negativschlagzeilen, als Bohlen sich in seinem Bestseller „Nichts als die Wahrheit“ eine Schlammschlacht mit dem Ex-Kollegen Anders lieferte? Fortan gab der große Zampano in der Boulevardpresse den Ton an. Vor allem mit seinen Partnerinnen: Da war Nadja Abd el Farrag, als „Naddel“ besser bekannt. Mit der „Werbe-Ikone“ Verona Feldbusch, spätere Pooth, führte Bohlen eine Kurzzeit-Ehe. Irgendwie verspürten die Damen zum Verdruss des Meisters wenig Lust, am Herd zu stehen. Estefania Küster schließlich ist am besten als „Gefährtin“ umschrieben.
Derweil bewies der lebende Markenartikel Bohlen, dass er aufs Musikmachen nicht angewiesen ist. In „Deutschland sucht den Superstar“ gibt er seit elf Jahren den Casting-Papa und lässt andere singen, die er oft entsprechend niedermacht: „Wenn ich meinem Hund ’ne Currywurst in den Hintern schiebe, dann macht er auch solche Geräusche.“ Große Aufreger geben solche Sprüche angesichts der Rhetorik im Dschungelcamp nicht mehr her. Bohlen, der clevere Pionier, scheint die Entwicklung geahnt zu haben.
Inzwischen ist das einstige Party-Biest offenbar zur Ruhe gekommen. Im vergangenen Jahr ist Bohlen zum sechsten Mal Vater geworden.
Zum Geburtstag wünscht er sich nur Gesundheit – ganz im Sinne seiner Lieben, „dass ich noch möglichst lange viel, viel Geld für die ranschaffen kann...“