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50. Tatort mit Bär und Behrendt: Interview mit Kölsche Jungs

50. Tatort mit Bär und Behrendt

Interview mit Kölsche Jungs

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    Die Kölner "Tatort"-Schauspieler Dietmar Bär (als Freddy Schenk, links) und 
Klaus J. Behrend (als Max Ballauf).
    Die Kölner "Tatort"-Schauspieler Dietmar Bär (als Freddy Schenk, links) und Klaus J. Behrend (als Max Ballauf). Foto: dpa

    Hart, aber herzlich: Freddy Schenk und Max Ballauf sind die Kumpeltypen unter den „Tatort“-Kommissaren – das Publikum liebt die beiden Ermittler mit all ihren Macken und Marotten. Mehr als neun Millionen Krimifans sind regelmäßig dabei, wenn das Kölner Duo seine oft sozialkritisch gefärbten Fälle löst. Nun feiern die beiden ein Jubiläum: Der Krimi „Tatort: Altes Eisen“ (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) ist der 50. gemeinsame Einsatz von Ballauf alias Klaus J. Behrendt und Schenk alias Dietmar Bär seit 1997. Die Schauspieler sind im Laufe der Jahre dicke Freunde geworden. Im Interview ergänzen sich der wohlbeleibte Gourmet Bär (50) und der drahtige Hobbysportler Behrendt (51) bestens – wie ein altes Ehepaar.

    In jedem „Tatort“ aus Köln besuchen Sie als Ermittler eine Imbissbude. Gibt es die wirklich?

    Bär: Die Wurstbude gibt es zwar wirklich, aber sie hat normalerweise einen anderen Standort. Für die Filme wird sie auf der sogenannten Schäl Sick aufgebaut, also rechtsrheinisch, damit im Hintergrund die schöne Seite Kölns mit dem Dom zu sehen ist.

    Behrendt: Auf diesen Drehtag freut sich immer das ganze Team, denn die Requisiten sind ja echt und sollen nicht weggeschmissen werden. Es gibt also Currywurst und Pommes für alle. Was das Bier angeht: Mittlerweile trinken wir am Set nur alkoholfreies.

    Zu den „Running Gags“ gehören auch die beschlagnahmten Verbrecherautos, mit denen Freddy Schenk immer herumgondelt.

    Behrendt: Ganz am Anfang, als die Figuren entwickelt wurden, gab es eine Zeitungsmeldung, dass die Hamburger Polizei beschlagnahmte Autos benutzt hat. Das hat unsere Phantasie angeregt, und seitdem hat Schenk ein Faible für alte Autos.

    Bär: Im 50. Fall werden die Leute ein regelrechtes Batmobil sehen, das größte Schiff, das wir jemals hatten. Solche Details sind die Würze in der „Tatort“-Suppe.

    Wenn Sie gewusst hätten, dass Ihre Kommissare für Sie zu Lebensrollen werden würden: Hätten Sie zugesagt?

    Bär: Wer kann das schon sagen? Ich habe mich damals auf jeden Fall gefreut, dass der Klaus mich gefragt hat. Wir beide hatten uns bei Dreharbeiten zum Mehrteiler „Leo und Charlotte“ kennengelernt.

    Behrendt: Als ich gebeten wurde, den Tatort „Köln“ zu übernehmen, wollte ich ganz gerne meinen Partner bestimmen. Wenn die Chemie zwischen uns beiden nicht so gut wäre, hätte das auf diese lange Zeit auch nicht klappen können.

    Sie sind nicht nur vor der Kamera Kumpels.

    Behrendt: Wir sind seit vielen Jahren sehr eng befreundet. Diese Freundschaft kommt uns bei der Arbeit zugute. Wir müssen voreinander nicht die Rampensau raushängen lassen, es gibt keine Kabbelei, wer mehr Szenen oder mehr Drehtage hat.

    Wie lange wollen Sie den Job noch machen? Haben Sie schon mal ans Aufhören gedacht?

    Behrendt: Nein, noch nie. Aber wenn das Publikum uns mal nicht mehr sehen will, wird unser Arbeitgeber, der WDR, uns sicherlich sagen: Es steht ein Wechsel an.

    Danach sieht es derzeit nicht aus: Der Kölner „Tatort“ rangiert in der Beliebtheitsskala weit oben.

    Bär: Seit dem ersten Tag. Es ist uns auch ein Rätsel, aber ein schönes. Klar: Die Stadt ist unverwechselbar, wir haben gute Storys und unsere Figuren sind nicht statisch. Wir sind keine Comic-Helden wie Batman oder Superman, die immer gleich aussehen und das gleiche Leben führen. Früher trug Schenk ja auch noch die Cowboystiefel. Aber seit er Opa ist, hat sich sein Weltbild verändert.

    Behrendt: Dietmar und ich unterliegen dem normalen Alterungsprozess, und das spiegelt sich auch in den Figuren wider. Anfangs hatte ich noch fast schwarze Haare, jetzt nicht mehr. Und ich trage jetzt eine Brille, weil ich ab dem 40. Lebensjahr beim Lesen immer längere Arme bekommen habe.

    Welche Ihrer bisherigen Fälle mögen Sie am liebsten? Die mit den gesellschaftspolitischen Themen?

    Bär: Es gibt so viele, an die ich mich gerne erinnere. Wir mögen die klassischen „Whodunits“ („Wer hat es getan?“ Gemeint sind TV-Krimis, bei denen ein Verbrechen Schritt für Schritt aufgeklärt wird. Die Zuschauer sehen dabei den Ermittlern über die Schulter, die Red.). Spannend sind aber auch die polarisierenden Filme wie „Minenspiel“ über Anti-Personen-Minen, der Obdachlosenkrimi „Platt gemacht“ oder „Bildersturm“, der sich um die Wehrmachtsausstellung drehte.

    Manchmal wirft man dem Kölner „Tatort“ einen Hang zu Sozialromantik vor.

    Bär: Natürlich können wir keine Dokumentation über Themen wie Obdachlosigkeit drehen, wir machen ja Fiktion. Aber wir können solche Dinge ansprechen und den Krimi zur Bühne dafür machen.

    Behrendt: Wenn ein Film polarisiert, wenn wir kein Fast Food geschaffen haben, wenn die Zuschauer am Montagmorgen auf der Arbeit darüber diskutieren und verschiedener Meinung sind – das ist doch klasse. Wenn der Film hängen bleibt, dem Zuschauer eine gewisse Thematik näherbringt, dann hat sich die Arbeit gelohnt.

    Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihrer Figuren?

    Behrendt: Ich bin mit Max Ballauf zufrieden. Es gibt demnächst auch eine Änderung bei der Figur, aber ich will noch nichts verraten.

    Bär: Ich bin glücklich und froh. Nur eines würde ich gerne wissen: Wer steckt eigentlich hinter Frau Schenk? Die hat man nämlich in 50 Folgen noch kein einziges Mal gesehen.

    Gibt es Ihre Kommissare eigentlich nur als Duo oder würde auch einer alleine weitermachen, wenn der andere aussteigt?

    Bär: Schwerst vorstellbar! Aber über so was haben wir noch nie nachgedacht.

    Dann haben Sie auch noch keinen Plan, wie es mit den Kommissaren einmal zu Ende gehen soll?

    Behrendt: Wahrscheinlich werden wir uns gegenseitig erschießen. Oder wir machen es wie in der legendären „Dallas“-Folge: Es war alles nur ein Traum.

    Bär: Genau, wir werden beide morgens im Schlafsaal der Polizeischule wach, stehen am Anfang unserer Karriere und haben alle Fälle nur geträumt.

    Interview:

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