Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

50 Jahre Asterix und Obelix: "Die spinnen, die Römer"

50 Jahre Asterix und Obelix

"Die spinnen, die Römer"

    • |
    Asterix
    Asterix

    Gallien insgesamt ist dreigeteilt. Einen Teil bewohnen die Belger, den anderen die Aquitaner und den dritten die, die in ihrer eigenen Sprache "Kelten", in unserer "Gallier" genannt werden. So schrieb Cäsar in "De Bello Gallico".

    Und fuhr in seinen Berichten über den "Gallischen Krieg" so fort: Sie alle unterscheiden sich untereinander in Sprache, Gewohnheiten und Gesetzen. Wohl wahr, Imperator.

    Aber dann beging Gaius Julius Geschichtsfälschung. Die tapfersten all dieser sind die Belger, behauptete Cäsar. Beim Teutates! Jeder weiß doch, dass die Unbeugsamsten von allen weit weg in jenem kleinen gallischen Dorf in Armorica, irgendwo in der Bretagne, leben - die Römerlager Kleinbonum, Laudanum, Babaorum und Aquarium im Rücken.

    Und so verwundert es nicht, dass die geschichtsfernen Eindringlinge regelmäßig derart verkloppt werden, so dass sie nicht mehr wissen, ob sie südlich oder nördlich des Rubikon geboren wurden.

    Dass römische wie gallische Geschichte im 20. Jahrhundert neu gestaltet wurden, ist das Verdienst zweier Männer, Gallier natürlich. Fast 50 Jahre ist es her, dass René Goscinny und Albert Uderzo Comic-Geschichte schrieben, als das französische Jugendmagazin Pilote am 29. Oktober 1959 die erste Story über das ungleiche Freundespaar Asterix und Obelix veröffentlichte.

    Mit dem kleinwüchsigen, cleveren Asterix und dem runden, tumben Obelix war dem genialen Texter Goscinny und dem detailfreudigen Zeichner Uderzo ein Wurf gelungen. Asterix hat jene Kulturära eingeläutet, in der dem Comic wachsender Respekt als ernst zu nehmende Kunstform gezollt wird.

    Fast vergessen ist, dass Asterix und Obelix um 1965 schon eine kurze Karriere in Rolf Kaukas Magazin "Lupo modern" gefeiert hatten. Die Gallier mutierten zu den Westgermanen Siggi und Babarras, die in der "kleinen Fliehburg Bonnhalla" residieren.

    Auf den Schulhöfen wurden die Hefte wie wild getauscht, man hatte ja keine Ahnung von der französischen Originalvorlage. Als Goscinny und Uderzo von der Verfälschung ihrer Serie Wind bekamen, gingen sie gerichtlich dagegen vor und kassierten die Rechte.

    Es vergingen einige Jahre, bis Asterix-Comics auch in Studentenkreisen als legitime Unterhaltung anerkannt wurden. Wer einen lateinischen Spruch absondern wollte, galt nicht mehr als Burschenschaftler im "Feuerzangen-Bowle"-Stil ("Nunc est bibendum - Nun muss getrunken werden").

    Es ging in den 1970er Jahren nämlich zeitgeistiger zu: Die 20 Semester plus trösteten sich frei nach Vergil mit dem Spruch "Non omnia possumus omnes - Wir können nicht alle alles" und orderten im Bierlokal Cervisia ("Helga, noch eine Halbe").

    Am 22. Oktober schenkt nun der Egmont Ehapa Verlag nach: Dann erscheint zum 50-jährigen Jubiläum mit "Asterix & Obelix feiern Geburtstag" der Band 34 - vier Jahre nach Heft 33.

    An lange Durststrecken haben sich die Fans gewöhnt. Albert Uderzo, seit dem Tod Goscinnys im Jahr 1977 als Texter und Zeichner verantwortlich, braucht seine Zeit, um die aufwendigen Comic-Alben zu realisieren. Immerhin ist er 82 Jahre alt. Und muss damit leben, dass die verschworene Asterix-Gemeinde noch immer den alten Geschichten und dem Wortwitz Goscinnys nachtrauert.

    Uderzo selbst wollte 1994 hinschmeißen nach Streitigkeiten mit seinem französischen Verlag. Und machte dann doch weiter.

    Immerhin: Weltweit fanden die Abenteuer an die 330 Millionen Käufer. Zudem erfreut Asterix seine Leser in nicht weniger als 110 Sprachen oder Dialekten.

    Bei dem weltweiten Lachen über Asterix & Co. ist es fast unglaublich, dass die Käufer der ersten Pilote-Ausgabe mit Asterix sogar den Kaufpreis zurückerhielten, sollte ihnen die Geschichte nicht gefallen. Zum Glück hatte sich Goscinny gegen den Zeichner durchgesetzt.

    Statt eines schönen blonden Helden, wie er Uderzo vorschwebte, wurde Asterix als Winzling geschaffen. Dass er Römer reihenweise aufmischen kann, liegt an dem Zaubertrank, den der Druide Miraculix braut, der Riesenkräfte verleiht. Eigentlich müßig ist die Erwähnung, dass Hinkelsteinlieferant Obelix als Baby in den Trog mit dem Wundertrank gefallen ist und deshalb seiner Wirkung nicht bedarf.

    Das Personal des nie namentlich genannten kleinen gallischen Dorfs ist eine der Erfolgskomponenten. Der Mini-Hund Idefix, ständiger Begleiter von Obelix, wird als erster "grüner" Hund gehandelt: Jeder Baum, der gefällt wird, lässt ihn vor Verzweiflung losheulen. Was aber auch daran liegen kann, dass er einen Stamm weniger hat, wo er sein Geschäft verrichten kann.

    Regelmäßig enden die Geschichten mit einer Fressfeier, bei der der Barde Troubadix (fast) immer an einen Baumstamm gefesselt ist, mit Knebel im Mund. Denn bei seinem Gesang würde den Galliern vermutlich der Himmel auf die Köpfe fallen - und das ist nun mal das Einzige, was Häuptling Majestix und die Seinen wirklich fürchten. Und kein Frische-Freak würde wohl dem Verleihnix einen Barsch abkaufen. Man glaubt, den Fisch schon fast aus dem Heft herauszuriechen.

    Ein großes Rätsel bleibt der alte Methusalix, der das rassigste Weib des Dorfes sein eigen nennt. Dass die wohlgeformte Schöne ihm noch keine Hörner aufgesetzt hat, mag man nicht glauben. Ob Uderzo da noch mal nachlegt? Wäre schön, ist aber leider nicht zu erwarten.

    Ein weiterer Reiz der Geschichten liegt in den Reisen unserer Helden. So kamen Asterix und Obelix etwa nach Britannien, Spanien, Griechenland, Afrika und Korsika.

    Mit spitzer Feder werden die ausländischen Nachbarn karikiert. Die Schweizer putzen Tag und Nacht, die Briten trinken auch in Kriegszeiten pünktlich um 17 Uhr "heißes Wasser" (bis sie übrigens durch Asterix auf die Idee kommen, es durch Kräuter zu Tee zu veredeln).

    Das Überraschende: Nicht einmal die linke Klientel in der Leserschaft störte sich in den 70er Jahren an den Klischees, weil sie mit einem gewissen Augenzwinkern transportiert wurden. Anderen Autoren aber hätte man wohl den schwarzen Piraten mit den dicken Lippen, der kein "R" sprechen kann, verübelt ("Ih' und Eu'e faulen T'icks").

    Purist sollte man nicht sein bei der Lektüre der Geschichten, die in den vergangenen Jahren verflachten (Uderzos angebliche Disney-Hommage "Gallien in Gefahr" fiel enttäuschend aus). Dass da ein Raumschiff im gallischen Dorf landet, war ein plumpes Zugeständnis an vermuteten Zeitgeschmack.

    Der echte Asterix-Fan ist ein Nostalgiker - und ein nachsichtiger dazu. Wir wissen, dass wir uns im Jahr 50 v. Chr. befinden. Wenn das Wagenrennen von Ben Hur zitiert wird, das wohl ca. 30 n. Chr. - so die Filmlegende - veranstaltet wurde, freuen wir uns über den Einfall.

    Erfolg muss nicht mit Magie einhergehen. Die acht Zeichentrickfilme erfreuten ein vorwiegend jugendliches Publikum. Ältere Fans schätzen dagegen die Kunst der Sprechblase.

    Für die deutschen Asterix-Geschichten war Herausgeber Adolf Kabatek die Sprachinstanz - so wie Erika Fuchs für Donald Duck. Den nachhaltigsten Satz, "Ils sont fous, ces Romains!" formte Kabatek zu dem Klassiker "Die spinnen, die Römer!" (Rupert Huber)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden