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5 skurrile Fakten über Brüssel: Was Touristen wissen müssen

Reisen

Seltsame Sitten in Brüssel

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    Das Wetter in Brüssel ist zuverlässig schlecht. Regenschirme sind also Dauerbegleiter. Wie hier bei der Trauung der belgischen Prinzessin Maria Laura und ihres Mannes William Isvy im Jahr 2022.
    Das Wetter in Brüssel ist zuverlässig schlecht. Regenschirme sind also Dauerbegleiter. Wie hier bei der Trauung der belgischen Prinzessin Maria Laura und ihres Mannes William Isvy im Jahr 2022. Foto: picture alliance/BELGA, dpa

    Wer reist, kann was erleben – zum Beispiel die Eigenarten, die Menschen in Paris, London oder Brüssel haben. Diese Eigenarten können bisweilen nerven oder irritieren, in jedem Fall sollte man ihnen mit Humor begegnen. Vor allem: Man sollte von ihnen schon einmal gehört haben. In einer Serie blicken unsere Korrespondentinnen und Korrespondenten wöchentlich auf kleine, aber feine Unterschiede. Heute geht es um Brüssel. Wussten Sie zum Beispiel, …

    ... dass das Wahrzeichen Brüssels ein pinkelnder Jüngling ist? Manneken Pis, die Brunnenfigur, ist ein Phänomen und seit Jahrhunderten Symbol des belgischen Selbstverständnisses. Stets umlagert von Touristen kommt er jedoch deutlich kleiner daher als viele erwarten, zudem muss man durch ein Gitter knipsen – eine Vorsichtsmaßnahme, seit 1965 Diebe die Bronze-Statue auf brutale Weise vom Sockel rissen. Eine Kopie ersetzte die übriggebliebenen Beinreste und folgte der Tradition des inkontinenten Originals, auch wenn das wenig später wieder auftauchte. Wenn er nicht gerade pinkelt, wie ihn sein Künstler Jérôme Duquesnoy schuf, trägt er groß auf. Der Knabe verkörperte schon Obelix, Mozart, Dracula und sogar Nelson Mandela mit grauer Perücke. Mehr als 1000 Kostüme zählt das Archiv. Er hat sogar eine eigene Hymne und ist seit 1989 offiziell verlobt. Belgischer Humor eben!

    Manneken Pis im Olympiafieber: Die Brunnenfigur trägt die Kleidung des belgisch-olympischen Teams.
    Manneken Pis im Olympiafieber: Die Brunnenfigur trägt die Kleidung des belgisch-olympischen Teams. Foto: Nicolas Maeterlinck/BELGA, dpa

    ...dass es mindestens einmal am Tag regnet? Das Wetter in Brüssel ist zuverlässig schlecht und die Eine-Million-Dollar-Frage bleibt, warum kaum jemand über das Elend redet. In London soll es ständig nieseln, wie der Volksmund zu Unrecht meint? Pah! Schon mal Brüssel erlebt? Sonne und Licht verabschieden sich zwischen Oktober und April, dafür setzt graue Düsternis ein, die Nichtbelgier schon mal zur Verzweiflung treiben kann. Durchs Europaviertel ziehen sich Betonboulevards, gesäumt von stählernen Bürokomplexen und Verwaltungsburgen, dazu das monströse Berlaymont-Gebäude, Sitz der EU-Kommission. 

    ... dass sich buchstäblich keiner versteht? „Hat dieses Land noch einen Sinn?“, titelte einst eine belgische Zeitung und wie so oft ging es um die Rechte französischsprachiger Belgier in den flämischen Vororten Brüssels. Tatsächlich stürzten erbittert geführte Sprachstreitigkeiten zwischen den niederländischsprachigen Flamen und den frankophonen Wallonen das Land regelmäßig in die Krise. Mittlerweile achten Regierungschefs und Familie König penibel darauf, mal so, mal so zu reden, zu schreiben und zu twittern. Gelegentlich sprenkeln sie noch Belgiens dritte Landessprache ein: deutsch. Das Chaos lässt sich in Speisekarten, Eckkneipen, Trams und Modegeschäften beobachten. Um keine stolzen Flamen zu verletzen, empfiehlt es sich, in den flämischen Flecken in Brüssel Niederländisch zu reden oder es auf Englisch zu versuchen statt auf Französisch. Und umgekehrt im mehrheitlich und historisch frankophonen Brüssel. Voilà.

    ... dass Müll zum Straßenbild gehört? Der unerfahrene Brüssel-Besucher dürfte sich nicht nur bei der Ankunft am Schmuddelbahnhof Gare du Midi fragen, ob er aus Versehen in Paris während des Müllabfuhr-Streiks gelandet ist. Auch für Einheimische gleicht der Spaziergang durch die Stadtviertel mit ihren feinen Art-Deco-Gebäuden oft einem unappetitlichen Spießrutenlauf. Auf den Bürgersteigen stapeln sich mehrmals pro Woche Berge voller stinkender Müllsäcke. Oft fliegt Abfall herum, weil Füchse oder Krähen das Plastik aufreißen. Bewohner stellen ihre Säcke je nach Art an unterschiedlichen Wochentagen vor ihre Häuser. Im Idealfall werden diese innerhalb eines Tages eingesammelt, aber dies ist Belgien! Kürzlich präsentierte der Bürgermeister einer Brüsseler Gemeinde seine Lösung des Problems und er klang, als hätte er geschnittenes Brot erfunden: die Mülltonne!

    ... dass die Belgier nichts mit dem deutschen Reinheitsgebot anfangen können? Die belgische Bierkultur steht auf der Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes, es gibt rund 1500 Sorten aus 400 Brauereien. Einige schmecken nach Früchten wie Kirsche oder Pflaume oder nach Gewürzen wie Anis oder Koriander. Viele haben zum Leidwesen ungeübter Trink-Touristen deutlich über zwölf Volumenprozent. Ob Duvel Moortgat, La Chouffe, The Brew Society, Martens, The Musketeers oder LefebvreStets – im September können sich Liebhaber beim Belgian Beer Weekend auf dem prächtigen Grand-Place in Brüssel durchprobieren, dort, wo früher die Brauerzunft und heute Belgiens größter Brauereiverband sitzt. Doch, wie gesagt: Die Katergefahr ist hoch.

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