Für 49 Euro quer durch Deutschland reisen: Seit dem 1. Mai 2023 ist das mit dem 49-Euro-Ticket oder auch Deutschlandticket endlich möglich. Ziel ist es laut Volker Wissing, Bürgerinnen und Bürger gerade in Zeiten steigender Kosten mit dem vergünstigten Ticket zu entlasten. Das hatte der Bundesverkehrsminister Anfang Februar bei einer Bundestagsdebatte noch einmal betont. Doch gerade verschuldete Menschen könnten ein Problem beim Kauf des Tickets - das vorbestellt werden konnte - bekommen.
Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet, geht mit dem Kauf des 49-Euro-Tickets je nach Zahlungsart und Anbieter ein Schufa-Check einher. Bei Menschen mit geringer Bonität kann diese Überprüfung negativ ausfallen und zu einem Ausschluss führen. Betroffene könnten das 49-Euro-Ticket folglich nicht kaufen und damit auch nicht nutzen. Doch wo tritt das Problem auf und welche möglichen Lösungen gibt es? Alle Antworten finden Sie im Artikel.
49-Euro-Ticket: Wo werden Verschuldete vom Kauf ausgeschlossen?
Besonders Bahn-Pendler wird das Deutschlandticket ab Mai 2023 entlasten. Laut dem Bericht der Süddeutschen Zeitung könnten verschuldete Menschen aber fast deutschlandweit Probleme beim Kauf eines 49-Euro-Tickets bekommen. Denn die Deutsche Bahn sowie der Zahlungsdienstleister Logpay, der bei über 250 Ticket-Shops des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) zum Einsatz kommt, führen beim Kauf eine Bonitätsprüfung durch. Das hatten beide Unternehmen auf Anfrage der SZ bestätigt.
Zum Hintergrund: Beide Unternehmen nutzen dieses Verfahren, um sich vor möglichen Zahlungsausfällen zu schützen. Bei der Bonitätsprüfung wird im Schufa-Check auch der sogenannte Schufa-Score abgefragt. Ist dieser hoch, spricht das für zahlungsfähige Kundschaft. Ist der Score allerdings niedrig, schätzen Unternehmen das Risiko, dass die Käuferin oder der Käufer nicht zahlen kann, höher ein. Fällt der Schufa-Check negativ aus, haben Betroffene häufig Schwierigkeiten, Kredite zu erhalten, online auf Rechnung zu kaufen oder eben ein Deutschlandticket zu bekommen.
49-Euro-Ticket nicht für Verschuldete: Warum gehen Deutsche Bahn und Logpay so vor?
Mit 49 Euro ist das Deutschlandticket im Vergleich zu Einzelfahrkarten oder Tagestickets in den meisten Tarifen recht teuer. Hinzukommt, dass das 49-Euro-Ticket in Form eines monatlichen Abonnements gestaltet ist und fast nur online erworben werden kann. Das macht monatliche Abbuchungen nötig und diese werden in Deutschland häufig über ein SEPA-Lastschriftmandat abgewickelt. Dabei gehen Unternehmen laut dem SZ-Bericht in Vorleistung und wollen sich über einen Schufa-Check vor möglichen Zahlungsausfällen schützen.
Das für die Unternehmen sinnvolle Prozedere kann beim 49-Euro-Ticket jetzt aber zu Problemen führen. Menschen, die besonders auf die Entlastung durch das Deutschlandticket angewiesen sind, könnten durchs Raster fallen.
Wie sich das Problem auf Studenten, die das 49-Euro-Ticket als Semesterticket nutzen, oder auf das 49-Euro-Ticket als Job-Ticket auswirkt, ist nicht klar.
49-Euro-Ticket kaufen: Geht das für Verschuldete auch ohne Schufa-Check?
Eine Anfrage unserer Zeitung bei der Deutschen Bahn bestätigte im Juli 2023 dass der Schufa-Check beim Kauf des Deutschlandtickets weiter durchgeführt wird. "Wie bei Abo-Verträgen im Allgemeinen üblich, führt auch die Deutsche Bahn beim Abschluss von Abonnements eine Bonitätsprüfung durch. Damit wollen wir das Risiko von Betrugsversuchen und Zahlungsausfällen minimieren. Diese Bonitätsprüfung führt bereits seit vielen Jahren der Dienstleister infoscore für uns durch", teilt eine Sprecherin der Deutschen Bahn mit. Zu der Frage, ob die Deutsche Bahn in Zukunft plane, den Check auszusetzen, konnte uns die Sprecherin keine Antwort geben.
Eine Lösung des Problems ist bislang nicht in Sicht. Was Bürgerinnen und Bürger tun können, denen der Kauf des 49-Euro-Tickets verwehrt wurde, ist unklar. Laut der SZ hat auch das Bundesverkehrsministerium auf die Frage nach einer Lösung keine klare Antwort geben können. Letztlich würde es an der Deutschen Bahn und Logpay liegen, ob und wie ein Schufa-Check künftig durchgeführt wird.
Dass eine Lösung nicht unmöglich ist, zeigen aber einige Privatunternehmen. So will beispielsweise die Firma Transdev, die hinter der Website deutschlandticket.de steht, beim Verkauf des 49-Euro-Tickets auf eine Bonitätsprüfung über die Schufa verzichten. Wie? Laut der SZ dreht das Unternehmen den üblichen Prozess um. Statt in Vorleistung zu gehen, bucht Transdev die Lastschrift bereits ab, bevor das digitale Ticket verschickt wird. Das Problem von möglichen Zahlungsausfällen wird damit umgangen.