Karikaturen mit Witzen über Selbstmörder und Ausländer haben den Kalender der Deutschen Polizeigewerkschaft interessant gemacht. Jetzt sind alle Restexemplare vergriffen.
Die Nachfrage nach dem Jahreskalender sei in die Höhe geschnellt, sagte der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, am Mittwoch dem Bayerischen Rundfunk. Der Kalender war wegen als geschmacklos und latent rassistisch bezeichneter Karikaturen in die Kritik geladen.
"Ich weiß nicht, ob das beabsichtigt war, aber jedenfalls hat diese Maßnahme dafür gesorgt, dass der Kalender bundesweit eine unglaubliche Aufmerksamkeit errungen hat", sagte Wendt. Alle Restexemplare seien vergriffen. "Eigentlich wollten wir sie als Altpapier schon entsorgen, weil wir ja mittlerweile März haben."
Die Grünen sprechen von Alltagsrassismus
Die Landtags-Grünen sprachen von "Alltagsrassismus", die SPD forderte, die Kalender müssten abgehängt werden. In den meisten bayerischen Polizeipräsidien und ihren Dienststellen ist das nach einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa auch bereits geschehen. Der bayerische Landesverband der Gewerkschaft hatte 3000 Exemplare des Kalenders produzieren lassen.
Der Münchner Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer hatte seine Dienststellen am Dienstag angewiesen, den Kalender nicht mehr aufzuhängen, sagte ein Polizeisprecher. Der bayerische Landesverband der Deutschen Polizeigewerkschaft, der 3000 Exemplare des Kalender verteilte, wehrt sich gegen die Vorwürfe.
Karikatur im Kalender: Nur Migranten prügeln sich
Konkret geht es zum Beispiel um eine Karikatur mit einem festgenommenen Farbigen mit überzeichneten dicken roten Lippen, der sich gegen den Griff eines Polizeibeamten wehrt und in gebrochenem Deutsch schreit: "Was heiß' hie' Ve'dunklungsgefah'....?!" Auf einem anderen Bild prügeln sich junge Männer, die ausnahmslos Migranten zu sein scheinen.
Einer von ihnen sagt: "Boah... krass... 3ern BMW...!" Das Januar-Bild zeigt die Heiligen Drei Könige und der schwarze König muss Kamel-Exkremente aufsammeln. In der August-Karikatur geht es um einen Selbstmörder und einen Polizisten, der ihm sagt: "Jetzt spring' endlich, du Idiot, ich hab noch anderes zu tun heut!"
"Es geht um Karikaturen , die missverstanden werden könnten", sagte der Sprecher des Münchner Polizeipräsidiums. "Sie dürfen bei uns nicht mehr aufgehängt werden, um ein unmissverständliches Zeichen zu setzen." Sie spiegelten einen Geist wider, "der mit dem Selbstverständnis der Münchner Polizei nicht zu vereinbaren ist", zitiert der Bayerische Rundfunk den Polizeipräsidenten Schmidbauer - auch wenn die Freiheit der Kunst ein wichtiges Grundrecht sei.
Aufregung um den Polizei-Kalender übertrieben?
Der bayerische Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft, Hermann Benker, findet die Aufregung übertrieben. "Für mich ist das Ganze absolut unverständlich. Es wird so getan, als ob es diesen Polizeijargon nicht geben würde", sagte er. Es handle sich lediglich um einen Jargon, wie es ihn in allen Berufszweigen gebe. "Da steckt nichts dahinter." Er pochte auf die Kunstfreiheit.
Es gehe eher darum, den Frust der Polizisten bei der Arbeit zu verdeutlichen, sagte er. "Das ist eine Art Galgenhumor, mit dem unsere Kollegen seit Jahren mit den Engpässen in der deutschen Polizei umgehen. Das hat nichts mit einer Herabwürdigung eines Personenkreises zu tun." Einige Karikaturen sollten unter anderem zeigen, "zu was unser Behördendeutsch imstande ist".
Den Polizei-Kalender mit den Karikaturen gibt es seit sechs Jahren
Die Kalender seien vor allem in Bayern verteilt worden, aber auch an "befreundete Landesverbände" weitergegeben. Seit sechs Jahren werde der Kalender herausgebracht, beschwert habe sich bislang niemand. Inzwischen habe er aus mehreren Landesteilen von der Anordnung gehört, die Kalender abzuhängen, sagte Benker. Eine Anordnung vonseiten des Ministeriums gibt es nicht, wie ein Sprecher sagte. Die Polizeipräsidien seien "sensibilisiert", es gebe aber keine Anweisungen, wie sie zu handeln hätten. AZ, dpa-lby