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28 Menschen sterben im Autobahntunnel: Busunglück in der Schweiz: Der schwere Gang der Eltern

28 Menschen sterben im Autobahntunnel

Busunglück in der Schweiz: Der schwere Gang der Eltern

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    Trauer und Verzweiflung bei den Hinterbliebenen.
    Trauer und Verzweiflung bei den Hinterbliebenen.

    Es ist eine grausame Aufgabe für die Familien der Kinder, die mit dem Reisebus in dem schweizer Autobahntunnel verunglückt sind. In schweizerischen Sitten werden die Angehörigen zu den toten Kindern gebracht. Sie müssen die Toten identifizieren. Von den 22 toten Kindern und den sechs toten Erwachsenen seien drei noch nicht identifiziert: "Wegen der Gewalt des Aufpralls gibt es Probleme bei der Identifizierung", sagte Gesundheitsministerin Laurette Onkelinx.

    Familien müssen sich sterbliche Überreste ansehen

    Die Ermittler in der Schweiz hoffen, dass die Angehörigen bei der Erkennung helfen können. Am Donnerstag sollten Mütter, Väter und andere Familienmitglieder in einer Leichenhalle in Sitten die sterblichen Überreste sehen, sagte ein Sprecher der Kantonspolizei im Wallis. Falls es nicht möglich ist, auch die letzten Toten am Aussehen oder an den Kleidern zu erkennen, werde eine DNA-Analyse in Auftrag gegeben. Zumindest die Toten, bei denen die Namen bereits feststehen, können nach belgischen Angaben rasch in die Heimat geflogen werden. Die Regierung hat zwei Transportflugzeuge des Typs C-130 von einer Übung in Portugal abgezogen und in die

    Kinder waren zwischen zehn und zwölf Jahre alt

    Obwohl viele Kinder auf dem Rückweg von ihren Wintersportferien im Reisebus angeschnallt waren, schütze das viele nicht. Etliche Sitze des Busses wurden bei dem Aufprall im Autobahntunnel regelrecht herausgerissen.

    Schwere Unglücke in Straßentunneln

    24. März 1999 zwischen Frankreich und Italien: Im Montblanc-Tunnel geht ein belgischer Lastwagen in Flammen auf, das Feuer greift auf andere Fahrzeuge über. In dem Inferno sterben 39 Menschen.

    6. August 2001 in Österreich: Im Gleinalmtunnel in der Steiermark sterben ein niederländisches Urlauberpaar und seine drei Kinder. Ihr Minivan gerät nach dem Zusammenstoß mit einem Auto in Brand.

    17. Oktober 2001 in Dänemark: Am Ende des Guldborgsund-Tunnels prallt ein Laster auf ein Auto, weitere Fahrzeuge rasen in die Unglücksstelle. Fünf Menschen sterben.

    24. Oktober 2001 in der Schweiz: Bei einem Brand im Gotthardtunnel kommen elf Menschen ums Leben. Zwei Lastwagen waren wenige Kilometer vor dem Südportal des Tunnels frontal zusammengeprallt.

    7. Juni 2003 in Italien: Auf dem Weg an die Adria schrammt ein Doppeldecker-Bus aus Gladbeck in einem Tunnel bei Venedig an der Tunnelwand entlang und stürzt um. Es gibt sechs Tote.

    4. Juni 2005 zwischen Frankreich und Italien: Im Fréjus-Tunnel gerät ein mit Reifen beladener Lastwagen in Brand. Die Flammen erfassen weitere Fahrzeuge. Zwei Menschen sterben.

    25. Dezember 2005 in Deutschland: Im Mauernried-Tunnel (Baden- Württemberg) prallt ein Personenwagen gegen die Tunnelwand und wird in den Gegenverkehr geschleudert. Fünf Insassen kommen ums Leben.

    23. September 2006 in der Schweiz: Im Viamala-Tunnel prallt ein Bus mit einem Personenwagen zusammen. Bei dem anschließenden Brand sterben neun Menschen.

    21. Februar 2009 in Österreich: Im Tauerntunnel löst ein belgischer Reisebus einen Serienunfall aus. Neun Menschen werden verletzt. Das Unglück weckt Erinnerungen an ein Inferno in diesem Tunnel zehn Jahre zuvor: Am 29. Mai 1999 hatte ein mit Lackprodukten beladener Lastwagen bei einem Auffahrunfall eine Massenkarambolage und ein Feuer ausgelöst. Damals kamen zwölf Menschen ums Leben.

    Unter den Überlebenden befindet sich auch ein deutsches Kind. Zudem stammen mehrere Schüler aus den Niederlanden, da Lommel nahe der Grenze liegt. Die Mädchen und Jungen waren nach Behördenangaben zumeist zwischen zehn und zwölf Jahre alt.

    Nach dem tragischen Busunglück in der  Schweiz besuchen Angehörige der Opfer aus Belgien die Unfallstelle. Die Besuche  in dem Autobahntunnel bei Siders im Wallis sollten den ganzen Tag  andauern, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Kurz zuvor  hatten Familien mit Blumen und Briefen in den Händen, die sie am  Unglücksort niederlegen wollten, ein Hotel in Siders verlassen.

    Busunglücke mit Schülern

    Schon zahlreiche Kinder und Jugendlichen sind bei Busfahrten zur Schule oder auf Klassenreisen verunglückt.

    Januar 2004: Bei einem Schulbusunfall im Schweizer Kanton Wallis werden sechs Kinder verletzt. Der Bus war auf schneebedeckter Straße ins Rutschen geraten. Er schlitterte etwa 40 Meter einen Abhang hinunter.

    Juli 2004: Beim Auffahrunfall zweier Reisebusse in der Schweiz werden 14 Schüler aus Baden-Württemberg verletzt. Die Jugendlichen aus dem Raum Heilbronn waren auf der Rückreise von einer Schulfahrt nach Italien.

    Juni 2005: Am Hamburger Elbtunnel fährt ein voll besetzter Bus mit Schülern aus dem nordrhein-westfälischen Lübbecke auf einen im Stau haltenden Lastwagen auf. 20 Kinder, ihre Lehrerin und drei Autofahrer werden verletzt.

    Februar 2006: Drei Schüler sterben in Coppenbrügge in Niedersachsen: Ihr Bus wird bei Schneetreiben von einem entgegenkommenden, mit Eisenteilen beladenen Lastwagen gerammt und aufgeschlitzt.

    Mai 2008: Bei einem Unfall mit einem Schulbus nahe Hohenlockstedt in Schleswig-Holstein kommt ein Autofahrer ums Leben. Die Busfahrerin sowie drei Jugendliche und ein weiterer Autofahrer werden leicht verletzt. Die übrigen etwa 50 Kinder kommen mit dem Schrecken davon.

    Februar 2010: Beim Unfall eines Doppeldeckerbusses werden in Österreich 32 junge ungarische Wintersportler verletzt. Der Bus mit etwa 80 Jugendlichen kam auf dem Weg ins Kärntner Skigebiet Innerkrems von der schneeglatten Straße ab und stürzte in einen Graben.

    Mai 2011: Auf einer Klassenfahrt werden drei Jugendliche und drei Erwachsene aus Bayern bei einem Busunglück in Slowenien zum Teil schwer verletzt. Sie waren zur Feier ihres Mittelschulabschlusses nach Kroatien unterwegs.

    Februar 2012: Ein Reisebus mit etwa 50 Schülern aus Hamburg gerät auf der A7 bei Soltau in Niedersachsen in Brand. Acht Jugendliche werden verletzt. Der Bus brennt vollkommen aus.

    Die belgische Regierung hat am Donnerstag bei einer Sondersitzung über den Heimtransport der 28 Toten und 24 Verletzten des Busunglücks in der Schweiz beraten. Nach Angaben von Gesundheitsministerin Laurette Onkelinx sind unter den verletzten Kindern noch vier Schwerverletzte, davon drei in einem "kritischen" Zustand. Zahlreiche Kinder könnten bereits am Donnerstag entweder vom belgischen Militär oder von Rettungsflugzeugen der Versicherungsgesellschaft nach Hause gebracht werden, sagte Ministerin Onkelinx.

    War der Busfahrer krank?

    Experten wollten das völlig zerstörte Buswrack untersuchen, um nähere Erkenntnisse zum Unfallhergang zu erhalten. Zudem soll geklärt werden, ob eine plötzlich auftretende Krankheit des Busfahrers zu dem Unfall geführt hat. "Die Leiche des Busfahrers wurde für eine Autopsie nach Lausanne gebracht", sagte der Polizeisprecher. Mit Ergebnissen werde aber erst in den nächsten Tagen gerechnet.

    Der Bus mit zwei Schulklassen aus den belgischen Orten Lommel und Heverlee war nach einem Skiausflug am Dienstagabend in der Nähe des schweizerischen Ortes Siders (französisch: Sierre) gegen eine Tunnelwand geprallt. dpa/afp/AZ

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