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2024 war das wärmste Jahr seit fast 150 Jahren

Klima

Klimabilanz des Deutschen Wetterdienstes: So warm wie nie

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    Ausgeprägte Hochdruckwetterlagen ließen den März extrem trocken werden. Auch im Februar war wenig Regen gefallen.
    Ausgeprägte Hochdruckwetterlagen ließen den März extrem trocken werden. Auch im Februar war wenig Regen gefallen. Foto: Annette Riedl, dpa

    Dass die Klima-Pressekonferenz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ausgerechnet am 1. April stattfand, wollte nicht so recht passen. Denn zu Späßen war niemand auf dem Podium aufgelegt, angesichts der ernsten Bilanz, die die Meteorologen zogen. „Wir müssen schnell handeln“, sagte Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt beim DWD. „Jedes vermiedene Zehntel-Grad Erderwärmung hilft.“ Er wirkte, als wünschte er sich, mit einem lapidaren „April, April“ die schlechten Nachrichten wegwischen zu können.

    Doch der Trend, der am Dienstag von den Klima-Experten vorgestellt wurde, ist eindeutig: Deutschland heizt sich immer mehr auf. Seit den 1960er-Jahren war jede Zehn-Jahresperiode wärmer als die vorherige. Die zehn wärmsten Jahre seit 1881, also seit Messbeginn des DWD, sind in den vergangenen 25 Jahren aufgetreten. 2023 und 2024 erlebte Deutschland jeweils einen Allzeitrekord in der Jahresmitteltemperatur, und mit im Mittel 10,9 Grad Celsius war 2024 hierzulande das bisher wärmste seit fast 150 Jahren. „Die Folgen dieses beschleunigten Klimawandels sind für Deutschland schon heute gravierend“, sagte Fuchs. Und man komme nicht umhin, festzuhalten: Was zwischen 1881 und 1990 extrem gewesen sei, sei heute normal. 

    In den Städten gibt es immer mehr gesundheitsgefährdende Hitzewellen

    In den Städten treten dem DWD zufolge immer mehr gesundheitsrelevante Hitzewellen auf, durch den Klimawandel gibt es zudem mehr Extremwetterereignisse wie Hochwasser und Sturzfluten, gleichzeitig einen ausgeprägten Wechsel zwischen sehr nassen und enorm trockenen Jahren. Durch letztere wird insbesondere die Landwirtschaft beeinträchtigt, die mehr bewässern muss, was wiederum den Wasserkreislauf stört. In den vergangenen zwei Jahren konnten zudem extreme marine Hitzewellen in den Ozeanen beobachtet werden. Neben dem seit Jahren überdurchschnittlich warmen Mittelmeer sind nach DWD-Angaben nun auch die Nord- und Ostsee sehr warm geworden. „Die Konsequenzen erleben wir“, sagte Fuchs. „Warme Ozeane verdunsten in eine wärmere Atmosphäre bedeutend mehr Wasserdampf. Das führt zu katastrophalen Stark- und Dauerniederschlägen.“ 

    Diese rasante Entwicklung führt nun sogar dazu, dass der DWD seine Darstellung der Temperaturveränderungen anpasst. „Die Temperatur steigt nicht gleichmäßig, sondern sehr beschleunigt an“, erklärte Andreas Becker, Leiter Klimaüberwachung beim DWD. Eine lineare Linie, die bisher verwendet wurde, sei deshalb nicht mehr angebracht, deswegen gebe es nun eine neue Klimatrendlinie. Das Ergebnis dieser Methode sei ernüchternd: Deutschland hat sich im Vergleich zur frühindustriellen Zeit bereits um 2,5 Grad erwärmt. „Wir haben nicht neu gemessen, die Welt ist die gleiche wie vorher. Allerdings wird die Realität, und das betrifft vor allem die beschleunigte Erwärmung, jetzt besser beschrieben“, erläuterte Becker.

    Das Jahr 2025 begann extrem trocken

    Allein die Bilanz des Jahres 2024 zeige, wie ernst die Lage sei, fuhr Becker fort. „Erschreckend ist vor allem, dass der alte Rekord aus 2023 gleich um 0,3 Grad übertroffen wurde. Das ist aus klimatologischer Sicht absolut außergewöhnlich.“ Wie schon 2023 sorgten auch 2024 ein extrem milder Winter und ein enorm warmer Frühling für diesen Temperaturschub. Der Wetterdienst erfasste im Jahr 2024 deutschlandweit im Mittel 52 Sommertage mit einer Maximumtemperatur von über 25 Grad und zwölf sogenannte heiße Tage mit über 30 Grad. Das waren fast doppelt so viele Sommertage und fast dreimal so viele heiße Tage wie üblich. 2024 war hierzulande zudem überdurchschnittlich nass und das zwölft-feuchteste Jahr seit 1881.

    2025 indes begann enorm trocken. Im Februar fiel nur halb so viel Regen wie üblich, im März war es ein Fünftel. Das habe, so DWD-Experte Fuchs, dazu geführt, dass die oberen zehn bis 20 Zentimeter Boden ausgetrocknet seien, was die Gefahr für Waldbrände, etwa durch weggeworfene Zigaretten, erhöhe. „Die Indizien sind da, aber es ist noch kein Alarm, dass es in Richtung Dürre geht“, erklärte Fuchs. Becker ergänzte: „Die unteren Bodenschichten, aus denen die Pflanzen trinken, haben noch kein Problem.“ Aussagen, wie sich der Rest des Jahres entwickeln könnte, ob die Landwirte eine massive Trockenheit fürchten müssten, seien schwierig. Denn Niederschlag könne nur etwa zwei Wochen, nicht mehrere Monate im Voraus prognostiziert werden.

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