Hinterbliebene und überlebende Passagiere des Schiffsunglücks der "Costa Concordia" sollen eine Entschädigung von 11.000 Euro pro Person bekommen. Diese Summe habe die Reederei Costa Crociere mit zwölf italienischen Verbraucherverbänden ausgehandelt, wie der italienische Reiseindustrieverband Astoi Confindustria am Freitag in Rom mitteilte. Diese Regelung gilt auch für deutsche Passagiere.
Costa Concordia: Auch Kinder erhalten Entschädigungssumme
Die schlimmsten Schiffsunglücke
Titanic, Estonia, Sewol: Schiffsunglücke fordern oft hunderte Menschenleben. Eine - unvollständiger - Überblick über die größten Katastrophen:
16.12.1900: Gneisenau Sie war ein deutsches Segel-Schulschiff. Das tragische Unglück ereignete sich im Hafen von Malaga. Über 40 junge Menschen und mindestens 12 spanische Retter starben, als das Schiff vom Sturm gegen die Mole getrieben wurde und im Meer versank.
15.06.1904: General Slocum Deutsche Einwanderer charterten den Raddampfer "General Slocom" und machten einen Ausflug auf dem East River in New York. Als das Schiff Feuer fängt, bricht Panik aus. Mehr als 1000 Menschen fanden den Erstickungstod oder ertranken.
12.03.1907: Panzerschiff Iéna Das französische Schiff lag vor Toulon, als plötzlich die Pulverkammer explodierte. 120 Mitglieder der Besatzung starben, 150 weitere wurden zum Teil schwer verletzt.
15.04.1912: Titanic Das wohl berühmteste Schiffsunglück ist der Untergang der "unsinkbaren" Titanic. Sie befand sich auf ihrer Jungfernfahrt nach New York und rammte einen Eisberg. Nach 2 Stunden und 40 Minuten war sie untergegangen und hatte um die 1500 Menschen in den Tod gerissen. Gerade einmal 700 überlebten die Katastrophe.
29.05.1914: Empress of Ireland Der irische Luxusliner prallte im St. Lorenz Strom mit dem norwegischen Kohlendampfer "Storstad" zusammen. Die Empress of Ireland geht unter. Rund 1000 Passagiere fanden den Tod.
06.12.1917: Mont Blanc & Imo Die Mont Blanc war ein französisches Munitionsschiff. Im Hafen von Hallifax kollidierte sie mit dem belgischen Frachter "Imo". Die Munition explodierte und weite Teile der Stadt wurden vernichtet. An die 2000 Menschen kamen dabei ums Leben, zahlreiche wurden schwer verletzt.
26.10.1927: Principessa Mafalda 1200 Menschen blickten hoffnungsfroh in die Zukunft, als sie 1927 auf einem Schiff Italien verließen, um woanders ein neues Leben zu beginnen. 314 von ihnen starben, als die Principessa Mafalda vor der brasilianischen Küste unterging.
14.06.1931: Saint-Philibert Als das Ausflugsdampfer in der Loire-Mündung versank, verloren mehr als 500 Passagiere ihr Leben.
21.09.1957: Pamir Das deutsche Segel-Schulschiff gerät westlich der Azoren in einen Sturm und kann den Urgewalten nicht standhalten. 80 Besatzungsmitglieder fanden den Tod. Nur sechs Mann blieben am Leben.
23.01.1977: Lucona Das Frachtschiff versank im Indischen Ozean, zunächst ohne ersichtlichen Grund. Später fand man heraus, dass es mitsamt der Besatzung absichtlich versenkt wurde. Udo Proksch, dem die Wiener Konditorei "Demel" gehört, wollte auf diese Weise seine Versicherung betrügen.
16.03.1978: Amoco Cadiz Der Öltanker havarierte vor der nordfranzösischen Küste. Über 200 Kilometer entlang der Strandlinie wurden verheerende Umweltschäden verursacht.
13.12.1978: MS München Das deutsche Frachtschiff ist samt der 28-köpfigen Crew bis heute verschwunden. Es geriet nördlich der Azoren in einen gewaltigen Sturm und sendete Notsignale. Eine internationale Rettungsaktion blieb erfolglos.
11.08.1979: Admirals Cup Der Admirals Cup ist eine Hochsee-Regatta. Ein Teil davon ist das Fastnet Race von Südengland nach Irland und zurück. 1979 wurde das Regattafeld von einem Orkan heimgesucht. Mehr als 300 Schiffe waren in Gefahr. 19 Menschen kamen um.
06.03.1987: Herald of Free Enterprise Auf dem Fährschiff starben knapp 200 Passagiere. Es versank kurz nachdem es vom belgischen Hafen losgefahren war. Um schneller ablegen zu können, wurde das Bugtor erst unterwegs geschlossen.
28.09.1994: Estonia Die Estonia war nach Stockholm unterwegs, als plötzlich die Bugklappe abgerissen wurde. Das Schiff läuft sofort voll. Mehr als 850 Menschen sterben. Bis heute sind die genauen Umstände der Katastrophe nicht geklärt.
03.02.2006: Al Salam Boccaccio 98 Als auf der ägyptischen Fähre Feuer ausbricht, beginnt das Schiff zu sinken. Die Ursachen sind nicht bekannt, aber wahrscheinlich hat das Löschwasser die Fähre zum Kentern gebracht. Ungefähr 1000 Passagiere finden im Roten Meer ihren Tod.
Zusätzlich übernehme die Reederei weitere Kosten wie den Preis für die Kreuzfahrt, für An- und Abreise und die Ausgaben an Bord, teilte die deutsche Niederlassung von Costa Kreuzfahrten in Hamburg mit. Alle Gäste, auch Kinder, die eigentlich gratis an der Kreuzfahrt teilnahmen, sollen die Einmalzahlung von 11.000 Euro erhalten, so das Angebot der Reederei.Für Familien, die Angehörige bei der Havarie verloren haben, die verletzt wurden oder bei denen eine medizinische Behandlung erforderlich war, werde es ein separates Angebot geben, das die individuellen Umstände berücksichtige.
Kreuzfahrtunglück: Wer Geld erhält, darf nicht klagen
Astoi Confindustria erklärte, die 11.000 Euro Entschädigung liege "über den Entschädigungsgrenzen internationaler Vereinbarungen und der gültigen Gesetze". Wer auf das Angebot eingehe, müsse sich verpflichten, nicht gegen Costa zu klagen.
Um die Zahlungen entbrannte in Italien ein Streit. Die Verbraucherorganisation Codacons sprach sich gegen die pauschale Summe aus und forderte alle Passagiere auf, "diese Almosen nicht zu akzeptieren". Der einzige Weg, zu einer angemessenen Entschädigung zu kommen, sei die unter anderem von Codacons angestrebte Sammelklage in Italien und den USA. In den USA sitzt der Mutterkonzern von Costa. Chronologie: Die Havarie und die Folgen
Costa Concordia: 16 Deutsche beteiligen sich an Klage in den USA
Auch mindestens 16 Deutsche wollen sich in den USA beteiligen. "Angedacht sind 160.000 Dollar für Überlebende und eine Million aufwärts für Verstorbene", sagte der Rechtsanwalt Hans Reinhardt am Freitag in Marl. Er vertrete bisher 15 Überlebende und den Sohn einer getöteten Reisenden. Weitere Hinterbliebene überlegten, ob sie sich anschließen. "Wir arbeiten mit einer amerikanischen Kanzlei in New York zusammen", sagte Reinhardt.
Havariertes Kreuzfahrtschiff: Taucher suchen weiter nach Vermissten
Auch am Freitag suchten Taucher am Wrack der "Costa Concordia" nach Vermissten. Nach wie vor gelten etwa 20 Menschen als verschollen, darunter acht Deutsche. 16 Tote wurden bislang geborgen. Vier von ihnen kommen nach Angaben des Auswärtigen Amts aus Deutschland.
An Bord der gekenterten "Costa Concordia" waren etwa 4200 Menschen, darunter 560 Deutsche. Der Reederei sei daran gelegen gewesen, das durch die Havarie entstandene Image nicht noch weiter zu verschlechtern, schrieb die römische Tageszeitung "La Repubblica". Die Havarie werde die Reederei alles in allem Hunderte von Millionen Euro kosten. dpa/AZ