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10 Jahre Instagram: Hashtag #Granfluencer: Warum immer mehr Senioren bei Instagram sind

10 Jahre Instagram

Hashtag #Granfluencer: Warum immer mehr Senioren bei Instagram sind

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    Soziale Medien wie Facebook, Instagram, WhatsApp und Snapchat werden immer häufiger genutzt.
    Soziale Medien wie Facebook, Instagram, WhatsApp und Snapchat werden immer häufiger genutzt. Foto: Yui Mok/PA Wire/dpa

    Hsu Sho-Er und Chang Wan-Ji sind beide über 80 Jahre alt, besitzen einen Waschsalon in Taiwan und haben 658.000 Follower bei Instagram (Stand: 06. Oktober 2020). Gemeinsam mit ihrem Enkel posten sie auf ihrem Instagram-Profil immer wieder Bilder von sich in trendigen und bunten Outfits. Sie kombinieren unterschiedliche Klamotten, die Kunden bei ihnen im Waschsalon vergessen haben. In kürzester Zeit wurden sie damit zum Internet-Hit. Obwohl Instagram am häufigsten von 14- bis 29-Jährigen genutzt wird, lässt sich eine Steigerung der Internetnutzung auch bei der älteren Generation beobachten. Das verzeichnet eine repräsentative Onlinestudie von ARD und ZDF aus dem Jahr 2019. Aber was begeistert sogenannte "Granfluencer" - eine Wortneuschöpfung aus dem englischen Wort für Großeltern und Influencer - nun an Instagram?

    Genau wie bei jüngeren Menschen auch sei eine Motivation, Instagram zu nutzen, die Selbstdarstellung. Markus Marquard, Geschäftsführer des Zentrums für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Ulm erklärt auf unsere Nachfrage hin, dass sich jüngere und ältere Menschen dabei gar nicht so sehr unterscheiden würden. Es seien eher das Zugehörigkeitsgefühl sowie pragmatische Gründe, die bei älteren Instagram-Nutzern eine Rolle spielten, meint Marquard. Das Bedürfnis nicht abgehängt zu sein und den Kontakt zu seinen Enkeln und dem sozialen Umfeld zu pflegen, sei für sie wichtig.

    Senioren sind nicht per se "digital immigrants"

    Obwohl es mehr ältere als jüngere Menschen gibt, die sich mit neuen technischen Entwicklungen schwer tun, dürfe man Ältere nicht per se als "digital immigrants" bezeichnen, betont Marquard. "Digital immigrants" sei das Pendant zu "digital natives", so Marquard und beschreibt ältere Menschen, die in die digitale Welt einwandern. Aber nicht ausschließlich Jugendliche und junge Erwachsene seien technikaffin. Marquard betont: Man sollte vor allem an die Generation rund um Bill Gates denken, die an der Entwicklung der ersten Computer und des Internets beteiligt waren. In ihrer Biographie haben technische Entwicklungen eine große Rolle gespielt.

    Und genau hier liege das Problem, stellt Marquard fest. Die Altersgruppe der älteren Menschen sei sehr heterogen. Während sich die Altersgruppe der jungen Menschen ungefähr zwischen acht und 16 Jahren bewege, umfasse die Altersgruppe der älteren Menschen Personen ab 60 Jahre. Die Zeitspanne sei viel größer und umfasse mehrere Generationen, erklärt der Geschäftsführer des Zentrums für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung. Dementsprechend könne man nicht davon ausgehen, dass allen älteren Menschen der Bezug zu sozialen Medien fehle. Viele seien sogar sehr versiert um Umgang damit.

    Snapchat und TikTok sind vor allem bei Jüngeren beliebt

    Man dürfe auch nicht vergessen, dass beispielsweise Facebook schon vor über 15 Jahren gegründet wurde, betont Marquard. Diverse Plattformen und Technologien seien einfach nur eine bestimmte Zeit lang "in". Bei vielen älteren Menschen habe sich Facebook dementsprechend schon sehr etabliert. Das zeige auch die ARD/ZDF-Onlinestudie: 19 Prozent der 50-69-Jährigen und 6 Prozent der Menschen über 70 Jahre nutzen mindestens wöchentlich Facebook, während die neueren sozialen Medien, wie beispielsweise Snapchat oder TikTok von ihnen nicht genutzt werden und eher bei der Altersgruppe der 14 bis 29-Jährigen beliebt sind. "Wer ist schließlich schon gerne am selben Ort unterwegs, wie seine Eltern und Großeltern?", sagt Marquard schmunzelnd. Es sei aber nicht auszuschließen, dass sich auch einige Senioren beispielsweise für Instagram oder TikTok begeistern lassen. Man denke nur an das Ehepaar aus Taiwan.

    Markus Marquard geht aber davon aus, dass die breite Masse der älteren Menschen in Zukunft immer mehr die Technikwelt erobern werde. Auch Oliver Zöllner, Professor für Medienforschung, internationale Kommunikation und Digitale Ethik an der Hochschule der Medien Stuttgart, vermutet eine ähnliche Entwicklung. Senioren auf Instagram seien dann kein so exotisches Phänomen mehr. Außerdem glaubt Zöllner, dass es zukünftig immer normaler werden wird, sich im Internet "auszustellen". Das liege vor allem daran, dass die Nutzungsbedenken in einer zunehmend digitalisierten Welt bei den Menschen immer geringer werden, so Zöllner.

    Trotzdem dürfe man die Tatsache nicht vergessen, dass es immer noch genügend ältere Menschen geben wird, die sich zunehmend abgehängt fühlen - und das vor allem von technischen Entwicklungen wie Smartphones, Tablets und den neuen sozialen Medien, warnt Marquard. Die Gesellschaft muss sich die Frage stellen, wie man auch diese älteren Menschen dort miteinbeziehen könne. Schließlich fehlten vielen Senioren auch einfach die finanziellen Mittel und sozialen Voraussetzungen, um sich mit diesen Entwicklungen auseinanderzusetzen. Binde man sie nicht weiterhin mit ein, lauere die Gefahr eines "digital gap", betont Marquard. Es könne also nie schaden, die Großeltern für soziale Medien und neue technische Entwicklungen zu begeistern.

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