Startseite
Icon Pfeil nach unten
Nördlingen
Icon Pfeil nach unten

"Zafira- ein Mädchen aus Syrien": Flucht für Kinder erzählt

Nördlingen

„Zafira – ein Mädchen aus Syrien“: Flucht für Kinder erzählt

    • |
    Zafira (Lisa Löffler) und ihr Vater Sinan (Marlene Reuter) sind glücklich, sich wiedergefunden zu haben.
    Zafira (Lisa Löffler) und ihr Vater Sinan (Marlene Reuter) sind glücklich, sich wiedergefunden zu haben. Foto: Friedrich Wörlen

    Das Spiel beginnt in einem Grundschulklassenzimmer mit einer lebensnahen, fast komischen Episode: Die Lehrerin kündigt eine neue Schülerin an, Zafira. Nach einer ans Alberne grenzenden Raterunde über mögliche Bedeutungen des Namens tritt Zafira, begleitet von ihrer Mutter und von Tante Selina, die als Dolmetscherin fungiert, herein. Anna, eine der Schülerinnen, bietet ihr den Sitzplatz an ihrer Seite an, Kinder und Lehrerin singen ein Willkommens- und Mutmachlied: „Zafira, Name wie ein Stern, Zafira, kamst zu uns von fern …“ 

    Als die Nördlinger Kinderkantorei St. Georg das Musical „Zafira – ein Mädchen aus Syrien“ aufführt, ist der Saal im evangelischen Gemeindezentrum praktisch zweimal ausverkauft. Die Geschichte von dem syrischen Flüchtlingskind Zafira schlägt das Publikum in seinen Bann, sie rührt die Herzen aller vertretenen Generationen und lädt Darstellende und Publikum zum Nachdenken ein. Die Texte (nach einem Kinderbuch von Ursel Scheffler) und die Musik von Doris Mallasch sind zeitgemäß und kindgerecht. Beide Autorinnen haben markante Profile auf den Gebieten der musikalischen Früherziehung und der Kinderliteratur. Die Teams von Kantor Knauer (Regie, Bühnenbild, Ton- und Beleuchtungstechnik) und alle Chormitglieder, Darstellerinnen und Darsteller, sowie die bewährte Band um Peter Hoenke-Eisenbarth sind mit Feuereifer, Herzblut und vielfältigem Talent bei der Sache. 

    Ausgerechnet beim Kindergeburtstag holt Zafira der Krieg ein

    Als Zafira (Lisa Löffler) schon fast ein Jahr zur Klasse gehört, stellt sich die Frage, ob sie zu Annas (Sofia Bikart) Geburtstag eingeladen werden solle. Die Mädels sind sich einig: „Diesmal ohne Buben. Die sind blöd.“ Aber, ob Zafira sich zurechtfinden wird? Sie spricht schon „toll“ Deutsch, aber sie ist immer noch ängstlich …, beim Geburtstagsfest sprechen die Mädchen über die Unterschiede zwischen Deutschland, wo alles ordentlich und ruhig ist, und Syrien, wo „alles kaputt“ ist und Zafiras Papa mitsamt dem Bus, den er steuerte, spurlos verschwunden ist. Zafira singt: „Stell dir vor …, die Welt hätt’ vom Krieg jetzt genug, alles Schlimme wäre nur ein Spuk“ – da lassen die drei Jungs, die eigentlich auch gern mitgefeiert hätten, drei Luftballons platzen; Zafira erschrickt fürchterlich, weint und beschimpft die Buben: „Ihr habt keine Ahnung!“ Die Geburtstagsgesellschaft endet friedlich mit der Aufforderung an Zafira, darüber zu sprechen, wovon die anderen „keine Ahnung“ haben. 

    An dieser Stelle greift ein bemerkenswerter Regietrick ein: Zwei Handlungsebenen öffnen sich: Zafira wird zur Erzählerin und gleichzeitig zur Akteurin ihrer eigenen Erzählung: Alarm in Aleppo! Hastiger Aufbruch mit Rami, dem Taxifahrer, zu den Großeltern aufs Land! Rami handelt mit dem Fischer, der auch Schlepper ist und Haluk heißt, eine Schiffspassage aus. Angst und Unsicherheit auf dem Meer, dann Schiffbruch und Rettung, schließlich Ankunft in München, wo sie sich mit Tante Selina treffen. 

    Zafira und ihre Mutter haben Angst um ihren Vater

    „Deutschland ist so vieles und so viele, wie wohl die Menschen hier so sind? Ganz freundlich, fragend oder feindlich? Und mögen sie mich so als Kind?“ Auf dieses Fragelied von Zafira bestätigt Anna, inzwischen wohl Zafiras beste Freundin: „Du bist wirklich gut hier angekommen. Jetzt mögen dich sogar die Jungs.“ Trotzdem ist Zafira immer wieder bedrückt: Sie und ihre Mutter haben Angst um ihren Vater. Sie beten jeden Tag für ihn. „Muslima und Christin? Macht das was aus?“, fragen sich die Freundinnen. Also wird auch Anna für den Vater der Freundin beten.

    Als Sinan, Zafiras Vater, dann doch noch eintrifft, könnte das Spiel sein glückliches Ende gefunden haben. Zafira und Sinan zweifeln erst, erkennen sich dann wieder und feiern in einem rührenden Duett ihr Wiedersehensglück. Aber leider: „Du bist sicher, aber noch nicht da“, singt der Chor. Zum gemeinsamen Badeausflug fehlt ein Fahrrad für Zafira, sie muss erst Radfahren lernen und – den Vater überzeugen! Mädchen, die Rad fahren, und auch noch zusammen mit Buben!? Das geht gar nicht. Aber die Mütter von Zafira und Anna und alle anderen stimmen ihn um. Kindersolisten, Chor und „Erwachsene“ singen gemeinsam nach der Melodie des Eingangsliedes das Hohelied der Gemeinschaft, des offenen Herzens und der wunderschönen Zukunft. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden