Jedes fünfte Kind zwischen sechs und zehn Jahren kann nicht richtig schwimmen. Damit hat sich die Zahl der Nichtschwimmer im Grundschulalter zuletzt verdoppelt: Das sagt eine Studie im Auftrag der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) aus dem vergangenen Jahr. In vielen Kommunen sind die Wartelisten für Schwimmkurse, nicht zuletzt aufgrund der Pandemie, lang. Wie ist die Situation im Ries?
„Wir haben die letzten Jahre immer ziemlich Gas gegeben und bedarfsgerecht Schwimmkurse angeboten“, sagt Matthias Tegeler, Vorsitzender des DLRG-Ortsverbands Nördlingen. Die DLRG bietet ihre Kurse von September bis Dezember und von Januar bis März im Schwimmbad der Lebenshilfe an. Man habe zwar immer wieder eine Warteliste mit fünf oder zehn Kindern darauf, biete aber bei großer Nachfrage dann einen Kurs mehr an. Auch über die Pandemie sei man recht gut hinweggekommen. Den Kurs im Frühjahr 2020 habe man noch fast abschließen können, im Herbst und Frühjahr 2021 mussten die Kurse dann ausfallen. Dadurch, dass die Stadt das Hallenbad dann aber über den Sommer für Vereine offengelassen habe, habe man im Juni und Juli 2021 etwa 100 Kinder im Schwimmen unterrichten können. „So haben wir alles, was wir sonst über den Winter gemacht hätten, über den Sommer durchgebracht.“
Tegeler: Bäder in Wemding und Mönchsdeggingen fehlen
Die DLRG bietet Kurse für Kinder ab sechs Jahren an. Diese Altersgrenze habe man vor wenigen Jahren von fünf auf sechs Jahre erhöht. Denn man habe die Erfahrung gemacht, dass die Kinder jetzt mit sechs Jahren in etwa eine so hohe Erfolgsquote wie früher mit fünf Jahren beim Schwimmen mitbringen. Die Quote an Kindern, die nach dem Schwimmkurs ein Seepferdchen schaffen, sei sogar früher bei den Fünfjährigen ein wenig besser gewesen. Auch hätten viele Angst vor dem Wasser, sagt Tegeler. Der DLRG-Vorsitzende meint, dies könne daran liegen, dass es im Vergleich zu früher weniger Bäder im Kreis gebe. „Wasser war früher ein natürliches Element; viele Eltern gehen nicht mehr so regelmäßig mit den Kindern schwimmen“, sagt der DLRG-Vorsitzende. Insgesamt sei man in Nördlingen, was die Wasserflächen angeht, relativ gut aufgestellt. Man müsse aber sehen, dass Kinder aus der gesamten Region, von Dornstadt, Lehmingen oder Döckingen bis runter nach Bollstadt in die Kurse kämen. „Die Bäder in Wemding oder Mönchsdeggingen, die in der Vergangenheit geschlossen wurden, fehlen einfach“, sagt Tegeler.
Jürgen Zucker, Vorsitzender des 1. Nördlinger Schwimmvereins, bewertet die Situation der Wasserflächen in Nördlingen ebenfalls positiv. Zudem habe man großes Glück, dass man bald ein neues Hallenbad bekomme. Der Schwimmverein bietet Ferienschwimmkurse in den Pfingstferien an. Man unterrichte über die zwei Wochen immer etwa 40 Kinder, sagt Zucker. Nach der Pandemie hätten viele Jugendliche, die die Kurse geben, aufgehört, sodass man aktuell dabei sei, hier wieder aufzustocken. Eine Warteliste für die Kurse gebe es, allerdings eine kleine. Auch beim Schwimmverein habe man die Erfahrung gemacht, dass sich die Motorik der Kinder verändert habe und viele Angst vor dem Wasser hätten. „Da merkt man schon einen Unterschied zwischen Kindern, die bereits beim Babyschwimmen waren und den anderen“, sagt der Vorsitzende.
Gruber: Kinder brauchen Routine im Schwimmen
Bei der Stadt gibt es aktuell noch eine relativ lange Liste für Schwimmkurse, die aber auch schon länger gewesen sei, sagt Martin Gruber, Leiter der städtischen Bäder in Nördlingen. Etwa 60 Namen stünden aktuell auf der Liste. Man hänge wegen der Pandemie noch ein wenig hinterher, Gruber schätzt aber, dass man in diesem Jahr aufholen werde. Um die 100 Kinder werden bei den Kursen, die über die Volkshochschule Nördlingen angeboten werden, von September bis März unterrichtet. Mehr könne man aktuell nicht stemmen, sagt Gruber. Denn alle Fachangestellten bieten die Kurse in ihrer Freizeit an. Aktuell finden die Schwimmkurse während des normalen Badebetriebs statt. Mit dem neuen Hallenbad werde dies angenehmer, da hier ein Lehrschwimmbecken vorgesehen sei, sagt Gruber. Auch die Kurse im Nördlinger Hallenbad werden für Kinder ab sechs Jahren angeboten. „Wenn ein Kind schon mit fünf Jahren teilnehmen will, schauen wir uns das an und entscheiden dann individuell“, so Gruber. Beim Schwimmenlernen seien aber auch die Eltern in der Pflicht, sagt Gruber. Denn ein Kurs sei nur der Einstieg, währenddessen und danach sei es wichtig, dass die Eltern regelmäßig mit ihren Kindern ins Schwimmbad gehen, um Routine zu bekommen.
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