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Untermagerbein: Mit Keschern, Eimern und einem Traktor: So lief die Fischrettung an der Kessel ab

Untermagerbein

Mit Keschern, Eimern und einem Traktor: So lief die Fischrettung an der Kessel ab

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    Ein Biberdamm wie dieser verlangsamte den Abfluss der Kessel. In Verbindung mit dem ausgebliebenen Regen kam es zur Austrocknung des Bachs.
    Ein Biberdamm wie dieser verlangsamte den Abfluss der Kessel. In Verbindung mit dem ausgebliebenen Regen kam es zur Austrocknung des Bachs. Foto: Matthias Link

    Als die Kessel vor Kurzem im Bereich bei Untermagerbein austrocknete, konnten dank des Einsatzes von zahlreichen freiwilligen Helfern aus dem Dorf Hunderte Weißfische und Edelkrebse gerettet werden. Der Fischereiberechtigte in dem drei Kilometer langen Gewässerabschnitt auf der Gemarkung Untermagerbein, Ewald Beck, berichtet im Gespräch mit unserer Redaktion, wie die Rettungsaktion ablief.

    Bei der spontanen Fischrettungsaktion in der Kessel in Untermagerbein waren viele freiwillige Helfer dabei. Mit viel Elan und Ausdauer wurden Fische, Muscheln und Krebse gerettet.
    Bei der spontanen Fischrettungsaktion in der Kessel in Untermagerbein waren viele freiwillige Helfer dabei. Mit viel Elan und Ausdauer wurden Fische, Muscheln und Krebse gerettet. Foto: Renate Beck

    Als Fischereiberechtigter ist Beck für die Hege und Pflege der Fische zuständig. Am 8. August habe er erste Anzeichen am Bach bemerkt, dass der Wasserstand rückläufig sei, erzählt er. Der Rückgang des Wassers sei so rapide verlaufen, dass bereits am nächsten Tag nur noch einzelne Tümpel im Flussbett vorhanden gewesen seien. Weitere zwei Tage später, am 11. August, seien einige der kleinen Tümpel bereits ausgetrocknet gewesen und in anderen hätten sich die Weißfische gesammelt.

    Kessel trocknete aus: Fische wurden umgesiedelt

    An diesem Tag fand er auch die ersten toten Tiere. Die Bachforellen waren bereits flussabwärts abgewandert. Von den 300 Forellen, die er erst im April eingesetzt hatte – wozu er als Fischereiberechtigter verpflichtet ist – fand er nur noch eine einzige. Am Donnerstagabend sprach Beck mit dem Vorsitzenden des Fischereivereins, am Freitag meldete er schließlich dem Wasserwirtschaftsamt die Lage und machte deutlich, dass Handlungsbedarf bestehe. Nach Rücksprache mit dem Fischerverein wurde beschlossen, die noch lebenden Fische abzufischen und umzusiedeln.

    Beck ging deshalb am Freitagnachmittag im Dorf auf mehrere Angler und tier- und naturverbundene Bewohner zu, die ihm halfen, mit Keschern und Eimern Hunderte Weißfische und Edelkrebse aus den Tümpeln herauszuholen. Die Tiere wurden in den mit Wasser gefüllten Frontlader eines Traktors gegeben, mit welchem Beck die Tiere in seinen Teich in der Nähe des Dorfes brachte. Der Teich wird von einem seitlich der Kessel zufließenden Gewässer gespeist, sodass Beck zu einem späteren Zeitpunkt einen Schieber am Teich öffnen kann, mit dem er den Teich ablassen kann und die geretteten Tiere so wieder in die Kessel gelangen.

    20 Dorfbewohnerinnen und Bewohner beteiligten sich an der Aktion

    Wegen der Dunkelheit musste die Rettungsaktion am Freitagabend unterbrochen werden. Samstagfrüh trafen sich die Helfer erneut und waren bis in den Nachmittag im Einsatz. Rund 20 Dorfbewohnerinnen und -bewohner beteiligten sich an der Rettungsaktion, darunter viele Jugendliche, die jüngsten im Alter von 13 Jahren. "Wir waren so froh", sagt Ewald Beck, der allen Helferinnen und Helfern dankt, gerade auch für ihre Spontaneität. Es sei nicht selbstverständlich, meint der Landwirt, dass man solche Unterstützung im Dorf finde und dass so ein Zusammenhalt bei einem Notfall da sei. Die Jugendlichen hätten gesehen, dass die Tiere verenden, wenn sie sie nicht retten, und sie hätten sich darüber gefreut, etwas Gutes zu tun.

    Den wirtschaftlichen Schaden an den eingesetzten Bachforellen beziffert Beck auf rund 1000 Euro. Der Schaden am Ökosystem hingegen sei schwerer anzugeben, laut Beck dauere es wohl mehrere Jahre, bis sich die Bestände der Kleinstlebewesen wieder erholt haben.

    Bezüglich der Bachmuscheln ist noch unklar, wie viele überlebten. Aus Fachkreisen sei Beck gesagt worden, dass sie sich bei Trockenheit instinktiv in den Boden eingraben und dort zwei Tage überleben könnten. Am 15. August fiel schließlich der langersehnte Regen, 16 Liter in Untermagerbein. Die Kessel führt seither wieder Wasser. Ob das für die Bachmuscheln noch rechtzeitig war, ist noch unklar. Als Ursache für das Austrocknen des Bachs hat das Wasserwirtschaftsamt neben der Trockenheit am 16. August Biberdämme und einen in die Kessel gefallenen Baum ausgemacht. Die Polizei ermittelt zudem wegen des Verdachts auf eine unerlaubte Wasserentnahme. Wenn weiterhin keine Hinweise eingingen, sagt Polizeichef Walter Beck auf Rückfrage, würden die Ermittlungen in circa zwei Wochen eingestellt.

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