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Untermagerbein: Die Kessel trocknet aus – natürliche Ursache oder doch Absicht?

Untermagerbein

Die Kessel trocknet aus – natürliche Ursache oder doch Absicht?

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    Das Flussbett der Kessel bei Untermagerbein war kürzlich vollständig ausgetrocknet, einige Fische und Krebse wurden in einer Gemeinschaftsaktion gerettet. Die Aufnahme stammt vom 9. August, inzwischen führt der Bach wieder etwas Wasser.
    Das Flussbett der Kessel bei Untermagerbein war kürzlich vollständig ausgetrocknet, einige Fische und Krebse wurden in einer Gemeinschaftsaktion gerettet. Die Aufnahme stammt vom 9. August, inzwischen führt der Bach wieder etwas Wasser. Foto: Werner Spielberger

    Die gute Nachricht vorneweg: In der Kessel bei Untermagerbein fließt wieder etwas Wasser, nachdem der Bach gänzlich ausgetrocknet war und Hunderte Fische, Krebse und Muscheln verendeten. Eine Frage bleibt aber: Hat ein Unbekannter unerlaubterweise Wasser aus dem Bach entnommen oder gibt es natürliche Ursachen?

    Letzteres scheint momentan wahrscheinlicher. Die Polizei Nördlingen ist am Dienstag den Bachlauf der Kessel bis in den Dillinger Bereich abgefahren. Dabei fand sie einen Biberdamm an der Kessel bei Obermagerbein, wie der Leiter der

    Die Polizei ermittelt weiter wegen illegaler Wasserentnahme

    Die Polizei ermittelt aber weiter gegen Unbekannt wegen des Verdachts auf illegale Wasserentnahme, eine Ordnungswidrigkeit nach dem Wasserhaushaltsgesetz. Circa 50 Meter nach der scharfen Rechtskurve, von Untermagerbein kommend in Richtung Tuifstädt, stellte die Polizei vergangene Woche eine Fahrspur bis ans Ufer fest, der mutmaßlichen Entnahmestelle. Die Reifenbreite weist auf ein landwirtschaftliches Fahrzeug hin. Neben dem stark abgesunkenen Bachpegel wertete die Polizei diese Fahrspur als zweiten Anhaltspunkt dafür, dass ein Unbekannter Wasser entnommen hatte. Wie sich nun am Dienstagmittag ebenso herausstellte, war das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth kürzlich mit Arbeiten an der Kessel zugange und fuhr dabei mit einem schweren Unimog im Uferbereich. Aber auch wenn die Spuren von dem Unimog stammen sollten, sagt Polizeichef Beck, schließt die Polizei nicht aus, dass zusätzlich ein Unbekannter Wasser entnahm. Die Polizei hält deshalb den Zeugenaufruf weiter aufrecht. Bislang gingen aber noch keine Hinweise ein.

    Walter Beck sagt jedoch auch, dass eine mögliche unerlaubte Wasserentnahme an dieser Stelle nicht für das beobachtete gänzliche Austrocknen der Kessel in diesem Bereich verantwortlich sein könne. Dazu sei die mutmaßliche Entnahmestelle im Bach nicht tief genug. Beweise für eine

    Wurde das Wasser unerlaubt an der Kessel entnommen?

    Das Wasserwirtschaftsamt beseitigte am Dienstag den umgefallenen Baum. Am Freitag begutachtete ein Vertreter die Lage vor Ort. Das Ergebnis: Es könne nicht genau festgestellt werden, ob Wasser unerlaubterweise entnommen wurde, sagt David Ipfelkofer. Er ist Abteilungsleiter für den Landkreis Dillingen beim Wasserwirtschaftsamt und übernimmt die Urlaubsvertretung. Dort seien jedoch beinahe flächendeckend in Flüssen und Bächen niedrige bis sehr niedrige Abflüsse und Wasserstände zu verzeichnen. Mehrere Gewässer würden dort ohne menschliche Wasserentnahmen austrocknen – ausschließlich bedingt durch die geringen Niederschläge und durch die Geologie. Im Landkreis Donau-Ries gebe es einige Gewässer, in denen die Lage vergleichbar sei, sagt Ipfelkofer.

    Brunnen in Untermagerbein eigentlich unerschöpflich

    Bedenkenswert scheint im Zusammenhang mit der Frage nach einem menschlichen Verursacher auch, dass Untermagerbein grundsätzlich über eine gute und kostenlose landwirtschaftliche Wasserversorgung verfügt. Werner Spielberger war lange Jahre Wasserwart in der Gemeinde und als solcher für die Wasserentnahmestelle am Ortsende zuständig, die von der Jagdgenossenschaft betrieben wird. Der Brunnen dort sei "unerschöpflich", sagt Spielberger, das Wasser komme von den umliegenden Hügeln und es sei ihm nicht bekannt, dass es schon einmal versiegt sei, auch diesen Sommer nicht. Alle Landwirte, die zugleich Jagdgenossen seien, könnten dort kostenlos und unbegrenzt Wasser entnehmen. Die anderen Dorfbewohner, die keine Jagdgenossen seien – Spielberger schätzt ihren Anteil auf zehn Prozent – könnten für zehn Euro im Jahr ebenfalls unbegrenzt Wasser holen. So stellt sich die Frage, weshalb jemand in großem Maße unerlaubterweise aus der Kessel Wasser entnehmen sollte.

    Unabhängig von der Frage nach der Ursache verendeten jedoch Hunderte Fische, Muscheln und Krebse in dem Bach. Wie Bürgermeisterin Karin Bergdolt mitteilt, gab es eine Rettungsaktion, bei der noch lebende Tiere in ein passendes anderes Gewässer umgesiedelt wurden und an der mehrere Bürgerinnen, Bürger und auch Kinder beteiligt waren. "Ich finde es sehr gut und bewundernswert, wie die Umsiedlungsaktion stattgefunden hat", sagt Bergdolt, es sei eine starke und pragmatische Gemeinschaftsaktion der Dorfgemeinschaft gewesen. Auch Walter Beck lobte die Aktion.

    In anderen Gegenden des Rieses starben dieses Jahr bereits zahlreiche Amphibien aufgrund von eingetrockneten Feuchtgebieten, berichtet Johannes Ruf, Vorsitzender des Rieser Naturschutzvereins. Besonders Frösche, Kröten, Unken und Molche seien betroffen, deren Kaulquappen das Wasser zur Kiemenatmung gefehlt habe und die seit Mitte Juni in größerem Maße verendet seien. Im Wemdinger Ried und in anderen Flachgewässern seien Gras- und Wasserfrösche betroffen gewesen und in den Steinbrüchen rund um Holheim hätten sich Unken und Kreuzkröten nicht fortpflanzen können, sagt Ruf. Ein ganzer Jahrgang an Amphibien falle aus.

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