„Zurück zu den Wurzeln“ überschrieb Kirchenmusikdirektor Udo Knauer seine Orgelmusik zur Marktzeit am vergangenen Samstag in der Nördlinger St. Georgskirche. Nicht von ungefähr, denn an diesem Tag feierte er mit einem kleinen Konzert sein 50-jähriges Organistenjubiläum.
Am 1. August 1974 trat der damals 15j-ährige Schüler des musischen Gymnasiums Albertinum in Coburg seine erste nebenamtliche Organistenstelle in einer Gemeinde des Coburger Dekanates an: mit Sonntagsgottesdiensten, Trauungen und Taufen. Er musste gleich in große Fußstapfen treten, denn der Vorgänger an der Orgel der knapp 3.000 Seelen zählenden Gemeinde Dörfles-Esbach war der scheidende Generalmusikdirektor des Coburger Landestheaters gewesen. Ganz offensichtlich hat er diese Fußstapfen ausgefüllt, denn sonst wäre Udo Knauer nicht da, wo er heute steht.
Stücke aus Anfangszeit als Kantor ausgewählt
Als Reminiszenz an seine Lehrzeit in Coburg hat er, dem Anlass entsprechend, Stücke aus dieser Anfangszeit ausgewählt: Präludium und Fuge in F-Dur aus den „Acht kleinen Präludien und Fugen“, das wohl jeder Orgelschüler als erstes Werk von Bach spielt – obwohl es gar nicht von Bach stammt. Des weiteren Präludium und Fuge F-Dur von Dietrich Buxtehude aus dem ersten Konzert, das der Orgellehrer des Gymnasiums regelmäßig mit seinen Schülerinnen und Schülern veranstaltete, dazu eines seiner D-Prüfungsstücke, ein Präludium von Hermann Schroeder, und zuletzt die Suite Gothique von Leon Boëllman. Von deren Toccata, die ein älterer Mitschüler bei einem Schulgottesdienst gespielt hatte, war Udo Knauer am Ende der sechsten Klasse so fasziniert, dass er dann ein knappes Jahr später mit dem Orgelspielen anfing. Udo Knauer: „Ich habe diese Stücke nicht zuletzt auch in Erinnerung an mein erstes Vorbild, Hans-Jürgen Richter, der ein begnadeter Kirchenmusiker, Organist und Orgelkenner war und leider viel zu früh, schon im Jahr 1994 verstorben ist, gespielt. Ohne die Begegnung mit ihm säße ich heute nicht an der wunderschönen großen St.-Georgs-Orgel.“
Wie lange man noch das außergewöhnliche Talent von Udo Knauer noch genießen kann, steht in den Sternen. Eigentlich steht seine Pensionierung unmittelbar bevor, doch er „darf“ (wie er ausdrücklich betonte) noch ein Jahr weitermachen, weil das Dekanats-Rentenalter erhöht worden ist. Im Anschluss an eine wahrhaft berauschende Interpretation der bewussten Toccata aus der Suite Gothique, in deren Verlauf man um die Säulen des Gotteshauses fürchten musste, überreichte Pfarrer Martin Reuter eine Urkunde vom Kirchenmusikerverband. Den „Flash“, den Udo Knauer beim ersten Hören der Toccata - nach eigener Aussage - bekommen und der ihn erst zum Instrument geführt hatte, kann man nach diesem gewaltigen Ende des Jubiläumskonzertes absolut nachvollziehen. Eindrucksvoller kann man sich kaum selbst zum Jubiläum gratulieren.
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