Wallerstein Am Anfang stand eine Biogas-Anlage mit 500-kW-Leistung, welche die Landwirte Markus Metzger, Martin Kreß, Horst Enslin und Friedrich Lechler in
Das Biogasanlagen-Team hatte rechtzeitig erfahren, dass die Firma Ohnhäuser einen Neubau am Ortsrand von Wallerstein plante. Es war klar, dass im neuen Firmenstandort viel Energie benötigt werden würde, und zwar nicht in erster Linie zum Heizen, sondern zum Kühlen der Produktionsanlagen. Juniorchef Marco
Doch wie die Energie in die Produktionshalle bringen? Gemeinsam wurde an der Grundstücksgrenze zur Firma Ohnhäuser ein Maschinenhaus für die Wärmeübergabestation errichtet. Von der Biogasanlage bis dorthin wurden 1,3 Kilometer Mikrogasleitungen verlegt. Ohne Subventionen, denn die gab es im Jahr 2005 noch nicht für ein derartiges Projekt. Durch den längeren Transportweg von der
Aus eigenem Anbau
Die vier Betreiber können 60 bis 70 Prozent des für die Fermentation benötigten Substrats aus eigenem Anbau (Mais, Kleegras und Getreide) herstellen, die restliche Biomasse wird aus maximal sechs Kilometer Umkreis bezogen. Fermentation ist die Umwandlung organischer Stoffe durch Bakterien-, Pilz-, sonstige biologische Zellkulturen oder durch ein Enzym.
Um im Betrieb die Energie der Biogasanlage zu nutzen, entschied sich die Firma Ohnhäuser für die in Deutschland bislang selten genutzte Absorptionskältetechnik. „Ganz nach unserem Motto, immer einen Schritt voraus sein, das gilt nicht nur für unsere Fertigung“, sagt Marco Ohnhäuser. In einem zusätzlichen Raum in der neu gebauten Produktionshalle ließ das Ingenieurbüro Lesh aus Haunsheim bei Lauingen eine Absorptionskühlanlage mit Lithiumbromid und Wasser installieren. „Es gibt weltweit nur wenige Firmen, die diese Technik überhaupt herstellen können“, weiß Oliver Hass vom Ingenieurbüro Lesh. Die Investition war teuer, aber die Anlage lief in den vergangenen knapp sechs Jahren sicher und lieferte die benötigte Leistung.
Umgekehrter Kreislauf
Mit dem Sorptionskälteprozess ist es möglich, unter Zufuhr von Wärmeenergie zu kühlen. Dazu wird die vorhandene Wärmeenergie weggenommen, ähnlich wie bei einer Wärmepumpe, nur wird der Kreislauf umgekehrt. Es reicht, aus dem etwa 96 Grad Celsius heißen Wasser, welches die Biogasanlage liefert, je nach Bedarf zwischen zwei bis sieben Grad Wärme zu entziehen. Die Emission der Firma ist einzig der Wasserdampf.
Erhöhte Betriebssicherheit
Die durch „Absorptionskälte“ gewonnene Energie nutzt Ohnhäuser in zwei Bereichen. Zum einen sorgt sie für eine angenehme Arbeitstemperatur im Bürobereich. Der größte Teil aber wird zur Kühlung in der Produktion und Fertigung verwendet, denn die Halle gibt viel Eigenwärme ab. Die gleichbleibende Raumtemperatur erhöht die Betriebssicherheit, da die Mitarbeiter konzentrierter arbeiten können, und sie ist förderlich für die Produktqualität. „Metall wird immer bei 20 Grad Celsius vermessen. Produzieren wir auch bei dieser Temperatur, erhöhen wir den Qualitätswert unserer Produkte, da wir genauer arbeiten können“, erläutert Marco
Hackschnitzel trocknen
Doch nicht nur dieses Unternehmen profitiert von der Mikrogasleistung. Die Betreiber der Biogasanlage haben ein Fernwärmenetz installiert, um die gesamte produzierte Energie nutzen zu können. Als weitere Abnehmer konnten cgb Carbon Grossbauteile GmbH, KGG Brandschutz und als Restwärmevertreter die Sellner-Behr GmbH gewonnen werden. „Wenn wir immer noch zu viel Wärme produzieren, trocknen wir Hackschnitzel“, erzählt Enslin.
Inzwischen hat sich die Biogasanlage zu einem industriellen Standort weiterentwickelt, schafft und erhält Arbeitsplätze in der Region, liefert Strom aus regenerativen Energien und leistet durch die Kooperationen ihren Beitrag zur effizienten Energienutzung. „Es gibt mehrere solche Projekte, wo auch ganze Dörfer von der Biogasanlage beheizt werden. Doch die Heizperiode ist vielleicht fünf Monate lang, und dann? Wir haben den Vorteil, dass wir unsere Abnehmerfirmen das ganze Jahr über beliefern können“, sagt Markus Metzger nicht ohne Stolz.