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Wintersport: SG-Handicap holt 15 Medaillen bei Winterspielen der Special Olympics

Wintersport

SG-Handicap holt 15 Medaillen bei Winterspielen der Special Olympics

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    Das Wintersportteam der SG-Handicap bei den Nationalen Special Olympics. Zu sehen sind:
hinten (v.l.) Martin Leiminger, Markus Protte, Bernd Hauptmann, Gerhard Enzelberger, Alexander Schön, Daniel Wetzstein, Werner Wiedemann, Martin Buck und Etienne Wiedemann. Vorne (v.l.) Franziska Stolch und Bettina Groß.
    Das Wintersportteam der SG-Handicap bei den Nationalen Special Olympics. Zu sehen sind: hinten (v.l.) Martin Leiminger, Markus Protte, Bernd Hauptmann, Gerhard Enzelberger, Alexander Schön, Daniel Wetzstein, Werner Wiedemann, Martin Buck und Etienne Wiedemann. Vorne (v.l.) Franziska Stolch und Bettina Groß. Foto: Verena Leiminger

    Für die Wintersportlerinnen und -sportler des integrativen Sportvereins SG-Handicap Nördlingen stand der größte Höhepunkt gleich zu Beginn des Jahres auf dem Programm: die Nationalen Winterspiele der Special Olympics. Vom 29. Januar bis zum 2. Februar fanden diese in Thüringen statt. Wettbewerbe in zehn Disziplinen, darunter zum ersten Mal Klettern und Tanzen, wurden in den drei Städten Erfurt, Weimar und Oberhof ausgetragen. 900 Athletinnen und Athleten im Alter von 12 bis 77 Jahren aus ganz Deutschland, dazu drei internationale Gastdelegationen, gestalteten zusammen mit zahlreichen Beteiligten das größte Sportevent des Jahres für Menschen mit geistiger Behinderung. „Gemeinsam stark“ – unter diesem Special Olympics Motto war es allen Beteiligten vor allem angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Lage ein großes Anliegen, zusammen ein weltoffenes, inklusives Thüringen zu präsentieren und für ein buntes, friedliches Miteinander zu werben.

    Wer häufiger Biathlon im Fernsehen verfolgt weiß, dass Oberhof sich wettertechnisch gerne eher grau in grau gibt. Auch für das zehnköpfige Schneeschuhteam und den einzigen Skilangläufer der SG-Handicap hieß es, sich mit eisigem Wind, Nebel und Nieselregen anzufreunden. Mit ihren Coaches starteten sie am Tag nach der großen Eröffnungsfeier in die Klassifizierungen, die für die Special Olympics wichtiger Bestandteil sind, um faire Wettbewerbe zu ermöglichen. Anhand der dort erreichten Zeiten sowie gemeldeter Trainingszeiten werden die Athletinnen und Athleten in möglichst homogene Gruppen eingeteilt, in denen sie eine faire Chance haben.

    Special Olympics in Thüringen: Wie Manipulation verhindert werden soll

    Gleichzeitig gibt es mit der „Maximum-Effort-Regel“ eine Art „Sicherheitsnetz“, um Manipulation zu verhindern, wie extra langsames Laufen in den Klassifizierungen, um in niedrigere Gruppen zu kommen und diese dann zu gewinnen: Wer im Vergleich die gemeldeten Leistungen deutlich überschreitet, meist ab 15 Prozent, kann disqualifiziert werden. 

    Für zwei Nördlinger gab es in der Klassifizierung eine Überraschung. Bernd Hauptmann und Daniel Wetzstein gingen wie üblich über 25 Meter an den Start und überschritten deutlich die Zeitvorgaben. Dadurch wurden sie auf 100 und 200 Meter hochgestuft, die sie noch nie zuvor gelaufen waren. Gespannt ging das ganze Team daher in die Finalläufe am Donnerstag. Zunächst standen am Vormittag die 200-Meter-Läufe an. Franziska Stolch konnte sich mit einem Schlusssprint Gold sichern, Bettina Groß wurde in ihrem Lauf ebenfalls Erste. In Lauf acht führte Bernd Hauptmann zunächst in seinem ersten 200-Meter-Finale, gewann letztlich Bronze.

    Pech für Martin Leiminger: Rieser verliert einen Schuh

    Einen unglaublichen Siegeswillen legte Martin Buck an den Tag. Trotz eines Sturzes kurz vor Schluss überquerte er als erster die Ziellinie; da er seine Bestleistung um 18 Prozent überschritt, wurde er aber disqualifiziert. Der nächste 200-Meter-Debütant Daniel Wetzstein sicherte sich Silber. Auch sein Cousin Alexander Schön konnte in einem weiteren Lauf eine Silbermedaille ergattern.

    Nach einer kämpferischen Leistung gab es Gold für Etienne Wiedemann, Martin Leiminger verpasste eine Medaille: Er verlor kurz nach dem Start einen Schneeschuh; nach einem kurzen emotionalen Ausbruch zog er sich den Schuh wieder an und drehte eine Ehrenrunde. Im Ziel wurde er von seinen „Gegnern“ jubelnd als Fünfter empfangen – einer der Momente, die den wahren Sportsgeist aller Beteiligten zeigen und für die die Special Olympics bekannt sind.

    Läufer der SG Handicap Nördlingen sind erfolgreich

    In Lauf 18 kam Werner Wiedemann als Vierter ins Ziel. Leider stürzte in Lauf 20 Markus Protte kurz vor dem Ziel und wurde nach aussichtsreichem Rennverlauf nur noch Sechster. Gleich nach der Mittagspause standen die 100-Meter-Finalläufe auf dem Programm. Da einigen noch die Läufe des Vormittags in den Beinen steckten, konnten nicht alle die gewohnten Zeiten abrufen. Franziska Stolch und Bettina Große wurden in ihren Läufen jeweils Fünfte. Bei den Herren sorgte Daniel Wetzstein für die Sensation. Nach Silber in seinem allerersten 200-Meter-Rennen konnte sich der Appetshofener über 100 Meter die Goldmedaille sichern. Bernd Hauptmann, Martin Buck und Alexander Schön erreichten in ihren Läufen je den fünften Platz. In Lauf 13 konnten sich mit ihren 50 Jahren Werner Wiedemann und Martin Leiminger durchsetzen. Sie gewannen Gold und Bronze in einer Gruppe mit ausschließlich Anfang 30-Jährigen. Etienne Wiedemann wurde Sechster.

    Die Coaches entschieden, auf das Startrecht von Markus Protte in Lauf 17 zu verzichten und ihn nach seinem Sturz für die Staffel am nächsten Tag zu schonen. Hier trat die Staffel SG-Handicap I nämlich im stärksten Lauf der 4x100 Meter-Staffeln an. In einem ganz engen Rennen gewannen Martin Leiminger, Etienne Wiedemann, Werner Wiedemann und Markus Protte zusammen die Bronzemedaille. Ein großer Erfolg war auch der zweite Platz der gemischten Staffel SG-Handicap II mit Martin Buck, Franziska Stolch, Bettina Groß und Schlussläufer Alexander Schön, der mit breitem Grinsen den Staffelstab als Zweiter ins Ziel trug.

    Winterspiele werden teilweise live übertragen

    Großartige Leistungen rief auch der einzige Skilangläufer des Vereins ab. Mit seinen fast 59 Jahren ist Gerhard Enzelberger aus Oettingen der älteste Langläufer der Wettbewerbe und ging über 2,5 und fünf Kilometer an den Start. Auf der anspruchsvollen Biathlonstrecke konnte selbst ein Sturz Gerhard nicht aufhalten und er gewann verdient die Silbermedaille über fünf Kilometer. Auch über die kürzere Distanz lief er ein starkes Rennen und sicherte sich mit Bronze sein zweites Edelmetall. 

    Besonders eindrucksvoll für die Special-Olympics-Athletinnen und -Athleten waren die Liveübertragungen einiger Sportarten: Wie bei den Profis gab es unter anderem im Schneeschuhlauf Kameras im Start- und Zielbereich und entlang der Strecke. Manche lächelten noch etwas verunsichert, andere genossen die zusätzliche Aufmerksamkeit und boten dem Publikum große Emotionen und Posen – eine tolle Wertschätzung aller Teilnehmenden für ihre erbrachten Leistungen. Für das SG-Handicap-Team ging es nach einer gelungenen Woche mit insgesamt sechs Goldmedaillen, vier Silbermedaillen, fünf Bronzemedaillen und vielen wunderbaren Erinnerungen wieder zurück ins Ries.

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