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Tischtennis als Vorreiter: Die ersten Ballwechsel unter neuen Rahmenbedingungen

Tischtennis als Vorreiter

Die ersten Ballwechsel unter neuen Rahmenbedingungen

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    Der Hygienebeauftragte der TSV-Tischtennisabteilung, Simon Ohr, desinfiziert gerade einen Tisch mit Tischreiniger und Tuch.
    Der Hygienebeauftragte der TSV-Tischtennisabteilung, Simon Ohr, desinfiziert gerade einen Tisch mit Tischreiniger und Tuch. Foto: Nhan Tran

    Nach langer Pause darf die Tischtennisabteilung des TSV 1861 Nördlingen unter Beachtung umfangreicher Hygienevorgaben wieder das Training aufnehmen. Vieles hat sich verändert, seinen eigentlichen Charakter aber hat der Sport am grünen Tisch nicht verloren.

    Jede Sportart produziert bei ihrer Ausübung eine einzigartige Geräuschkulisse, anhand derer ein Kenner sie bereits aus der Ferne identifizieren kann und die bei Liebhabern ein instinktives Glücksgefühl auslöst. Im Tischtennis ist dies im Trainingsbetrieb eine intensive Stille, unterbrochen nur vom Geräusch über das Parkett gleitender Sportschuhe, vereinzelten Ausrufen und natürlich dem unverkennbaren rhythmischen Klicken des kleinen weißen Balls.

    Kenner und Liebhaber – vor allem aber die Aktiven selbst – dürften sich gleichermaßen darüber freuen, dass seit diesem Montag diese Geräusche in der Schillerhalle wieder zu vernehmen sind. Unter strengen Vorgaben hat die Tischtennisabteilung des TSV Nördlingen als erste Hallensportart den Trainingsbetrieb im Jugend- und Erwachsenenbereich wieder aufgenommen und nimmt damit eine Vorreiterrolle im Gesamtverein ein.

    Zu verdanken ist dies – neben dem Umstand, dass Tischtennis zu den Kontaktlos-Sportarten zählt – dem Engagement und der Initiative zahlreicher Mitglieder. So wurde bei einer Abteilungsversammlung unter besonderen Hygienemaßnahmen ein umfassendes Handlungskonzept verabschiedet. In Anlehnung an die Vorgaben des Bayerischen Tischtennisverbands (BTTV) hatte Timm Metzler Richtlinien erarbeitet, bei deren Implementierung eine Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs grundsätzlich realistisch erschien. Darauf aufbauend organisierte der frisch gewählte „HygieneBeauftragte“ Simon Ohr in enger Zusammenarbeit mit Abteilungsleiter Tom Röger und den zuständigen Stellen das benötigte Equipment. Gleichzeitig plante Ohr gemeinsam mit weiteren Unterstützern akribisch die praktische Umsetzung der Vorschläge in der Halle – viele Stunden Arbeit, die am Wochenende durch das finale „Okay“ der Vereinsspitze und der Stadt Nördlingen belohnt wurden.

    Trainiert wird von nun an am Montag und Mittwoch in jeweils zwei Schichten. Das Jugendtraining findet von 17.30 bis 18.45 Uhr, das Erwachsenentraining von 19 bis 21 Uhr statt.

    Wie aber sah der erste Trainingstag unter den speziellen Vorgaben aus? Da die Liste der einzuhaltenden Regeln lang ist, hat das Team um Ohr die wichtigsten von ihnen auf einem Plakat im Eingangsbereich der Halle prägnant zusammengefasst. An maximal zwölf Tischen in zwei Hallendritteln können nach voriger Online-Anmeldung Paarungen trainieren, die schriftlich dokumentiert werden. Doppel sind vorerst nicht erlaubt, auch das Duschen in der Halle ist nicht möglich.

    In der Halle herrscht das Prinzip Ordnung

    Ganz allgemein zeigt ein Blick in die Runde, dass hier vor allem ein Prinzip herrscht: Ordnung. Umrandungen in großzügigen Abständen, vorgegebene Laufwege und separierte Bereiche für die Trainingstaschen sorgen für die nötige Distanz. Desinfektionsmittel am Halleneingang, Tücher und Reiniger für das Säubern der Tische nach jeder Einheit und Gummihandschuhe sind ebenfalls Pflicht und werden von der Abteilung bereitgestellt. Sogar die Bälle sind markiert und einzelnen Spielern zugewiesen, um eine Fluktuation zu verhindern. Nicht zuletzt gilt es, auf zahlreiche liebgewonnene Rituale zu verzichten. So mancher ertappt sich beispielsweise dabei, wie er nach beendetem Satz die Seite wechseln will – auch das sollte nach den neuen Regularien vermieden werden. Die eine oder andere Regel will also noch schwer in den Kopf, die Bereitschaft aber, sie einzuhalten, ist bei allen spürbar.

    Vieles ist anders geworden im Tischtennis und doch – blickt man in die Gesichter der Kinder nach der ersten Einheit mit Coach Timm Metzler – sieht man Begeisterung und leuchtende Augen. Auch bei den erwachsenen Ballartisten überwiegt, obwohl auf die übliche Geselligkeit verzichtet werden muss, offensichtlich die Freude darüber, Mannschaftskameraden und Freunden wieder am Tisch begegnen zu können.

    Man mag skeptisch fragen, ob der innere Charakter des Sports angesichts der skizzierten Auflagen überhaupt erhalten bleibt. Normal ist die neue Normalität gewiss nicht. Und mühevoll ist sie allemal, denn die Regeln müssen in der sich immer wieder verändernden Lage je und je modifiziert werden. Wer aber ganz genau hinhört, der kann das Eigentliche, das Essentielle, das wirklich Wichtige auch an diesem Montag hören: die Stille, die quietschenden Schuhe, vor allem aber das stetige Klick-Klack, Klick-Klack des rasanten kleinen Balls. Tischtennis bleibt also auch in Corona-Zeiten eine Metapher: Zwei Menschen, die sich an einem Tisch gegenüber stehen und gemeinsam etwas Faszinierendes entstehen lassen.

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