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Prominente kicken für den guten Zweck in Nördlingen: ein Rückblick

Fußball

„Rieser Prominenz im mühsamen Kampf um den Ball“

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    Schiedsrichter Müller 1971 beim Torwandschießen auf dem Hartplatz hinter der Alten Turnhalle.
    Schiedsrichter Müller 1971 beim Torwandschießen auf dem Hartplatz hinter der Alten Turnhalle. Foto: Foto Hirsch

    Wenn am kommenden Mittwoch, 17. Juli, im Gerd-Müller-Stadion Eintracht Nordilinga zu einem Benefizspiel gegen die Datschiburger Kickers antritt, werden viele Prominente aus Sport und Politik für den guten Zweck am Ball sein. Dies bietet die Gelegenheit, an zwei denkwürdige „Prominentenspiele“ zu erinnern, die 1965 und 1971 in Nördlingen auf dem Sportplatz hinter der Alten Turnhalle stattfanden. In den Rieser Nachrichten wurden sie als große Erfolge gewertet, auch wenn die beteiligte Politprominenz in fußballerischer Hinsicht jeweils eine eher unglückliche Figur abgab.

    Am 10. Oktober 1965 empfing eine Auswahl Rieser Honoratioren und Fußballer namens Eintracht Nordilinga die Datschiburger Kickers aus Augsburg zu einem „Fußball-Prominentenspiel“. Im Stadtarchiv Nördlingen wird ein Plakat aufbewahrt, mit dem im Vorfeld der Partie folgende Startaufstellung der Heimmannschaft angekündigt worden war:

    Härtl (Landtagsabgeordneter), Jaumann (Landtagsabgeordneter), Müller (Ex-Nördlinger und Lizenzspieler vom FC Bayern München), Kraft (ehem. Vertragsspieler vom 1. FC Nürnberg), Heilmann (Betriebsleiter), Lemmrich (Bundestagsabgeordneter), Schneider (Stadtrat und Brauereibesitzer), Resch (Kreisoberinspektor), Mohr (Stadtrat), Dr. Keßler (Oberbürgermeister), Eichmeier (Volksschuloberlehrer).

    Benefiz-Fußballspiel 1965: Anton Jaumann trifft für Eintracht Nordilinga

    Die Aufstellung zeigt, dass die Nördlinger alles aufboten, was im Ries Rang und Namen hatte. Gerd Müller musste allerdings kurzfristig absagen, da ihm die Teilnahme seitens des FC Bayern München untersagt worden war. Laut Rieser Nachrichten hatte das Spiel einen hohen Unterhaltungswert. Die Gäste aus der Fuggerstadt wurden ihrer Favoritenrolle gerecht, sodass die ohne ihren großen Star angetretenen Nördlinger bald mit 0:4 zurücklagen. Hoffnung auf eine Kehrtwende kam auf, als die große Stunde des Landtagsabgeordneten Anton Jaumann schlug, der später Wirtschaftsminister und ein bedeutender bayerischer Landespolitiker werden sollte. In den Rieser Nachrichten hieß es:

    „Aber dann kamen die Nördlinger. Bundestagsabgeordneter Karl Heinz Lemmrich führte den Ball etwa dreißig Meter, spielte ihn überraschend zum Landtagsabgeordneten Anton Jaumann weiter, der so erschrak, dass er das Leder bekam und gleich schoss. Köppendörfer im Datschiburger Tor zeigte bei dem ersten Treffer der Nordilinga keine gute Figur; vielleicht wollte er sie auch gar nicht zeigen.“

    Nördlingens OB Keßler sah von Gegenspieler Gutmann „nur die Absätze“

    Im weiteren Verlauf der Partie hatte Eintracht Nordilinga der spielerischen Klasse der Datschiburger Kickers nur noch wenig entgegenzusetzen. Am Ende stand eine deutliche 5:13-Niederlage. Im unterhaltsamen Spielbericht wurde insbesondere die Leistung des Nördlinger Oberbürgermeisters Dr. Hermann Keßler kritisch beleuchtet. Von seinem Gegenspieler Max Gutmann habe er entgegen den vollmundigen Ankündigungen im Vorfeld des Spiels „nur die Absätze“ gesehen. Immerhin wurde anerkennend gewürdigt, dass der Oberbürgermeister überhaupt eine ganze Halbzeit durchgehalten hatte. Da das Spiel einem guten Zweck diente, blieb das Endergebnis nebensächlich. Mit dem Erlös des Spiels wurde die Anschaffung eines Fernsehers für das Nördlinger Altenheim finanziert.

    Oberbürgermeister von Format und fußballverrückter TSV-Vorsitzender: Hermann Keßler 1971 beim Prominentenspiel gegen den FC Schmiere.
    Oberbürgermeister von Format und fußballverrückter TSV-Vorsitzender: Hermann Keßler 1971 beim Prominentenspiel gegen den FC Schmiere. Foto: Foto Hirsch

    Sechs Jahre später kam es zu einem weiteren Prominentenspiel. Dieses Mal war der FC Schmiere aus München zu Gast, dessen Spielführer Sammy Drechsel sich unter anderem als Autor des Buches „Elf Freunde müsst ihr sein“ und Mitbegründer der Kabarett-Gruppe „Münchener Lach- und Schießgesellschaft“ einen Namen gemacht hatte. Das Fußballspiel lockte 3000 Zuschauerinnen und Zuschauer ins Stadion, was auch daran lag, dass Gerd Müller als Schiedsrichter mit von der Partie war.

    1971 geben sich auch die Weltmeister Helmut Rahn und Toni Turek in Nördlingen die Ehre

    Die Heimmannschaft tat sich schwer, den mit den 54er-Weltmeistern Helmut Rahn und Toni Turek angetretenen Gästen ernsthaft Paroli zu bieten, was im Spielbericht der Rieser Nachrichten vom 20. Juli 1971 („Rieser Prominenz im mühsamen Kampf um den Ball“) nachzulesen ist. Immerhin kam Oberbürgermeister Keßler (Jahrgang 1914) dieses Mal zu einem Torerfolg, wenn auch die Lokalpresse den Verdacht hegte, dass der FC Schmiere bei dem Treffer keine echte Gegenwehr geleistet hatte.

    Ein Wermutstropfen war, dass sich Landrat Dr. Eberhardt Schmidt bei einer Kollision mit einem Gegenspieler ein Bein brach und vom Platz getragen werden musste. Abgesehen davon wurde das Spiel als großer Erfolg gewertet. Die Niederlage der Nördlinger konnte mit 3:6 noch in Grenzen gehalten werden, was die Rieser Nachrichten vor allem der Tatsache zuschrieben, dass die „ausgepumpte Prominenz“ in der Halbzeitpause auf die Reservebank verbannt und durch jüngere Fußballer ersetzt worden war.

    Am 17. Juli wird es in Nördlingen wieder ein Prominenten-Fußballspiel geben

    Bei der Neuauflage des Spiels Eintracht Nordilinga gegen die Datschiburger Kickers wird die heimische Politik mit Oberbürgermeister David Wittner, Landrat Stefan Rößle und dem Bundestagsabgeordneten Christoph Schmid wieder stark vertreten sein. Da alle drei selbst lange Jahre aktiv Fußball gespielt haben, besteht die berechtigte Hoffnung, dass sie eine bessere Figur abgeben werden als ehedem Hermann Keßler und Co.

    Wer sich selbst davon überzeugen möchte, sollte sich am 17. Juli ins Gerd-Müller-Stadion in Nördlingen begeben, wo um 18.30 Uhr das Benefizspiel in Erinnerung an Helmut Haller und Gerd Müller angepfiffen wird. Mit etwas Glück kann man bei einer Tombola sogar ein aktuelles Trikot der Nationalmannschaft mit Unterschriften der deutschen Spieler gewinnen, das der DFB eigens für das Spiel zur Verfügung gestellt hat. Und das Beste ist: Der Erlös des Spiels kommt der Fußballjugend des TSV Nördlingen und der Hochwasserhilfe der Kartei der Not zugute. Der Eintritt ist frei.

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