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Fußball-Geschichte: Nördlingen feiert Gerd Müllers Siegtreffer 1974

Fußball

Vor 50 Jahren wurde Gerd Müller endgültig unsterblich

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    Die Gerd-Müller-Statue in Nördlingen erinnert an das Tor des Stürmers, das Deutschland 1974 zum Weltmeister machte. Am Sonntag jährt sich dieses Ereignis zum 50. Mal.
    Die Gerd-Müller-Statue in Nördlingen erinnert an das Tor des Stürmers, das Deutschland 1974 zum Weltmeister machte. Am Sonntag jährt sich dieses Ereignis zum 50. Mal. Foto: Florian Trykowski

    Auf den Tag genau 50 Jahre ist es an diesem Sonntag her, dass die in Nördlingen geborene Fußballlegende Gerd Müller im Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 das 2:1 gegen die Niederlande erzielte – ein Zwischenergebnis, das Bestand haben sollte und die Deutsche Nationalmannschaft zum Weltmeister machte. Der Moment ist Müllers Karrierehöhepunkt und aus gutem Grund die Szene, in der Müller als Denkmal verewigt wurde. Der Gerd-Müller-Platz in Nördlingen ist am kommenden Sonntag auch der Schauplatz einer Jubiläumsfeierlichkeit – doch zuerst: ein Blick zurück.

    In ihrem Buch „Gerd Müller: Vom Torjäger aus Nördlingen zum Bomber der Nation“ haben Michael Bast und Wilfried Sponsel das Leben des Idols genau nachgezeichnet. Mit Erlaubnis der Autoren lesen Sie hier einen Auszug aus dem Kapitel über das WM-Finale 1974:

    WM-Finale 1974: Ein Tor, wie es nur Gerd Müller erzielen konnte

    „Auch Grabowski gefällt mir heute. Sieht jetzt, dass Bonhof steil geht. Und prompt ist der Ball bei Bonhof gelandet, im Sechzehnmeterraum, spitzer Winkel zum Tor, da kommt der Ball auf Müller – der dreht sich um die eigene Achse, schießt und – Tor! Tor durch Gerd Müller!“ – Heribert Faßbender, Radioreportage.

    Das waren die – heute legendären – Worte des jungen Radioreporters Heribert Faßbender, der mit viel Emotionen das Spiel gegen die Niederlande kommentierte und die richtigen Worte fand, als sich Gerd Müller mit seinem entscheidenden Finaltreffer unsterblich machte. Weniger euphorisch, aber dennoch ebenso treffend kommentierte Rudi Michel den Treffer im Fernsehen: „Tore, die Müller macht, die eigentlich nur Gerd Müller macht.“

    Mit dem 2:1-Siegtreffer im WM-Finale gegen die Niederlande krönte Gerd Müller seine einzigartige Karriere und sicherte sich einen ewigen Platz in der Ruhmeshalle des Weltfußballs. Sein 68. Treffer für die Nationalmannschaft im 62. Spiel war sein letztes und gleichzeitig wichtigstes Tor in einem Länderspiel. Dabei hatte die Partie denkbar schlecht angefangen. Die auf Grund des bisherigen Turnierverlaufs favorisierten Niederländer um den Ausnahmefußballer Johan Cruyff waren bereits in der 2. Minute durch einen Elfmeter in Führung gegangen, bevor Paul Breitner 23 Minuten später ebenfalls durch einen Strafstoß den Ausgleich erzielte.

    Müllers Tor gegen die Niederlande sollte sein letztes in einem Länderspiel sein

    Und dann kam die 43. Spielminute, die das Leben Gerd Müllers veränderte: Während der von Grabowski perfekt angespielte Bonhof von der rechten Seite gekonnt mit dem Ball in Richtung Strafraum dribbelte, verschaffte sich Gerd Müller auf dem Weg zum Tor mit einem rasanten Richtungswechsel einen kleinen, aber letztlich entscheidenden Vorteil vor den in Überzahl befindlichen Gegenspielern. Bonhof passte den Ball scharf zu Müller, der ihn unkonventionell annahm und blitzschnell mit einem unnachahmlichen Drehschuss am verblüfften Torwart vorbei ins lange Eck beförderte. Wie so oft: ein „typisches Müller-Tor“. Und obendrein ein eminent wichtiger Treffer, der Deutschland 20 Jahre nach dem Wunder von Bern wieder zum Weltmeister machte.

    Nach dem Finale erklärte Gerd Müller (wie schon im Vorfeld Bundestrainer Helmut Schön angekündigt) seinen Rücktritt von der Nationalmannschaft, da er mehr Zeit mit der Familie verbringen wollte, nachdem er in den Jahren zuvor auf Grund zahlreicher Pflicht- und Freundschaftsspiele daheim nur wenig präsent gewesen war.

    Ganz Deutschland feierte den „Bomber der Nation“. Die Stadt Nördlingen wollte Gerd Müller – wie schon 1970 – ehren und kam auf die Idee, ihm nun als Weltmeister die „Goldene Bürgermedaille“ als zweithöchste Ehrung der Gemeinde (nach der Ehrenbürgerwürde) zu verleihen. Man setzte alles daran, Gerd Müller in die alte Heimat zu lotsen, umso mehr, als 1972 keine Ehrung des Europameisters zustande gekommen war.

    Nördlingen feiert am Sonntag den größten Erfolg seines größten Sohnes

    So weit der Auszug aus dem Buch über Müllers Karriere. Zur Ehrung sollte es am 10. September 1974 dann auch kommen: Müller, dem öffentliche Auftritte nicht lagen, hatte auf dem Weg von München nach Stuttgart, wo der FC Bayern am folgenden Tag auf den VfB treffen sollte, zumindest vier Stunden Zeit genommen, um die „Goldene Bürgermedaille“ anzunehmen. Beim Besuch in Nördlingen standen neben der Ehrung in der Bundesstube des Rathauses auch eine Stadtrundfahrt mit TSV-Jugendspielern, ein Abstecher auf den Sportplatz Bergerwiese, ein Besuch bei seiner Mutter und abschließend ein gemütliches Beisammensein mit Müllers alten Kameraden vom TSV Nördlingen und einigen Ehrengästen auf dem Programm. Dabei lebte dann auch der öffentlichkeitsscheue „Bomber“ erkennbar auf, wie die Rieser Nachrichten damals berichteten.

    50 Jahre nach seinem größten Triumph wird die Stadt Nördlingen Gerd Müller erneut würdigen. An diesem Sonntag, 7. Juli, findet zum ersten Mal das Gerd-Müller-Platzfest statt, um das 50-jährige Jubiläum des legendären WM-Siegs von 1974 zu feiern. Zu diesem historischen Anlass erwartet die Besucherinnen und Besucher ein abwechslungsreiches Programm.

    Das Fest beginnt um 11 Uhr mit einer besonderen Stadtführung zu Ehren von Gerd Müller. Teilnehmer erleben eine spannende Reise durch das Leben und die Erfolge dieser Fußballikone und hören interessante Anekdoten aus seiner Karriere. Eine telefonische Voranmeldung ist über die Tourist-Information unter der Telefonnummer 09081/84-116 (erreichbar am Samstag von 10 bis 14 Uhr, Sonntag ab 10 Uhr) erforderlich. Die Führung ist kostenlos. Ab 13 Uhr wird im Biergarten mit stimmungsvoller Blasmusik, leckerer Stadionwurst und EM-Burgern weitergefeiert. Beim Torwandschießen können Groß und Klein ihre Fußballkünste unter Beweis stellen. (AZ, mit maxbo)

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