Wer nach dem starken Auftritt der Eigner Angels Nördlingen am Gründonnerstag dachte, dass die Mannschaft nun den Schlüssel für die Gisa Lions aus Halle gefunden hat, wurde am Karsamstag eines Besseren belehrt: Mit einem desaströsen 65:100 (10:31, 18:22, 20:28, 17:19) verloren die Bundesliga-Basketballerinnen das vierte Spiel der Play-off-Viertelfinalserie und schieden damit verdient aus der Endrunde aus. Im Rückblick ist eigentlich nur ein Viertel berichtenswert.
Die gut 300 Zuschauerinnen und Zuschauer, die trotz Ferienzeit und FC-Bayern-Spiel den Weg in die Hermann-Keßler-Halle gefunden hatten, dürften ihre Entscheidung schnell bedauert haben, denn die Angels bekamen keinen Fuß auf den Boden. Halle legte stark los und kam unter dem Korb zu einfachen Punkten, vor allem durch die starke Taylah Simmons, die im ersten Durchgang elf Punkte erzielte. Die Lions trafen hochprozentig aus allen Lagen, nachdem ihnen am Donnerstag das Wurfglück noch gefehlt hatte.
Angels Nördlingen enttäuschen im letzten Play-off-Spiel
Ganz anders dagegen die Nördlingerinnen, denen im Angriff so gut wie nichts gelang. 6:16 hieß es aus Nördlinger Sicht schon nach gut vier Minuten, was Trainer Matiss Rozlapa zur Auszeit greifen ließ. Die störte den Spielfluss der Gäste aber nicht, sondern sie trafen einfach weiter, auch, weil die Angels-Defense sie kaum daran hinderte. In der Offensive blieben die Gastgeberinnen völlig harmlos, selbst einfache Würfe gingen nicht durch die Reuse, was die desaströsen Quoten untermauern: 30 Prozent erfolgreiche Zweipunktversuche, null Prozent auf die Dreier (bei neun Versuchen). In den letzten dreieinhalb Minuten des ersten Viertels punkteten die Rieserinnen gleich gar nicht. So wuchs der Vorsprung der Gisa Lions in atemberaubendem Tempo immer weiter an, zum Viertelende stand es schon 10:31 (!).
Damit ist die Geschichte dieses Play-off-Spiels eigentlich auch schon erzählt, bei den Angels war die Luft danach raus. Der Wille und der Glaube daran, hier nochmal zurückzukommen, schienen zu fehlen. Entsprechend ging es im zweiten Viertel weiter, die Gäste trafen wie sie wollten und verteidigten kompromisslos, was den körperlich unterlegenen Nördlingerinnen Probleme bereitete. Simmons legte für Halle weitere sechs Punkte nach, während Nördlingens Beste, Erika Davenport, blass blieb – kein Vergleich zu ihrer dominanten Vorstellung am Donnerstag. Auch bei den Rebounds, in der vorigen Begegnung eine Stärke der Angels, hatten die Lions die Nase vorn (zur Halbzeit 18:25 Rebounds). Mit 28:53 ging es in die Pause, die Schiedsrichter hätten aber auch ebenso gut abpfeifen können.
Auch Angels-Trainer Rozlapa bleibt am Ende ratlos zurück
Was bleibt zu sagen zur zweiten Spielhälfte? Nicht viel. Selbst Trainer Matiss Rozlapa, sonst wie ein aktiver Vulkan am Spielfeldrand, schien resigniert zu haben, so selten wurden seine Zwischenrufe. Nach knapp sechs Minuten im dritten Viertel war der Vorsprung der konzentriert spielenden Gäste auf 32 Punkte angewachsen. Bezüglich des Ausgangs der Partie machten sich die Lions keine Sorgen und die Angels keine Illusionen.
Gelegenheiten für Jubel der Nördlingen-Anhänger gab es trotzdem, denn Nachwuchstalent und Lokalmatadorin Anna Löffler bekam nun großzügig Einsatzzeit, die sie zu nutzen wusste. Bei ihren insgesamt sechs Punkten erwachte die Halle zwischenzeitlich. Am Spielverlauf konnte Löfflers engagierter Auftritt freilich nichts ändern, zum Ende des dritten Durchgangs stellte Halles Laura Schinkel per Fastbreak nach Ballverlust von Erika Davenport auf 48:81.
Im letzten Viertel bekommt Nördlingen die Höchststrafe
Das letzte Viertel hatte dann mehr Trainingsspiel- statt Play-off-Charakter. Punkterfolge der Angels blieben weiter rar gesät, und am Ende blieb ihnen nicht einmal die Höchststrafe erspart, als Elea Gaba das Lions-Ergebnis dreistellig machte. Mit 65:100 endete das Spiel und die Saison der Eigner Angels Nördlingen gleich mit, es war die dritte Niederlage des Teams in der Best-of-Five-Serie. Auf die eigentlich sehr gute Spielzeit, mit dem Erreichen der Play-offs und dem zweiten Platz im Pokal, wirft dieses letzte Spiel einen Schatten.
Diesen Umstand bedauerte am Ende auch Trainer Rozlapa, der sich die völlig andere Performance seiner Mannschaft im Vergleich zum Spiel zuvor auch nicht wirklich erklären konnte: "Halle hat uns im ersten Viertel ihr Spiel aufgezwungen, mit ihrer körperlichen Spielweise kamen wir nicht klar", so ein Ansatz des Nördlingen-Trainers. Da sei schon die ganze Saison über ein Problem gewesen, so der Lette.
Mit Tränen in den Augen verabschiedeten sich die Eigner Angels Nördlingen der Saison 2023/2024 von ihren Fans, wie es mit der Mannschaft weitergeht, ist derweil noch nicht klar. Von der Finanzierungs-Front gab es vergangene Woche hoffnungsvolle Nachrichten, ein neuer Stand war am Rande des Spiels noch nicht zu erfahren. Zumindest lud Hallensprecher Benedikt Lasser die Zuschauerinnen und Zuschauer dazu ein, die Angels auch in ihrer kommenden 17. Bundesliga-Saison zu unterstützen, bevor er sie in die Nacht entließ.