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TSV Nördlingen: Begegnung der Generationen

TSV Nördlingen

Begegnung der Generationen

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    Talkrunde mit moderner Videotechnik (von links): Robert Milde, Dagmar Spannbauer, Peter Kemmer und Helmut Beyschlag.
    Talkrunde mit moderner Videotechnik (von links): Robert Milde, Dagmar Spannbauer, Peter Kemmer und Helmut Beyschlag.

    Mit rund 600 Gästen hat der TSV 1861 Nördlingen in der Vierfachhalle im Rieser Sportpark sein 150-jähriges Bestehen gefeiert. Es war ein Abend der Erinnerung an eine lange Geschichte und viele Begebenheiten in dieser Zeit, ein Abend der Begegnungen von Generationen, von noch aktiven und ehemaligen TSV-Sportlern und ein Abend mit einem etwas anderen Drehbuch als bei vielen anderen Jubiläen.

    Die Veranstalter mischten zur Auflockerung des Programms Blöcke mit Unterhaltung, Sport und Information, wobei bei den Redestrecken auf Kurzweil geachtet wurde. Grußworte waren nicht eingeplant – trotz der zahlreich vertretenen Prominenz aus Politik und Sportorganisationen. Dafür waren die Bundestagsabgeordneten Gabriele Fograscher und Ulrich Lange, der CSU-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag, Georg Schmid, Landrat Stefan Rößle und Nördlingens Oberbürgermeister Hermann Faul bei einer Talkrunde mit Moderator Robert Milde gefragt – und dabei kam manche interessante Verbindung zum TSV zur Sprache.

    Wer hätte noch gewusst, dass Rößle vor 25 Jahren als Spieler des Bezirksliga-Schlusslichts VfB Oberndorf gegen den Tabellenzweiten TSV Nördlingen den 1:0-Siegtreffer erzielt hatte? Der Landrat selbst erinnerte sich bestens. „Wir sind zu Hause vor einer großen Kulisse über uns hinausgewachsen.“

    Georg Schmid fehlt diese Erfahrung auf dem Fußballplatz, aber mit Nördlingens Fußballern verbindet auch er Positives. „Das grüne Trikot ist ein Begriff. Gerade die TSV-Nachwuchsarbeit ist Vorbild für alle Vereine in der Region.“ Von Gabriele Fograscher war zu erfahren, dass ihr Mann Basketball-Schiedsrichter beim TSV war und inzwischen der Sohn in dessen Fußstapfen getreten ist. Hermann Faul bedauerte das Ende der Handballabteilung vor wenigen Jahren und äußerte seine Hoffnung auf ein Wiederaufleben des Handballsports, das bei den Jüngsten in der Schule beginnen sollte. Ulrich Lange verriet, dass er als Spross des langjährigen Fecht-Abteilungsleiters um diese Sportart gar nicht herumgekommen sei. „Fechten war in unserer Familie alternativlos.“

    Schiedsrichter vor 50 Jahren

    In einer zweiten Talkrunde waren Vertreter der Sportbünde und Fachverbände am Mikrofon. Nun eröffnete der BFV-Ehrenamtsvorsitzende Hermann Güller mit der Erinnerung an ein Erlebnis mit dem TSV Nördlingen – zur 100-Jahr-Feier 1961 war der Augsburger der Schiedsrichter beim schwäbischen Pokalfinale auf dem Sportplatz hinter der Alten Turnhalle. „Es war mein erstes größeres Spiel und eine tolle Geschichte“, sagte Güller. Vor 2200 Zuschauern unterlag der TSV der damals höherklassigen SpVgg Kaufbeuren mit 0:2.

    Mit Blick auf die Zukunft skizzierten Güller sowie BLSV-Vizepräsident Karl Rauh, BTV-Präsident Dr. Alfons Hölzl, BLSV-Kreisvorsitzender Hans Schneider und Turngau-Vorsitzender Dieter Thiel die heutigen Anforderungen an einen Sportverein. Weil die über Jahrzehnte hinweg ehrenamtlich Tätigen immer weniger würden, müssten die Aufgabe auf mehr Schultern verteilt werden, so Güller. Rauh nannten die Talentsichtung und -bindung, die finanzielle Entwicklung und die Ganztagsschule als besondere Herausforderungen der Vereine. Hölzl, Verbandspräsident der bayerischen Turner, hob die vielfältigen Angebote in den Vereinen hervor, das im Gegensatz stehe zum verstaubten Image, das den Turnern bisweilen noch anhängt. „Wir sind stolz auf unsere Tradition, aber wir sehen uns nicht nur in der Tradition, sondern auch in der Innovation.“

    Dies führten die Gaukler der KTV Ries später mit ihrer Einlage und einer Mischung aus Turnen und Akrobatik vor Augen. Es blieb nicht der einzige Auftritt von Sportlern - die Gruppe „ILL-X“, ein Freundeskreis unter Leitung von TSV-Fechtabteilungsleiter Willi Fischer, begeisterte mit einer Breakdance-Vorführung, und die neue Showtanzgruppe des TSV mit Judith Grimmeißen verdiente sich mit Streetdance viel Applaus.

    Zu Wort kamen Sportler von einst und heute bei der dritten und letzten Talkrunde. Der frühere TSV-Basketballer und heutige Abteilungsleiter beim FC Bayern München, Peter Kemmer, erzählte vom Münchner Basketball und bestätigte ein Gastspiel des BBL-Aufsteigers im September in Nördlingen. Jörn Meiners, höchst erfolgreich als Ju-Jutsu-Kämpfer des TSV Nördlingen, sagte, dass „ich hier alles gelernt habe - um Weltmeister zu werden und was ich im Beruf benötige“. Meiners lebt in Würzburg, engagiert sich in dortigen Vereinen und hat einen Vertrieb für Kampfsportartikel. Dagmar Spannbauer begann nach ihrer Zeit als aktive Leichtathletin als Trainerin - um etwas zurückzugeben, wie sie sagte. Sie regte an, von Vereinsseite mehr Angebote zu schaffen für Sportinteressierte mittleren Alters.

    Weit vor Dagmar Spannbauer und Jörn Meiners war Karl Zeitelhack aktiv. Der frühere Turner gehört seit 63 Jahren dem TSV an und erinnert sich vor allem „an die schönen und kameradschaftlichen Stunden im Verein“. Damit steht er nicht allein, viele haben im TSV über Jahrzehnte eine Heimat gefunden - und diese Treue würdigte der TSV beim Festabend, indem er die rund 20 Mitglieder, die 60 Jahre und länger dabei sind, auf die Bühne bat für ein gemeinsames Foto.

    Urkunde und Ehrenschild

    Eine Ehrung gab es für den Verein - Karl Rauh und Hans Schneider übergaben im Namen des Bayerische Landessportverbands eine Urkunde und einen Geburtstagsscheck über 350 Euro, vom Turnverbandspräsidenten Dr. Alfons Hölzl gab’s neben einer Urkunde ein Ludwig-Jahn-Ehrenschild. Für den TSV-Vorsitzenden Helmut Beyschlag war dies ein weiterer Höhepunkt an einem Abend, der aus Sicht des Veranstalters gelungen war. „Der TSV hat die Würdigung erfahren, die er verdient. Der Verein ist eine Institution.“ Auch mit der Zahl von rund 600 Gästen sei man zufrieden - wenngleich einige Plätze frei blieben. „In einem so großen und vielschichtigen Verein ein Programm auf die Beine zu stellen, das allen gefällt, ist schwierig“, so Beyschlag. „Enttäuscht“ sei er lediglich, dass einzelne Gruppen im TSV gar nicht vertreten waren. „Möglicherweise sind damit gewisse Botschaften verbunden; das ist nicht gut.“

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