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RN-Interview: Hannes Hingst läuft und läuft und läuft

RN-Interview

Hannes Hingst läuft und läuft und läuft

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    Hannes Hingst vom TSV Harburg nahm an seinem 200. Jedermannslauf teil und verpasste in 40 Jahren nicht einen einzigen.
    Hannes Hingst vom TSV Harburg nahm an seinem 200. Jedermannslauf teil und verpasste in 40 Jahren nicht einen einzigen. Foto: Widemann

    Es dürfte eine der außergewöhnlichsten Serien im Sport weit über die Region hinaus sein: Hannes Hingst hat in Donauwörth seinen 200. Wettkampf in der Jedermannslauf-Serie der LG Donau-Ries absolviert. Diese beeindruckende Zahl wird durch eine Tatsache getoppt: Der Harburger hat damit in den vergangenen 40 Jahren sämtliche Rennen absolviert, die seit dem offiziellen Start der Serie überhaupt stattfanden.

    Der Ausdauersportler, inzwischen 73 Jahre alt, benötigte für die rund zehn Kilometer 58:36 Minuten und belegte damit den 243. Platz unter 288 Teilnehmern. Wir sprachen anschließend mit Hingst, der für den TSV Harburg startet – und läuft und läuft und läuft.

    Wie ist es Ihnen bei Ihrem Jubiläumslauf rund ums Schlössle bei Donauwörth ergangen?

    Hannes Hingst: Prima. Die Zeit ist für mein Alter völlig in Ordnung. Das Wetter hat gepasst, und die Strecke war schön zu laufen.

    Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Jedermannslauf?

    Hingst: Ja, das war Anfang 1978 in Harburg. Damals animierten mich alte Turnerfreunde mitzumachen. Die ersten Läufe absolvierte ich noch mit Fußballschuhen mit Noppenstollen, da ich noch gar keine Laufschuhe hatte. Aber ich fand Spaß und Gefallen an der Sache. Im Übrigen habe ich seitdem alle Siegerlisten gesammelt. Die füllen vier Ordner. Da bin ich sehr akribisch.

    Was war Ihre beste Platzierung?

    Hingst: Das kann ich auf Anhieb nicht sagen. In meinen besten Jahren blieb ich auf den Strecken, die alle um die zehn Kilometer lang sind, ein paar Minuten unter der 40-Minuten-Marke. Das war irgendwo an der Grenze vom ersten zum zweiten Viertel des Feldes.

    War die Serie über all die Jahre irgendwann in Gefahr?

    Hingst: Der Schlösslelauf ist zwar einer der schönsten, aber als ich so gut 50 Läufe hatte, ging ich dort zweimal gesundheitlich angeschlagen an den Start. Ich habe mich durchgequält, mit einigen Gehpausen. Ich wollte partout nicht aufgeben, um meine Serie zu wahren. Im Frühjahr 1985 zog ich mir beim Basketball einen Kreuzbandriss zu. Bis zum Herbst war ich wieder fit. Einmal stand der Start – ausgerechnet wieder beim Schlösslelauf – auf der Kippe, weil ich Anfang der 1990er Jahre bei glatten Straßen mit dem Auto, in dem auch meine Frau und meine beiden Kinder saßen, nahe Gunzenheim von der Straße rutschte und der Wagen feststeckte. Da hat uns aber freundlicherweise jemand mitgenommen und irgendwie schafften wir es doch noch zum Schlössle.

    Wie ist es überhaupt möglich, diese 200 Läufe, die ja alle in der kalten Jahreszeit stattfinden, in Serie machen zu können?

    Hingst: Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zunächst ist es unwahrscheinliches Glück, dass ich bei all den Terminen nie richtig krank oder verletzt war. Ich hatte auch den Willen und den Ehrgeiz. Es spielten auch meine Familie und Verwandtschaft mit. Wenn sonntags ein Fest ansteht, akzeptieren alle, dass ich halt ein bisschen später komme. Auch meine Chefs und meine Kollegen bei der Arbeit zeigten Verständnis und jemand sprang für mich bei Dienstreisen ein.

    Wie hat sich die Jedermannslauf-Serie seit 1978 verändert?

    Den ehrenamtlichen Helfern gebührt großer Dank

    Hingst: Schuhe und Kleidung sind besser geworden, die Teilnehmer sind aber auch früher gleich gute Zeiten gelaufen. Top-Läufer hat es schon immer gegeben. Nachdem das Interesse an den Jedermannsläufen zwischendurch nachgelassen hatte, gingen die Teilnehmerzahlen in den vergangenen Jahren wieder stark nach oben. Das freut mich. Man sollte auch nicht vergessen, dass ehrenamtliche Helfer in den Vereinen diese Läufe organisieren. Sonst gäbe es die Serie nicht. Diesen Leuten gebührt großer Dank.

    Wie groß ist Ihr sportlicher Ehrgeiz noch – oder anders gefragt: Wie lange hält ihre Serie noch?

    Hingst: Mein Ehrgeiz ist nach wie vor groß, aber nicht übertrieben. Ich möchte für mein Alter eine gute Leistung abliefern, und ich will laufen, so lange es geht. Ich habe mir keine Grenze gesetzt. Das gilt übrigens auch für die anderen Sportarten, die ich wettkampfmäßig betreibe: Tennis und Skilanglauf.

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