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Motorsport: Der Herr der Schrauben und Radmuttern

Motorsport

Der Herr der Schrauben und Radmuttern

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    Jochen Graf (links) arbeitet in der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft als Chefmechaniker beim renommierten Abt-Team in Kempten. Rechts bei einem Boxenbesuch der Schwörsheimer Bernd Schönherr.
    Jochen Graf (links) arbeitet in der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft als Chefmechaniker beim renommierten Abt-Team in Kempten. Rechts bei einem Boxenbesuch der Schwörsheimer Bernd Schönherr. Foto: Foto: privat

    Jochen Graf hat immer noch Lust auf schrauben, tüfteln, Fahrwerk abstimmen oder testen. Der 38-jährige Bopfinger ist mittlerweile seit 15 Jahren „Rennsportmechaniker“ beim bekannten Motorsport-Rennstall Abt in Kempten und für seinen Arbeitgeber das ganze Jahr über weltweit in der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft (DTM) unterwegs. Seit geraumer Zeit fungiert er als Chefmechaniker für die Rennstars der DTM und ist komplett für den technischen Zustand ihrer Autos verantwortlich.

    Ein Traumjob? Der Ostälbler zögert mit der Antwort. „Traumjob würde ich nicht unbedingt sagen; aber es macht nach so langer Zeit immer noch Spaß.“ Der Beruf sei sehr verantwortungsvoll. Schließlich gehe es um etwas. Nicht nur um viel Geld, auch ums Renommee. „Wenn das Auto meines Piloten reihenweise ausfallen würde, hätte ich sicher ein Problem.“ Dies komme glücklicherweise nicht sehr oft vor; dafür würden er und sein Mechanikerteam schon sorgen. Freilich: „Ausfälle oder enttäuschende Platzierungen gibt es immer mal wieder. Dann diskutieren wir im Team darüber und gut ist.“

    In den letzten Jahren hatte Jochen Graf den Boliden von Audi-Pilot Martin Tomczyk unter seinen Fittichen, mit dem er auch ein gutes persönliches Verhältnis pflegte.

    Wie kommt ein bodenständiger Schwabe in der Glitzerwelt des Motorsports zurecht? Graf ist keiner, der sich am vermeintlichen Glamour des Rennsports mit VIPs und schönen Frauen an den Boxen berauscht, wenngleich er ab und zu schon mal gerne hinsieht, wie er mit einem Augenzwinkern meint. „Ich mache meine Arbeit und zwar so gut wie möglich.“ Sicherlich werde nach einem erfolgreichen Rennen schon mal „die Sau rausgelassen“ und richtig gefeiert. Aber danach gehe es meist gleich nach Hause.

    Stressresistenz und körperliche Fitness sind Voraussetzung

    Seine Freizeit ist während der Rennsaison knapp bemessen. An Wochenenden finden die Rennen statt, unter der Woche würden die Autos am Stützpunkt in Kempten zerlegt, kontrolliert, geputzt und auf die nächste Veranstaltung vorbereitet. Körperliche Fitness und weitgehende Stressresistenz sind Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit. „Wer beides vermissen lässt, kommt bei uns nicht sehr weit“, meint Graf und verweist auf ein persönliches Fitnessprogramm, das er regelmäßig absolviert.

    Der Bopfinger machte in einem Autohaus seiner Heimatstadt eine Lehre als Kfz-Mechaniker, bevor er sich beim Rennstall Abt bewarb. Er wurde genommen und ist seitdem im Allgäu. Er will das auch noch ein paar Jahre machen und wie bisher zwischen Kempten und der Ostalb pendeln, wo er ein Haus hat, in dem er mit seiner Lebensgefährtin und künftigen Ehefrau lebt. Der Rennsport lässt ihn also noch nicht los, obwohl er mittlerweile fast alle Rennstrecken der Welt kennt. China, Südafrika und sämtliche Strecken in ganz Europa faszinieren ihn immer wieder aufs Neue.

    Im Mai beginnt die DTM-Saison 2011, traditionell auf der Strecke in Hockenheim, allerdings mit einer Veränderung: Der „Jo“, wie ihn alle nennen, wird künftig nicht mehr am Audi-Boliden von Martin Tomczyk herum schrauben und während des Rennens Reifen wechseln, sondern an dem von Mike Rockenfeller, einem 27-jährigen Audi-Werkspiloten. „Mal sehen, wie es mit dem Rocky läuft“, meint Jochen Graf und lässt dabei viel Gelassenheit erkennen.

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