Startseite
Icon Pfeil nach unten
Nördlingen
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Fußball-EM: „Ein absolut falsches Signal“

Fußball-EM

„Ein absolut falsches Signal“

    • |
    Die Absicht der UEFA, am Austragungsmodus der Fußball-EM festzuhalten, stößt in den Vereinen der Region überwiegend auf Kritik.
    Die Absicht der UEFA, am Austragungsmodus der Fußball-EM festzuhalten, stößt in den Vereinen der Region überwiegend auf Kritik.

    Im Sommer soll in elf europäischen Städten und mit Baku sogar in einer asiatischen Metropole die Fußball-Europameisterschaft stattfinden. Doch aufgrund der weiterhin brisanten Corona-Lage ist völlig offen, wie und ob das Turnier überhaupt ausgetragen werden kann. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte schon eine Absage der EM oder höchstens als Austragung in Form eines Geister-Turniers. Auch Uli Hoeneß, der frühere Präsident des FC Bayern München, findet es nicht gut, dass die UEFA offensichtlich darauf besteht, das Turnier in so vielen Städten auszutragen. Wir haben einige Vorstände/Abteilungsleiter Rieser Fußballvereine zur umstrittenen Europameisterschaft befragt.

    Greiner, Abteilungsleiter des SV Holzkirchen: „Das ist ein problematisches, eher politisches Thema und hat vermutlich auch finanzielle Gründe (UEFA). Zu diesem brisanten Thema möchte ich mich eigentlich ungern in der Öffentlichkeit äußern, trotzdem in aller Kürze: Da die Corona-Lage für den Sommer nicht präzise vorhergesagt werden kann, macht es nach aktuellem Stand wenig Sinn, die Spiele ohne Zuschauer in verschiedene Städte in Europa (plus Baku/Asien) zu verteilen. Außerdem würde auch für die Spieler durch die Reisen eine erhöhte Ansteckungsgefahr bestehen.“

    Stimpfle, 1. Vorsitzender des SV Wechingen: „Ich denke, jeder Fußball-Fan fiebert darauf hin, wieder unter ,normalen Bedingungen’ an einem Event wie beispielsweise einer Fußball-EM teilzunehmen und die Spiele im Stadion zu verfolgen. Dem Fußball fehlt schon ein wenig sein Herzstück. Allerdings ist es unter den aktuellen Umständen nicht wirklich mit Zuschauern umsetzbar bzw. wäre ein falsches Zeichen, solange andere Veranstaltungen bzw. Branchen weiterhin schärfste Auflagen haben und auf ein Minimum reduziert werden. Somit macht nur eine EM in Geisterform, wie wir es aktuell in der Bundesliga sehen, Sinn. Ich denke, wir alle benötigen in dieser herausfordernden Zeit diese Art von Lichtblicken. Bezüglich der Durchführung müsste man sich noch einmal Gedanken machen, ob mehrere Länder nötig sind – das ist ja auch für die Sportler eine enorme Belastung. Man könnte sich an einem amerikanischen Modell einer Bubble/Blase (siehe NBA-Play-offs) orientieren, wo die Spieler und Teams während des Turniers quasi abgeschottet sind, um die Ansteckungsgefahr auch unter den Spielern zu reduzieren. Ich denke, alle freuen sich auf eine EM, aber es müsste auch in der Umsetzung sinnvoll gestaltet sein, sonst überwiegen das negative Feedback und Unverständnis und man könnte es nicht genießen.“

    Wiedemann, 1. Vorsitzender des SV Amerdingen: „Das kommt natürlich auf die Entwicklung der internationalen Infektionszahlen an. Da diese sich anscheinend nur langsam zufriedenstellend reduzieren, sollte die EM unter entsprechendem Hygieneprogramm als Geister-Turnier mit möglichst wenig Reiseaufkommen durchgeführt werden. Eine Massenveranstaltung ist momentan nicht zu verantworten. Für die breite Bevölkerung ist die EM wahrscheinlich schon eine willkommene Abwechslung, wenn auch nur vor dem Fernseher.“

    Röttinger, 1. Vorsitzender des FSV Utzwingen: „Ich finde es aus diversen Gründen generell richtig, dass Profifußball stattfindet. Einerseits, da er mittlerweile schlicht und ergreifend ein Gewerbe darstellt, das volkswirtschaftliche Wertschöpfung erwirtschaftet, und um einfach gerade in diesen Zeiten eine gewisse Ablenkung zu erfahren. Außerdem wird dadurch keinem geschadet. Was habe ich denn als Amateurfußballer davon, wenn der Profi ebenfalls nicht spielen kann. Unter den aktuellen Umständen würde ich persönlich es auch gar nicht riskieren, zu spielen. Der Profifußball, besonders in Deutschland, hat bisher bewiesen, dass er Wettbewerbe unter höchsten Hygieneauflagen durchführen kann, ohne größere Ausbruchsszenarien zu riskieren, von daher bin ich auch überzeugt, dass es möglich ist, eine sichere Europameisterschaft zu veranstalten. Ich fände es allerdings sinnvoller, das Teilnehmerfeld zum Beispiel durch eine vorherige K.-o.-Runde zu halbieren und das Turnier dann auf drei Städte zu konzentrieren, auch wenn mir klar ist, dass da wahrscheinlich die unterschiedlichsten, vor allem monetären Interessen dagegen stehen. Ich muss aber auch sagen, dass ich für die aktuellen Auswüchse im Europacup, dass englische, deutsche oder italienische Mannschaften nach Osteuropa jetten, nur um absolut sinnvolle Reisebeschränkungen in ihren jeweiligen Heimatländern regelrecht auszuhebeln, überhaupt kein Verständnis mehr habe, und ich glaube auch, dass so der Fußball allgemein nicht mehr lange Akzeptanz findet. Generell gar kein Problem habe ich mit den Geisterspielen an sich. Ob da Zuschauer drin sind und Stimmung herrscht, irgendwelche Choreografien gezeigt werden oder auch nicht, ist mir eigentlich völlig egal. Ich muss aber auch zugeben, dass ich mit der Meinung wohl ziemlich allein bin. Vielen von uns fehlt diese Stadionatmosphäre selbst vor dem Fernseher, aber die allermeisten haben dennoch Verständnis, dass es in dieser Lage nicht anders geht.“

    Meister, Abteilungsleiter des TSV Wemding: „Obwohl ich Fußball-Fan bin, finde ich es unverantwortlich, dass die UEFA an der Form der EM festhalten will. Ich finde, der Fußball hat sowieso schon einen Sonderstatus und dies sollten die Verantwortlichen nicht ausreizen. Es ist nach meinem Befinden ein absolut falsches Zeichen, das hier gesendet wird.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden