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Dach über dem Kopf für die katholische Glaubensgemeinde
![Ein Bauzaun deutet es an: Die Schwörsheimer Kirche ist momentan gesperrt. Ein Bauzaun deutet es an: Die Schwörsheimer Kirche ist momentan gesperrt.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Wenige Wochen vor Weihnachten muss St. Leonhard in Schwörsheim St. Leonhard Obdach geben. Der Turm neigt sich inzwischen so sehr, dass Einsturzgefahr besteht.
![Dach über dem Kopf für die katholische Glaubensgemeinde](https://www.augsburger-allgemeine.de/img/bilder/crop61193846/1783058704-cv1_1-w40-owebp/peter-urban?t=.jpg)
Es sieht alles so friedlich aus bei der katholischen Kirche in Schwörsheim. Gleich neben dem Dorfweiher steht das schmucke Ensemble der Pfarrei St. Leonhard. Wenn nicht ein schnöder Bauzaun das gesamte Gelände rund um die Kirche absperren würde, könnte man denken, es sei alles in bester Ordnung. Mitnichten. Ausgerechnet vierzehn Tage vor Weihnachten haben Experten der Diözese Eichstätt bei einer turnusmäßigen Inspektion festgestellt, dass sich der Turm offensichtlich deutlich nach Osten geneigt hat und deshalb Einsturzgefahr besteht.
Erst im Jahr 1955 baute sich die katholische Pfarrgemeinde Schwörsheim ein eigenes Gotteshaus am damaligen Nordrand des Dorfes und das bis dahin bestehende Simultaneum mit der evangelischen Kirche wurde 1958 aufgelöst. Das evangelische Gotteshaus mit dem gleichen Patronatsnamen ist deutlich älter, die Erbauungszeit ist unklar. Es gibt nur Indizien: Ein Visitationsbericht vom Bistum Eichstätt aus dem Jahr 1601 beschreibt drei Altäre in einem kleinen Kirchlein mit drei Fensterachsen, einer Tür im Osten und Südwesten. Kurz nach 1700 entstand eine Saalkirche, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erweitert wurde.
Die Evangelische Kirche gibt der Katholischen vorübergehend ein Zuhause
Im Zuge einer Generalsanierung wurde die Sakristei von der Ostseite an die Nordseite der Kirche angebaut, der Turm erneuert und im Jahr 1984 erfolgte dann eine weitere Generalsanierung, sodass die Evangelische Kirche auch heute noch so gut dasteht, dass sie ohne Weiteres der katholischen Gemeinde - auch eine Woche vor Weihnachten - Obdach gewähren konnte. Bürgermeister Dietmar Höhenberger dazu: „Die beiden Pfarrer sind auf einer Wellenlänge und ohne Zögern erfolgte die sofortige Zustimmung, aus der alten Simultankirche bis auf Weiteres eine erneute Schwörsheimer Simultankirche zu machen.“
Schon die Weihnachtsgottesdienste der beiden Konfessionen fanden dort gemeinsam statt. „Es war für mich faszinierend, wie eingespielt die jeweiligen Umbauten vonstattengingen“, freut sich der Bürgermeister, der es sehr bedauert, das katholische Gotteshaus gerade vor den hohen Feiertagen schnöde umzäunen und absperren zu müssen. „Es gab ein großes Verständnis für die Situation und ein sofortiges Einvernehmen.“ Obwohl es noch keinerlei offizielle Verlautbarung des Bistums Eichstätt zu der Schließung gibt, geht Dietmar Höhenberger nicht davon aus, dass sich am provisorischen Simultaneum in der Gemeinde in absehbarer Zeit etwas ändern wird: „Es wird länger dauern und wir werden uns an die Situation gewöhnen müssen“, sagt er, „es gibt nur eine Handvoll Handwerker, die solch eine Sanierung technisch stemmen können. Und ob die im neuen Jahr sofort parat stehen werden, daran habe ich meine Zweifel.“
Bürgermeister rechnet mit einer längeren Schließung
Er rechnet mit anderthalb bis zwei Jahren, bis das katholische Gotteshaus wieder uneingeschränkt nutzbar sein wird, selbst wenn von der Diözese sofort die notwendigen Mittel bereitgestellt werden würden. Aber er sieht keine allzu großen Schwierigkeiten im Nebeneinander der beiden Konfessionen. Denn schließlich habe man „simultan“ große Erfahrung: „Seit der Reformationszeit um 1567 bis 1958 wurde die St. Leonhardskirche (Schutzpatron der Pferde und Gefangenen) von den Katholiken und den Protestanten gemeinsam genutzt.“ Und eigentlich ist es ja auch eine wunderbare Geschichte, die gerade in die Weihnachtszeit bestens passt. Geht es doch darum, jemandem, der ein Dach über dem Kopf braucht, im Sinne gelebter christlicher Nächstenliebe barmherzig Obdach zu gewähren.
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