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Rieser Kulturtage: Rieser Kulturtage: Der Reichsvizekanzler aus Nördlingen

Rieser Kulturtage

Rieser Kulturtage: Der Reichsvizekanzler aus Nördlingen

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    Eine Rekonstruktion des Ziegler-Altarbildes, wie es vor den aus Sicht des Referenten missglückten Veränderungen im 19. Jahrhundert aussah.
    Eine Rekonstruktion des Ziegler-Altarbildes, wie es vor den aus Sicht des Referenten missglückten Veränderungen im 19. Jahrhundert aussah. Foto: Dr. Christof Metzger

    „Schäufelin, Dürer & Co. – 500 Jahre Ziegler-Altar in St. Georg in Nördlingen“ – so lautete der Titel der 14. Online-Veranstaltung der Rieser Kulturtage. Referent war Dr. Christof Metzger, Chefkurator der Albertina Wien. Und der berichtete über einen Reichsvizekanzler.

    Nikolaus Ziegler hieß dieser, kam aus Nördlingen, stieg aber auf der europäischen Karriereleiter höher als alle seine Landsleute. Er war der Leiter der kaiserlichen Kanzlei. Dem hohen Amt entsprachen hohe Einkünfte, laut Metzger circa 2000 Gulden im Jahr, das Vierhundertfache eines Bauarbeiters am Kirchenbau von St. Georg.

    Reichsvizekanzler aus Nördlingen liegt im Elsass begraben

    Seinem Rang und Reichtum entsprechend plante Nikolaus Ziegler eine private Grabkapelle auf seinem Grundbesitz an der Eisengasse. An deren Stelle kam es dann zur Errichtung der „Zieglerkapelle“ am nördlichen Seitenschiff der damals neuerbauten Georgskirche, die aber nicht zur Grablege des Auftraggebers wurde. Er fand seine letzte Ruhestätte in der Dorfkirche „seiner“ Herrschaft Barr im Elsass. Das Grabdenkmal ist erhalten, aber schwer beschädigt.

    Umso schöner und wertvoller ist das in Nördlingen verbliebene Altarbild, eine Darstellung der „Beweinung Christi“, die bis zur großen Kirchenrenovierung des 19. Jahrhunderts den sogenannten kleinen Altar zierte (an den Stufen zum Chor), jetzt aber in der „Lauinger-Kapelle“ hängt. Zeitweise galt das Bild als Werk Albrecht Dürers, ja sogar als eines seiner besten. Maßgebliche Werke zum Beispiel von Andrea Mantegna und Dürer beruhen auf dem gleichen Bildprogramm. In der Aufstellung, Mimik und Gestik der Hauptpersonen sowie in Raumaufteilung und Farbgebung zeigt Schäufelin sich den Großmeistern ebenbürtig. Darüber hinaus ist das Werk bis in kleinste Details der Nebenfiguren und der Landschaftsdarstellung von atemberaubendem Detailreichtum.

    Personen im Nördlinger Altarbild sind detailreich und lebensnah dargestellt

    In den schmalen Altarflügeln ist links Paulus, rechts Karl der Große dargestellt. Es existieren noch zwei Paar Flügelbilder, eines mit Darstellungen des Hl. Maximilian und des Hl. Nikolaus, das andere stellt die Hl. Barbara und die Hl. Elisabeth dar, die Namenspatroninnen der Witwe und der vorverstorbenen ersten Frau des Auftraggebers. Alle Personen sind detailreich und lebensnah dargestellt; die Darstellungen ragen über den unteren Bildrand heraus und werfen sogar Schatten

    Das zentrale Anliegen des Referenten war es, dem wenig beachteten Kunstwerk durch eingehende Betrachtung im Hinblick auf seinen Schöpfer und seine künstlerischen Bezugsgrößen gerecht zu werden. Er berichtete aber auch über die persönlichen Beziehungen der drei im Titel der Veranstaltung genannten Akteure.

    Renaissance-Gemälde sollte in der Ziegler-Kapelle präsentiert werden

    Aktenstücke wurden vorgestellt, die dokumentieren, wie sich Nikolaus Ziegler im Geben und Nehmen im Leben von Albrecht Dürer bemerkbar macht: zwei Vermerke über Verkäufe von Dürer an Ziegler und das wichtige Dokument, mit dem Ziegler als Reichsvizekanzler dem Nürnberger Bürger Dürer das Privileg über eine jährliche Rente im heutigen Wert von circa 300.000 Euro bestätigt. Diese Dokumente entstanden, als die Beteiligten beruflich bzw. amtlich im niederländischen Raum auf Reisen waren und geben somit Zeugnis von ihrer Verknüpfung mit der großen Reichspolitik.

    Eine Verbindung zur lokalen Praxis ergibt sich aus den deutlichen Worten, mit denen der Referent die im 19. Jahrhundert offensichtlich aus Unverständnis oder Nachlässigkeit vorgenommene „Verzierung“ des Renaissance-Gemäldes mit pseudogotischer Spitzbogenschnitzerei und die ungeeignete „Unterbringung“ des Ziegler-Altarbildes an einer Seitenwand der Lauinger-Kapelle kritisierte. Das Ziegler-Altarbild sollte seiner Meinung nach in einem rekonstruierten Rahmen in der Ziegler-Kapelle präsentiert werden.

    Alle Beiträge zu den Vorträgen der Rieser Kulturtage finden Sie hier:

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