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Ries: Kommt Neresheim den Nördlinger Windkraft-Plänen in die Quere?

Ries

Kommt Neresheim den Nördlinger Windkraft-Plänen in die Quere?

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    Windräder sollen unter anderem die Stromversorgung in Zukunft sichern - wo sie im Ries stehen, ist aber noch unklar.
    Windräder sollen unter anderem die Stromversorgung in Zukunft sichern - wo sie im Ries stehen, ist aber noch unklar. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Im April 2023 wurde es erstmals konkreter: Damals kam auf, dass im Nördlinger Stiftungswald bis zu 15 Windräder entstehen könnten – fünf auf bayerischem Grund, zehn im Bereich Ohrengipfel in Baden-Württemberg. Doch gerade letztere könnten nun auf der Kippe stehen – denn in Neresheim sieht man sich selbst gut aufgestellt.

    Ob im Nördlinger Stiftungswald auf der Markung Neresheim ein Windpark entstehen kann, hängt jetzt nämlich von der Entscheidung des Regionalverbands Ostwürttemberg ab. Folgt er dem Votum des Neresheimer Gemeinderates, haben sich die Pläne erledigt. Denn das Stadtparlament hat gegen die Stimmen der Grünen gefordert, auf Neresheimer

    Windräder waren früher im Ries ausgeschlossen

    In der Region Augsburg war das Ries ursprünglich als Ausschlussgebiet für Windkraft ausgewiesen worden, weil es „unter allen Landschaftsräumen in der Region eine Sonderstellung“ einnehme. Im Jahr 2016 wurde die Regelung ein wenig aufgeweicht, wonach am Riesrand Windräder möglich wären, wenn sie vom Ries aus kaum zu sehen wären. Vor einem Jahr sagte der Nördlinger OB David Wittner, der Stadtrat habe sich darauf verständigt, die Nutzung von Windrädern im Stiftungswald weiterzuverfolgen. Doch zunächst müsse man sehen, was die Planungsverbände entscheiden. 

    Dies will auch das fürstliche Haus Oettingen-Wallerstein abwarten. Zwar halte man den Standort entlang der Bundesstraße unter anderem wegen der Lage und der Windhöffigkeit grundsätzlich für geeignet, sagte Geschäftsführer Dr. Christian Wippermann auf Anfrage unserer Redaktion. „Aber konkret ist nichts geplant.“

    Bis zum Jahr 2027 soll ein neues Windkraftkonzept stehen. Ob der Rieskrater Ausschlussgebiet bleibt, ist offen. Allerdings kämen aus Nördlinger Sicht Bereiche des Stiftungswaldes auf Markung Nördlingen im Bereich Kösingen und Schweindorf für Windräder infrage. Auf Nachfrage teilt Christina Atalay, Sprecherin der Stadt mit, es gebe noch keine konkreten Planungen für einen Windpark. Am 6. Mai sei die Öffentlichkeitsbeteiligung zur Teilfortschreibung Windenergie des Regionalplans Ostwürttemberg gestartet, der bis spätestens 30. September 2025 potenzielle Windenergiegebiete ausweisen solle. Erst wenn dieser eine gewisse Planreife habe, wolle Nördlingen gemeinsam mit der Gemarkungskommune, also Neresheim, in konkrete Planungen einsteigen.

    Neresheim produziert 600 Prozent seines eigenen Strombedarfs

    Dort aber sind die Emotionen hochgekocht, als es kürzlich im Gemeinderat um eine Stellungnahme der Stadt zur Fortschreibung des Regionalplans ging. Alle vier vom Regionalverband auf Markung Neresheim ins Gespräch gebrachten Vorranggebiete abzulehnen, würde zu weit gehen und wäre eine Blockadehaltung gegen die erneuerbaren Energien, argumentierte Raphael Kaim (Grüne).

    Alle vier vorgeschlagenen Vorranggebiete liegen auf den Markungen Ohmenheim und Schweindorf entlang der Bundesstraße 466 und werden von der Stadt als bedingt geeignet oder als konfliktbehaftet eingestuft. Die Stadt Neresheim produziert bereits deutlich mehr Strom als für ihre rund 8000 Einwohner nötig wären und liegt somit 600 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Mit Ausnahme der Grünen war sich deshalb das Gremium mit Bürgermeister Thomas Häfele einig, der mit Verweis auf die 600 Prozent fragte: „Warum gerade bei uns?“

    Neresheimer Stadtbaumeisterin verweist auch auf Abteikirche

    Stadtbaumeisterin Eva-Maria Ramsperger bestätigte in ihrem Sachvortrag, dass Neresheim im Gegensatz zu den meisten Kommunen in der Region bezüglich der Windenergie gut dasteht. Schon im Jahr 2019 habe die Stadt mehr als 400 Prozent über der Strommenge gelegen, die sie benötige. Auf der Gemarkung Neresheim stünden bereits neun Windräder. Drei von ihnen sollen Ramsperger zufolge bis 2028 einem Repowering unterzogen werden. Das bedeute, dass die Anlagenhöhe verdoppelt und die Strommenge, die die drei Anlagen erzeugen, vervierfacht werde. Die Stadt gehe überdies davon aus, dass die anderen sechs Windräder per Repowering sukzessive ebenfalls „wachsen“ werden.

    Ramsperger verwies weiter darauf, dass in unmittelbarer Nähe der vorgeschlagenen Gebiete die Abteikirche stehe. Dieses geistliche und architektonische Zentrum der Klosteranlage gelte als eine herausragende Sehenswürdigkeit in Baden-Württemberg. „Die Stadt Neresheim sieht durch die Erhöhung der Anlagen eine starke Beeinträchtigung und Betroffenheit der Sichtachsen des in höchstem Maße raumwirksamen Kulturdenkmals.“

    Während der Bürgermeister mutmaßte, wegen seiner Riesenfläche und seiner vergleichsweise dünnen Besiedelung sei das Härtsfeld prädestiniert für die Windräder, verwies Grünen-Stadtrat Raphael Kaim darauf, die Windhöffigkeit sei hier eine der besten in Ostwürttemberg. Dass hier dann auch mehr Strom erzeugt werde, liege in der Natur der Sache. „Wir müssen ihn in der Fläche erzeugen, sonst haben wir keine Chance, die Energiewende zu schaffen.“ Häfele verwies dagegen darauf, dass bei den Nachbarkommunen gar keine Flächen ausgewiesen werden sollen.

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