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Ries: Auf geologischer Spurensuche im Kesseltal

Ries

Auf geologischer Spurensuche im Kesseltal

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    Im Rahmen der Rieser Kulturtage zeigten die Geologen Dietmar Jung (blaues Hemd) und Kurt Kroepelin die geologischen Besonderheiten der Region.
    Im Rahmen der Rieser Kulturtage zeigten die Geologen Dietmar Jung (blaues Hemd) und Kurt Kroepelin die geologischen Besonderheiten der Region. Foto: Ann-Kathrin Wanger

    Suevit – von diesem Gestein haben die meisten Rieserinnen und Rieser schon gehört. Doch was die Region noch alles zu bieten hat, haben die Geologen Kurt Kroepelin und Dietmar Jung im Rahmen der Rieser Kulturtage bei einer Exkursion gezeigt. Zum Start ging es für die Gruppe in das Geotop Kühstein, Mönchsdeggingen. Bevor es losging, sagte Wilhelm Imrich, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Rieser Kulturtage: „Wir haben nicht nur Geschichte oberhalb des Bodens, nein, wir haben auch Geschichte unterhalb des Bodens.“

    1. Halt – Kühstein

    Das Erlebnisgeotop Kühstein liegt Kroepelin zufolge am äußeren Rieskraterrand. Kroepelin legte den Fokus der Exkursion nicht auf die Kraterentstehung, sondern auf die Abfolge der Schichten in der Zeit, die sogenannte Stratigrafie. Dietmar Jung, der beim Bayerischen Landesamt für Umwelt arbeitet, kurz LfU, erklärte den Zuhörerinnen und Zuhörern, dass man im Geoptop Kühstein vor einer Weißjurakalk-Scholle stehe. Neben dem Kalkstein gäbe es eine Vielzahl an Fossilen. Außerdem finde man in Kühstein Schwammriffe, die vor 160 Millionen Jahren in verschiedenen Meeresregionen vor allem von Kalk- und Kieselschwämmen gebildet wurden.

    Teilnehmer schilderten, selbst keine Unterschiede zwischen Steinen und Fossilen zu erkennen.
    Teilnehmer schilderten, selbst keine Unterschiede zwischen Steinen und Fossilen zu erkennen. Foto: Ann-Kathrin Wanger

    Steinbruch Burgmagerbein wurde nicht vom Ries-Einschlag beeinflusst

    2. Halt – Steinbruch

    Für die Gruppe ging es mit dem Auto anschließend einige Kilometer weiter in den Steinbruch Burgmagerbein. „Der Steinbruch ist besonders, er wurde vom LfU als Geotop ausgewiesen“, sagte Jung. Der Steinbruch befinde sich in der autochthonen Zone, das heißt, nicht durch den Impakt beeinflussten Zone.

    „Die obere Meeresmolasse hat hier ihren nördlichsten Verbreitungspunkt und deswegen ist der Steinbruch so berühmt. Wir stehen hier jetzt eigentlich an der Küste der oberen Meeresmolasse“, sagte Jung. Es war kein reiner Südseestrand, sondern es kamen immer mal wieder Felsen hervor. „Um sich vor der Brandung zu schützen, mussten sich Muscheln oder Schnecken entweder harte Schalen bauen oder sie gruben sich in den Meeresboden ein“, sagte der Experte. Jung zeigte auf viele kleine Bohrmuschellöcher im Kalkstein. Eine bestimmte Art von Muscheln konnte diesen damals chemisch auflösen und hat sich so einen Schutz geschaffen.

    3. Halt – Bissinger Brunnen

    Weiter ging es zum Firmengelände der Molkerei Gropper in Bissingen. Die Firma sei über viele Jahre Kunde der Gemeinde Bissingen gewesen und habe dort ihr Brauwasser eingekauft. „Doch vor einigen Jahren gab es Probleme mit der kontinuierlichen Wasserversorgung und Gropper beschloss, eine eigene Wasserversorgung einzurichten“, erklärte Dietmar Jung. Deshalb wurde an zwei Stellen ein Brunnen gebaut, an dem der Geologe selbst beteiligt war.

    Geologe Jung zeigt ein Fossil, genauer: eine Brachiobode, also ein muschelähnliches Gebilde.
    Geologe Jung zeigt ein Fossil, genauer: eine Brachiobode, also ein muschelähnliches Gebilde. Foto: Ann-Kathrin Wanger

    Das Wasser, das aus etwa 63 Metern Tiefe aus dem Kalkstein gefördert wird und völlig frei von menschengemachten Komponenten ist, hat ein Alter von acht bis zehntausend Jahren ergeben. Daraufhin hat sich die Molkerei damals entschieden, das Wasser nicht als Brauwasser zu verwenden. Stattdessen wurde es als Mineralwasser abgefüllt und als „Rieser Urwasser“ in den Verkauf gebracht.

    Jung ging auch noch auf die Bissinger Auerquelle ein. Diese hat ein anderes hydrogeologisches Einzugsgebiet. Das Unternehmen erschließt das Wasser aus dem Braunjura, in etwa 340 Metern Tiefe.

    Suevit ist vor allem im Vorries zu finden

    4. Halt Steinbruch

    Die nächste Station war der Steinbruch Oppertshofen, der sich im Besitz der Gemeinde befindet. Geoparkführer Kroepelin erläuterte, dass der Steinbruch ein riesiger Komplex aus allochthonen Gesteinen, zum Beispiel Massenkalken und Kalken, sei. Allochthon bedeutet, dass das Gestein ortsfremd ist. „Man meint, man stehe vor einem großen Bergrücken, der aus einem Material besteht, doch im Gegenteil, die Scholle ist sehr vielgesteinig“, erklärt er weiter.

    5. Halt Suevitbruch

    Der vorletzte Stopp der Exkursion war der Suevitbruch in Amerdingen. Den Suevit findet man Kroepelin zufolge im Vorries und in der Megablockzone, aber nicht im Zentralries. Damals wurden Suevit-Bausteine gewonnen, die beispielweise in Berlin oder Leipzig verbaut wurden. „Der Suevit ist aber auch historisch viel verwendet worden, nämlich in Kirchen in Reimlingen, Hürnheim und natürlich in der St. Georgskirche“, so Kroepelin. Das Gestein war ein beliebter Baustein, weil er sich für Maßwerke gut formen lassen hat.

    6. Halt Klosterruine Christgarten

    In der Klosterkirche in Christgarten wurde überwiegend grüner Suevit verbaut. Der grüne Suevit kann stabil oder nicht so stabil sein. Die Steine könnten möglicherweise von der Burg Rauhaus am Fahnenberg gekommen sein, die 1360 bis 1380 verlassen wurde. Da hatte man eine Baustelle, bei der man wunderbar Steine wegnehmen konnte, erklärte Kroepelin.

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