Sam Haywood experimentiert mit neuartigen Satzfolgen
Er ist mittlerweile Publikumsliebling auf Schloss Reimlingen: Bei den 24. Rosetti-Festtagen überzeugte Sam Haywood nicht nur mit seinem pianistischen Können.
Diesmal hatte Sam Haywood in sechs Zweierblöcken jeweils ein Stück von Antonio Rosetti einem gattungsgleichen Werk eines berühmteren Komponistenkollegen gegenübergestellt: So konnten die Gäste in Schloss Reimlingen neben Klavierstücken und einer Sonate des Wallersteiner Hofkapellmeisters auch Musik von Mozart, Ignaz Pleyel, Beethoven und Frédéric Chopin hören. Bei seinem Soloabend bei den 24. Rosetti-Festtagen überzeugte der britische Pianist nicht nur durch seine pianistische Meisterschaft, sondern auch durch die charmante Art, mit der er durch seine klug zusammengestellten Programme führt. Bei den Rosetti-Festtagen ist er mittlerweile zu einem Publikumsliebling avanciert.
Zu einem Höhepunkt des ersten Programmteils geriet Beethovens Klaviersonate op. 27 Nr. 1, dessen Schwesterwerk op. 27 Nr. 2 die berühmte Mondscheinsonate ist. Wie die populäre cis-Moll-Sonate nannte Beethoven auch dieses weniger bekannte Stück im Erstdruck "Sonata quasi una fantasia". In beiden Sonaten löst er sich nämlich vom üblichen Formschema und experimentiert mit neuartigen Satzfolgen. Er spielt dabei auf die freien Fantasien an, wie sie die Pianisten seiner Zeit gern spontan in ihren Konzerten zum Besten gaben.
Die zweite Hälfte behielt Sam Haywood Rosetti und Chopin vor
Die Sätze in Beethovens op. 27/1 wirken wie die Abschnitte einer solchen Augenblicksmusik: langsame Einleitung, virtuoser Einschub, neuerlicher langsamer Teil und rasches Finale. Sam Haywood verstand es mühelos, die einzelnen Teile zu einer faszinierenden musikalischen Einheit zusammenzufügen.
Die zweite Programmhälfte war dann ausschließlich Rosetti und Chopin vorbehalten. Wie schon vor der Pause war auch jetzt deutlich zu spüren, dass Rosettis kleine Kostbarkeiten im Lauf der Jahre zu einer Herzensangelegenheit des britischen Pianisten geworden sind, die er feinfühlig und mit viel Liebe zum Detail zu präsentieren vermag.
Sam Haywood spielt Chopin: Von zart-poetisch bis auftrumpfend
Zu einem weiteren Höhepunkt geriet Chopins "Andante spianato" mit nachfolgender "Grande Polonaise" in Es-Dur, op. 22. Auch in diesem großangelegten Schlussstück des Abends gebot Haywood souverän über die ganze Bandbreite seiner pianistischen Ausdruckskunst: die zart-poetischen Töne des ersten Teils wie auch die auftrumpfende Virtuosität der abschließenden Polonaise, in der er ein pianistisches Feuerwerk zu entfachen vermochte. Am Ende großer Jubel und stehende Ovationen des ausverkauften Hauses sowie Zugaben von Manuel de Falla und Chopin.
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