Die Stadt Oettingen trauert um ihren Altbürgermeister und Ehrenbürger Dieter Paus. Nach langer Krankheit ist er Anfang dieser Woche im Alter von 79 Jahren gestorben. Kurz vor Weihnachten, am 20. Dezember, hätte er einen runden Geburtstag feiern können.
Dieter Paus war Jahrzehnte lang ein Begriff im Ries – in Sportlerkreisen, aber vor allem in der Kommunalpolitik. Es dürfte nur wenige Menschen geben, die ihn nicht geschätzt und respektiert haben. Mit seiner sympathischen Art, seinem Intellekt und einer Prise trockenem Humor war er allseits ein geschätzter Gesprächspartner. Er stand für Überzeugungen, ohne diese seinen Mitmenschen aufdrängen zu wollen. Er hatte einen klaren Wertekanon und legte ein persönliches Engagement in all seinen Funktionen und Ämtern an den Tag, das ihn manchmal bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit führte.
Als Bürgermeister erlebte Dieter Paus einen schweren Unfall
Einmal in seinem Leben hatte es das Schicksal nicht gut mit ihm gemeint: Im Sommer 2007 passierte etwas Unfassbares. Bei einer Feuerwehr-Großübung in Oettingen, die er als Bürgermeister verfolgte, platzte unmittelbar neben ihm ein Schlauch. Der Druck des austretenden Wassers war so stark, dass dieser ihn in die Luft schleuderte und er danach mit dem Kopf auf dem Asphalt aufschlug.
Monatelang wurde er danach in Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen behandelt. Paus gab trotz seiner schwerer Verletzungen nicht auf, ließ sich nie hängen und kämpfte sich wieder mühsam ins Leben zurück, wenngleich mit erheblichen Bewegungseinschränkungen. Er blieb weiterhin Rathauschef. Im Rollstuhl amtierte er noch bis Mai 2008, bis er dann zu der Ansicht gelangte, das Amt niederlegen zu müssen.
Dieter Paus war in Politik und Sport engagiert
Paus kam aus Essen im Ruhrgebiet ins Ries. Die Liebe zu seiner Frau Ruth, die aus Mönchsdeggingen kommt, führte ihn hierher und fortan nicht mehr weg. Ab 1967 arbeitete er bei der Sparkasse Nördlingen, wo er bis zur Wahl zum Oettinger Rathauschef 1991 beschäftigt blieb. 1969 zog er mit seiner Familie nach Wallerstein, das zu seiner ersten Rieser Heimat wurde. Dort engagierte er sich in der Kommunalpolitik, wurde Ortsvereinsvorsitzender der SPD und kam 1984 in den Gemeinderat. Wie der Politik war er in der Riesgemeinde ebenso dem Sport zugewandt, leitete jahrelang den SC Wallerstein als Vorsitzender und arbeitete hobbymäßig als Fußballtrainer.
Eine enge Verbindung hatte er auch zu den Rieser Nachrichten. Bis zu seiner Wahl in Oettingen schrieb er für unsere Redaktion regelmäßig und mit viel Sachverstand Sportberichte. Während der Fußballsaison gab es fast keinen Sonntagnachmittag, an dem er nicht an der Schreibmaschine in den Redaktionsräumen saß.
Dieter Paus wurde in Oettingen zwei Mal wiedergewählt
Ende 1990 klopfte die SPD Oettingen bei ihm an. Sie suchte einen Bürgermeisterkandidaten. Der amtierende Rathauschef Hans Raidel (CSU) wurde in den Bundestag gewählt, weshalb das Amt neu zu besetzen war. Zu aller Überraschung schaffte Paus es auf Anhieb, den Rathaussessel mit 53,4 Prozent gegen einen CSU-Mitbewerber zu erobern. Bis zu seinem tragischen Unfall wurde er zweimal wiedergewählt. 2014 raffte er sich nochmals zu einer Stadtratskandidatur für seine Partei auf und wurde überzeugend gewählt. Vier Jahre gehörte er dem Gremium an. Zudem war er von 1996 bis 2014 Mitglied im Kreistag des Landkreises Donau-Ries.
Viele werden Dieter Paus vermissen. Sein angenehmes Wesen, seine Offenheit und Zugewandheit. Wer sich mit ihm unterhielt, fühlte sich von ihm stets ernstgenommen, auch bei unterschiedlichen Auffassungen. Die Stadt Oettingen, die zu seiner zweiten Heimat im Ries wurde, ist um eine Persönlichkeit ärmer geworden.
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