So war der Besuch der Wiener Weltstars in Oettingen
Los Angeles, Boston, Salzburg und nun auch Oettingen: Das Minetti-Quartett glänzt bei den Residenzkonzerten.
Seit ihrer Nominierung 2009 für den ECHO „Rising Stars“ ist das Minetti-Quartett aus Wien in allen renommierten Konzertsälen Europa ein immer gern gesehener Gast. Selbstverständlich spielt es auch auf den großen Europäischen Festivals wie der Salzburger Mozartwoche, der Schubertiade oder dem Festival d’Aix-en-Provence. Die Höhepunkte der Saison bilden neben fünf CD-Veröffentlichungen zwei ausgedehnte Europa-Tourneen, unter anderem mit dem Pianisten Kit Armstrong. Anfang 2025 sind die Streicher in Los Angeles, Boston und New York City. Um so bemerkenswerter ist es, dass es den Machern in Oettingen gelungen ist, einen Termin im Schloss zu arrangieren.
Dass das österreichische Quartett sich seit seiner Gründung 2003 einen festen Platz in der internationalen Streichquartettszene gesichert hat, haben die vier Ausnahmekünstler Maria Ehmer (Violine, Primgeigerin), Anna Knopp (Violine), Milan Milojicic (Viola) und Leonhard Roczek (Violoncello) im leider nur gut halb gefüllten Festsaal eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Minetti-Quartett: Vom Legendenstatus nicht weit entfernt
Man kann alle Musikfreunde, die das Ereignis - aus welchen Gründen auch immer - verpasst haben, nur bedauern. Schon Joseph Haydns Quintenquartett (d-Moll op. 76/2) aus dem Jahr 1797 klang unglaublich frisch, klar und aufregend, endete im Finalsatz dramatisch und im besten Sinne „ziemlich lebendig“ (Vivace assai). Wolfgang Amadeus Mozart hat sich ja gerne zwischen die Stühle gesetzt, so auch bei seinem Streichquartett C-Dur KV 465, das wegen der Sprünge zwischen Dur und Moll, seiner eigenartigen Chromatik und unerwarteter Intervallfolgen - vor allem in der Einleitung - den Beinamen „Dissonanzenquartett“ bekam. Manche seiner Zeitgenossen vermuteten seinerzeit sogar Fehler beim Setzen der Noten. Haydn allerdings hat das Werk begeistert aufgenommen. So sehr dass er damals Mozarts Vater sein berühmtes Kompliment machte: „Ich sage Ihnen vor Gott, als ein ehrlicher Mann, ihr Sohn der größte Componist, den ich von Person und dem Namen nach kenne; er hat Geschmack, und überdieß die größte Compositionswissenschaft.“
Solch ein Kompliment hätte das Oettinger Publikum auch für die bestechende Interpretation des Minetti-Quartetts machen können. Nach der Pause ging es mit Antonin Dvorák nach Übersee: Sein Streichquartett in G-Dur op. 106 entstand kurz nach seiner Ankunft in New York, wo er knappe drei Jahre lang als Direktor des Nationalkonservatorium wirkte. Die Freude über sein Engagement ist dem Werk anzumerken, er versucht gar nicht, die hymnische Begeisterung zu verstecken, die sich in einem wahrlich feurigen Finale (Allegro con fuoco) Bahn bricht. Langer, verdienter Applaus des Publikums, dass sich lautstark eine Zugabe erklatschte. Und mit dem 2. Satz aus Dvoráks 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt“ auch bekam. Das Largo, das Dvorák selbst, der Überlieferung nach, „Legende“ genannt hat. Wenn das Minetti-Quartett auf diesem Niveau, wie in Oettingen gehört, weitermacht, sind sie selbst von einer Art Legendenstatus auch nicht mehr weit entfernt.
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