Hinter Pia Kollmar liegt ein weiter Weg an die Spitze der Oettinger Brauerei. Seit vergangenem Jahr gehört ihr das gesamte Unternehmen. Und nun ist die 50-Jährige zur Geschäftsführerin ernannt worden. Das teilte die Firma am Donnerstag mit. Es ist einer von vielen Wechseln an der Brauereispitze – und viele hoffen, dass es vorerst der letzte bleibt.
2014 starb Pia Kollmars Bruder Dirk Kollmar, damals Geschäftsführer der Oettinger Brauerei, im Alter von 50 Jahren. Er hinterließ rund 80 Prozent der Unternehmensanteile. Um diese entbrannte ein Streit: Auf der einen Seite stand die Oettinger Familie, seine Mutter Ingrid mit Tochter Pia, auf der anderen Seite der Gothaer Teil der Familie, insbesondere Dirks Witwe Astrid Kollmar. 2017 gewann die Oettinger Seite in einem Schiedsverfahren nach einem jahrelangen Rechtsstreit. Sie hielt fortan 75 Prozent der Brauerei, einen Teil besaß Pia Kollmar. Kurz darauf mussten zwei der drei Geschäftsführer gehen. Warum machte sich Kollmar nicht damals schon zur Geschäftsführerin? Vom Unternehmen heißt es, ein solcher Schritt sei damals kein Thema gewesen. „Oettinger befand sich zu dieser Zeit noch mitten im Umbruch und es musste sich erstmal alles neu sortieren.“
Kollmars Einstieg als logische Konsequenz
Geschäftsführer Michael Mayer war als einziges Oettinger-Urgestein noch da. Man holte zwei neue Manager in die Geschäftsführung. Im Frühjahr 2019 ging Mayer in den Ruhestand – doch nicht lange. Ende des Jahres trennte sich das Unternehmen von Geschäftsführer Bernhard Wenninger. Mayer wurde reaktiviert und sprang zunächst ein. Kollmars Entscheidung sei in den vergangenen Monaten gereift, heißt es auf Anfrage vom Unternehmen. „Ihr Einstieg ist die logische Konsequenz aus den Entwicklungen seit 2013.“ Mayer bleibt weiterhin Mitglied des Oettinger-Beirats.
Mayer wird Kollmar zwar weiter beraten. Im Alltag aber übernimmt sie nun seine Aufgaben. Seit 30. März ist sie Geschäftsführerin Finanzen, Controlling, Personal, IT und Logistik. Sie führt das Unternehmen mit Dr. Andreas W. Boettger, zuständig für Technik & Qualität, und Peter Böck, Vertrieb und Marketing. Offiziell gibt es keine Hierarchie in der Chefetage. „Jeder Geschäftsführer verantwortet seinen eigenen Geschäftsführungsbereich“, heißt es auf Anfrage unserer Redaktion. Aus Unternehmenskreisen ist zu vernehmen, dass Kollmar wegen ihrer Doppelfunktion als Mehrheitsgesellschafterin und Geschäftsführerin zweifelsohne das letzte Wort habe.
Der Biermarkt ist hart umkämpft
Pia Kollmar erklärt ihre Beweggründe so: „Ich gehöre schon zur dritten Kollmar-Generation und bin in der Brauerei auf- und mit ihr gewachsen.“ Seit 1993 sei sie im Unternehmen aktiv, seit Mai 2019 Mehrheitsgesellschafterin. „Mein Herz schlägt für unsere deutschlandweit regionalen Betriebe, für die Belegschaft und unsere familiären Strukturen.“ Sie wolle unterstützt von ihrer Mutter Ingrid Kollmar und ihren beiden Töchtern Michelle und Pascale „unsere erfolgreiche Familien- und Unternehmensgeschichte weiterschreiben“.
Sie möchte Oettinger weiter als Vollsortimenter für Biere, Biermixe und alkoholfreie Getränke etablieren. „Dabei soll an den vier Standorten in Oettingen, Gotha, Mönchengladbach und Braunschweig nach wie vor nachhaltig, hochmodern und effizient Bier gebraut sowie an der firmeneigenen Logistik festgehalten werden“, heißt es in der Firmenmitteilung. Kollmar gilt als Verfechterin der eigenen Logistik. Dass die Spitze des Unternehmens nach vielen Jahren nicht mehr mit externen Managern, sondern mit einer Kollmar besetzt ist, wird als Signal der Kontinuität wahrgenommen. Es kommt nicht ungelegen. Der Biermarkt ist hart umkämpft. Andere Marken tasten sich zunehmend an das heran, wofür Oettinger bekannt ist: den günstigen Preis. Die Brauerei hat Marktanteile eingebüßt, der Umsatz fällt tendenziell. 2018 lag er bei 322,8 Millionen Euro. Die Corona-Krise verkraftet Oettinger aber wohl vergleichsweise gut. Oettinger hängt weniger als andere Brauereien von der Gastronomie ab. Kurzarbeit ist nach Informationen unserer Redaktion kein Thema.
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