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Nördlingen: Zwischen Autos raus und mehr Parkplätzen: Das fordern die Bürger

Viele Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich an der Diskussion zum Verkehr in der Nördlinger Innenstadt.
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Zwischen Autos raus und mehr Parkplätzen: Das fordern die Bürger

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    Rund 160 Bürgerinnen und Bürger kamen in den Stadtsaal im Nördlinger Klösterle – einerseits, um der Debatte auf dem Podium zu lauschen, aber auch um ihre Meinung vorzubringen. Mancher will hohe Parkgebühren, ein anderer gar nicht so viel verändern, und noch jemand möchte sogar keine Autos in der Innenstadt haben.

    Franz-Josef Wagner fand, dass die Verkehrsführung an der Herlinstraße jeden Morgen "riesen Stauzeiten" verursache. Solange diese Situation bestehe, würden die Menschen weiter durch die Stadt fahren. "Es nützt nichts, wenn wir uns auf die Altstadt konzentrieren, aber Außenrum vergessen." Das Areal um die Kernstadt herum müsse so attraktiv gestaltet werden, dass die Leute nicht mehr in die Stadt mit dem Auto reinmüssten. Auch zu den Parkgebühren äußerte sich Wagner. Das System dafür werde viel kosten, ohne dass es einen einzigen Parkplatz mehr gebe.

    OB Wittner: Lage an der Herlinstraße ist schwer zu verbessern

    Franz-Josef Wagner
    Franz-Josef Wagner Foto: Jochen Aumann

    Oberbürgermeister David Wittner sagte zu Wagners Äußerungen, dass der Lenkungskreis Verkehr das Thema Außen mitdenke. In der Herlinstraße gebe es die Situation, dass es nicht ohne Weiteres möglich sei, die Straße baulich zu verändern. Wenn man nicht mehr Platz habe, sei es schwer, die Lage an der Herlinstraße zu verbessern. Früher wäre die einzige Möglichkeit eine große Umgehungsstraße gewesen, doch das sei mit der geschaffenen Brezel nicht mehr umsetzbar. Vergessen dürfe man auch nicht, dass die Nördlinger Betriebe auf Lkw angewiesen seien.

    Luise Müller vom Inklusionsrat mahnte an, dass viel über den Autoverkehr geredet werde, aber gerade Fußgänger mit Gehbehinderungen oder Rollstuhlfahrer müssten die Straßen bewältigen können. Es gebe Gehsteige, da stehe der Laternenmast so im Weg, dass man auf die Straße wechseln müsse. Müller wünscht sich auch mehr Zebrastreifen. David Wittner führte an, dass Barrierefreiheit bei der Stadt präsent sei, die Umsetzung aber Zeit benötige. Zebrastreifen seien nicht immer sicherer, da die Autofahrer nicht unbedingt halten würden, ebenso dürfe man sie nicht überall anordnen. 

    Luise Müller
    Luise Müller Foto: Jochen Aumann

    Hinsichtlich der Zebrastreifen kritisierte Petra Ragginger, dass etwa der an der Post "brandgefährlich" sei, das Hinweisschild hinter dem Baum werde kaum bemerkt.

    Rissmann sagt, andere Städte hätten mehr Probleme als Nördlingen

    Petra Ragginger
    Petra Ragginger Foto: Jochen Aumann

    Steffen Rissmann, Prokurist bei Steingass, wollte nicht, dass Probleme geschaffen werden, wenn man doch eigentlich gar nicht so viele davon hat: "Andere Städte haben viel mehr Probleme. Versuchen Sie mal, in Mindelheim einen Parkplatz zu finden." Verstehen könne er auch nicht, dass sich die Menschen über fehlende Parkplätze beklagen, denn das Parkhaus in der Innenstadt sei nur selten ausgelastet. Kaufe man bei Steingass oder bei Müller ein, gebe es die Gebühr zurück. Bei grundsätzlichen Parkgebühren in der Altstadt würde man dennoch auch diese erstatten. Überhaupt gebe es in jeder Stadt, in der Steingass vertreten sei, Parkgebühren.

    Steffen Rissmann
    Steffen Rissmann Foto: Jochen Aumann

    Viel zu Fuß oder auf dem Rad in Nördlingen unterwegs sind Karin Bayerle und ihr Mann, wie sie schildert. Sie kritisierte den starken Schwerlastverkehr, der im Wemdinger Viertel Schleichwege fahre. Zwar verbiete ein Schild seit Kurzem in einer Straße den Lkw die Durchfahrt, dennoch würden die Laster reinfahren. Auch sei vielleicht mal wieder eine Verkehrszählung notwendig.

    Verkehr für Motorradfahrer sperren, bringt Karl Schaffer ins Gespräch

    Karin Bayerle
    Karin Bayerle Foto: Jochen Aumann

    Karl Schaffer kennt das und fand es schade, dass sich kein Vertreter der Polizei auf dem Podium wiederfand. Wie RN-Redaktionsleiterin Martina Bachmann sagte, habe es leider Terminüberschneidungen gegeben. Schaffer kritisierte nämlich noch einen anderen Punkt: die Autoposer. Am Wochenende bei schönem Wetter würden diese seiner Meinung nach kaum kontrolliert. Motorradfahrer würden bei den Stadttoren aufdrehen, damit es richtig knalle: Man solle überlegen, ob man "die Stadt für Motorradfahrer in der Zeit oder sogar ganz sperrt".

    Karl Schaffer
    Karl Schaffer Foto: Jochen Aumann

    Rüdiger Mende äußerte sich zum Thema Parkgebühren: Ja, man schaffe damit keinen Parkplatz mehr, dennoch bekomme man die Parkscheibendreher aus der Stadt. Seines Wissens nach sei ein Parkautomat bei zwei, drei Euro Gebühr nach einem Jahr abbezahlt. "Wir brauchen Parkplätze außenrum", betonte Mende. Man könne etwa überlegen, den kaum besuchten Spielplatz am Berger Tor dafür abzuschaffen. Ebenso sei er dafür, den Altstadtring zu unterbrechen.

    Gerd Anders fordert eine autofreie Innenstadt für Nördlingen

    Rüdiger Mende
    Rüdiger Mende Foto: Jochen Aumann

    Der Reimlinger Joachim Ramisch sprach ebenfalls das Parken an und schilderte seine Erfahrungen aus den Niederlanden – dort würden mit einem Euro Gebühr in der Viertelstunde durchaus freie Parkplätze geschaffen. In Wien etwa kosteten zentrumsnahe Parkplätze viel mehr als in Außenbereichen. Ramisch kritisierte auch die Autoindustrie, die riesige Autos baue – auch damit falle es schwerer, einen Parkplatz zu finden. Lacher aus dem Publikum erntete er mit seinem Vorschlag, nur noch Oldtimer in die Stadt zu lassen.

    Joachim Ramisch
    Joachim Ramisch Foto: Jochen Aumann

    Noch etwas weiter ging Gerd Anders, der forderte, noch mehr in die Zukunft zu schauen: In vielen Städten werde es irgendwann keine Autos mehr geben, darüber solle man auch in Nördlingen nachdenken. "Das Auto darf unser Leben nicht mehr so dominieren wie in der Vergangenheit." Dafür müssten außerhalb der Kernstadt mehr Parkplätze geschaffen werden. Thomas Held forderte von der Stadt mehr Werbung für Parkmöglichkeiten außerhalb der Stadt.

    Lob für Rufbus "Nö-Mobil"

    Gerd Anders
    Gerd Anders Foto: Jochen Aumann

    Ingrid Wörlen lobte das Rufbuskonzept "Nö-Mobil", Seniorinnen und Senioren bräuchten da kaum noch ein Auto, man müsse einfach nur beim Anbieter anrufen. Elisabeth Strauß vom Seniorenbeirat brachte an, dass aber nicht jeder Fahrer bereit sei, einen Rollator ins Fahrzeug zu tragen. Wie Werner Schwarzer vom entsprechenden Reisebüro sagte, hat das aber versicherungstechnische Gründe; üblicherweise kann man auch ohne Hilfe damit einsteigen.

    Ingrid Wörlen
    Ingrid Wörlen Foto: Jochen Aumann

    Nördlingen mit einer Großstadt zu vergleichen, sei falsch, meinte Albert Strauß. Er lehnte es ab, dass man nur an einzelnen Toren in die Stadt rein- bzw. rausfahren dürfe. Den Verkehr aus der Stadt zu bekommen, sei immer ein Problem.

    Albert Strauß
    Albert Strauß Foto: Jochen Aumann

    Mit dieser sehr regen Beteiligung endete die Podiumsdiskussion, Redaktionsleiterin Martina Bachmann bedankte sich dafür bei den vielen Besucherinnen und Besuchern. 

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