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Nördlingen: Wo einst Strenesse in Nördlingen war, werden die ersten Wohnblocks gebaut

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Wo einst Strenesse in Nördlingen war, werden die ersten Wohnblocks gebaut

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    Das Gelände, auf dem die bekannte Modemarke Strenesse einst ihren Firmensitz hatte, wurde jetzt abgerissen. Hier entsteht ein Wohnviertel neben dem Theodor-Heuss-Gymnasium.
    Das Gelände, auf dem die bekannte Modemarke Strenesse einst ihren Firmensitz hatte, wurde jetzt abgerissen. Hier entsteht ein Wohnviertel neben dem Theodor-Heuss-Gymnasium. Foto: Jochen Aumann

    Inzwischen haben Bagger die letzten Gebäude des Firmensitzes des einstigen Modelabels Strenesse in Nördlingen platt gemacht. Auf dem Areal sind schwere Baumaschinen am Werk und wirbeln trockenen Staub auf. Im nördlichen Bereich stehen die ersten Wohnungen – zumindest im Rohbau. Die Pläne des Bauträgers sind inzwischen konkret. Erste Preise und der Zeitplan stehen fest.

    Wie viel kosten die Wohnungen auf dem Strenesse-Areal in Nördlingen?

    Wie groß dieses Areal ist, wird nach dem Abriss sehr deutlich. Für die Tiefgaragen sind bereits Gruben ausgehoben worden. Bauzäune riegeln das Gelände ab. Siegfried Schneid, Geschäftsführer des ausführenden Mertinger Unternehmens Wohnbau Neue Mitte, zeigt den groben Zeitplan auf. So sollen in den nächsten Tagen die Arbeiten am Rohbau von zwei weiteren Mehrfamilienhäusern beginnen. Wenn die Gebäude zum Ende dieses Jahres und im Frühsommer 2023 fertiggestellt werden, entstehen 58 Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen in einer Größe zwischen 40 und 90 Quadratmetern. Als Quadratmeterpreis für den schon bestehenden Rohbau gibt Schneid rund 4000 Euro an.

    Für die kommenden beiden Blöcke werde diese Summe jedoch nicht mehr reichen, prognostiziert er und sagt am Telefon: "Die Preise sind davongaloppiert." Bei den Handwerksbetrieben gebe es 30- bis 50-prozentige Preissteigerungen. Er schätzt, dass die Quadratmeterpreise für die Wohnungen noch ganz knapp im 4000er Euro-Bereich bleiben werden.

    An dieser Stelle stand einst der Verwaltungssitz von Strenesse mit großer Glasfassade.
    An dieser Stelle stand einst der Verwaltungssitz von Strenesse mit großer Glasfassade. Foto: Verena Mörzl

    Für den zweiten Bauabschnitt reiche das Unternehmen in den nächsten Wochen den Bebauungsvorschlag bei der Stadt ein. Hin zum Eichendorffplatz sollen Reihenhäuser entstehen und im besten Fall auch wieder etwas Gewerbe angesiedelt werden. Das wünsche sich die Stadt. Vorstellen könne sich Schneid Räume für Ärzte. Geplant sind außerdem zwei Tiefgaragen. Optisch sollen die Häuser dem benachbarten Triumph-Park ähneln. Dort stehen rechteckige Ein- und Mehrfamilienhäuser mit Flachdach, weißem Putz und Balkonen.

    Lösung für Konflikt mit anliegender Schreinerei in Nördlingen gefunden

    Angesprochen auf den Konflikt mit der benachbarten Schreinerei, die durch die entstehenden Wohnungen befürchtete, dass sich Anwohner dann über den Betriebslärm beschweren könnten, sagte Schneid, dass Lösungen gefunden worden seien. Das regle für den ersten Bauabschnitt inzwischen ein Vertrag, sodass die Werte, die die Schreinerei für ihre Arbeit benötige, eingehalten werden. Eine sogenannte Emissionsdienstbarkeit wurde formuliert. Die Arbeiten müssen also von den Bewohnern geduldet werden. Schneid teilt außerdem mit, dass man auch mit der Stadt Nördlingen in guten Gesprächen sei.

    Dies bestätigt Sprecherin Christina Atalay. Sie teilte mit, dass die Parteien vor etwa einem Jahr an einen gemeinsamen Tisch geholt wurden. Es habe ein ausführliches Gespräch stattgefunden. Vertreter von Bauträger und Schreinerei hätten darüber hinaus weiterverhandelt und eine Vereinbarung geschlossen. Gunter Ziegelmeier bestätigt auf Nachfrage, dass es Gesprächsbereitschaft von allen Seiten gegeben habe. Aus seiner Sicht gebe es jedoch noch ein paar ungeklärte Posten.

    Luftaufnahme um 1956 des neuen Wohngebiets südlich der Schäuflinstraße, im Vordergrund das Triumphwerk und die Wohnblöcke der Squindostraße.
    Luftaufnahme um 1956 des neuen Wohngebiets südlich der Schäuflinstraße, im Vordergrund das Triumphwerk und die Wohnblöcke der Squindostraße. Foto: Stadtarchiv Nördlingen

    Die Wohnviertel in Nördlingen läuten eine neue Ära ein

    Auf einem Schwarz-Weiß-Foto aus dem Jahr 1956 sind in dem Bereich, in dem heute die schweren Maschinen arbeiten, nur die Blöcke in der Squindostraße und das Triumphwerk zu sehen. Die Industriehallen sind inzwischen ebenfalls einem neuen Wohnpark gewichen. Langsam entstand dort damals ein neues Wohn- und Arbeitsviertel. Am 20. April 1964 wurde das Theodor-Heuss-Gymnasium in direkter Nachbarschaft eingeweiht und Stadtarchivar Wilfried Sponsel sagt im RN-Gespräch, dass ungefähr ein Jahr später auch Strenesse dort baute, damals unter dem Namen Strehle KG.

    Sponsel referierte über die damaligen Entwicklungen in Nördlingen in seinem Vortrag "Eine Stadt erfindet sich neu" nach der Neujahrsansprache von Oberbürgermeister David Wittner im Januar. In den 60er-Jahren wurde auch die heutige Mittelschule gebaut, damals noch als Knabenvolksschule. Ähnlich wie heute gab es großen Bedarf an Wohnungen. Insgesamt seien von 1945 bis 1964 mehr als 2000 Wohnungen errichtet worden, sagt der Stadtarchivar.

    Die neuen Wohnviertel rund um die Schulen läuten nun eine weitere Ära ein, längst ist nichts mehr von der Textilbranche übrig. Durch den Abriss des Verwaltungsgebäudes von Strenesse sieht man erstmals vom Eichendorffplatz aus wieder Richtung Innenstadt, der Blick ist auch frei auf das neue THG und endlich auch wieder auf den Daniel.

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