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Nördlingen: Wie ein 16-Jähriger 100 Rehkitzen das Leben gerettet hat

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Wie ein 16-Jähriger 100 Rehkitzen das Leben gerettet hat

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    Marco Edenhofners Drohne hat eine Akkulaufzeit von 30 bis 45 Minuten. In dieser Zeit kann er etwa 20 bis 30 Hektar aus der Luft durchforsten.
    Marco Edenhofners Drohne hat eine Akkulaufzeit von 30 bis 45 Minuten. In dieser Zeit kann er etwa 20 bis 30 Hektar aus der Luft durchforsten. Foto: Robert Edenhofner

    Es ging sehr schnell, dass aus dem Hobby des Grosselfingers Marco Edenhofner eine Aufgabe wurde, mit der er Leben rettet. Der 16-Jährige spürt Rehkitze auf und trainiert mit Erfolg, im Notfall vermisste Menschen aufzufinden. 2017 fing Edenhofner, der gerade eine Ausbildung zum Industrie-Mechatroniker macht, mit einer einfachen Drohne an, stattete sie mit einer Kamera aus und machte Luftbildaufnahmen von landwirtschaftlichen Arbeiten. Er ist Jäger und als ihn ein anderer Jäger fragte, ob er sich vorstellen könne, Wildtiere mit einer Wärmebildkamera aufzuspüren, war er Feuer und Flamme.

    2018 legte er sich eine Wärmebildkamera zu, mit der er aus 15 Metern Höhe filmen konnte, im vergangenen Jahr ein Modell für 50 Meter Höhe und heuer das Nonplusultra: Die neue Kamera kann aus der maximal erlaubten Flughöhe von 100 Metern Lebewesen erkennen und zeigt sie als roten Fleck an. Dieser lässt sich dann mit 120-facher Vergrößerung heranzoomen und zeigt deutlich, ob es sich um Junghasen, ein Brutgelege etwa von Wiesenweihen oder Enten, ein Rehkitz oder ein anderes Tier handelt.

    Training mit Polizei und Feuerwehr

    Der jeweilige Bauer oder Jäger, der Edenhofner beauftragt, ist bei der Suche dabei, die aufgrund der größeren Temperaturunterschiede zwischen Tierkörper und Umfeld normalerweise in den frühen Morgenstunden stattfindet. Der Drohnenpilot lotst im Falle eines Rehkitzes den Begleiter per Funk zum Kitz, wo es dann nur mit Handschuhen und Grasbüscheln berührt, in einen Karton gelegt und am Rande der Wiese oder des Feldes in Sicherheit gebracht wird. Nach dem Mähen, das unmittelbar auf die Suchaktion erfolgt, wird das Tier freigelassen. Marco Edenhofner hat bereits über die Drohnenkamera mitverfolgt, wie die Mutter des Tieres dann aus ihrem Versteck kommt und ihr Junges wieder annimmt.

    100 Kitze hat er in den vergangenen zwei Jahren so schon vor dem Mähtod bewahrt. Darüber hinaus trainierte er auch schon, mit Polizei, Feuerwehr oder Rotem Kreuz nach vermissten Personen zu suchen. „Bei einer Großübung, in der ein Reaktorunfall simuliert wurde, fand ich sechs Vermisste innerhalb einer halben Stunde in einem Wald“, unterstreicht er die Effektivität eines derartigen Einsatzes von Hightech. Längst hat er sein Vorgehen professionalisiert: Bei der Bundes-Luftfahrtbehörde hat er einen Drohnenführerschein nach einer mehrstündigen Schulung in Weilheim über Meteorologie und dem Verhalten von Drohnen etwa bei Auf- und Abwinden absolviert.

    Welches Potential noch in der Drohne stecken

    Von der Naturschutzbehörde hat er eine offizielle Genehmigung zum Überfliegen auch für Naturschutz- und Natura-2000-Gebiete. Seine Firma hat er an die seines Vaters angegliedert, der Hebebühnen und Bremsprüfstände verkauft, aufstellt und überprüft. Das Leistungsspektrum des Drohnenpiloten zeigt, welche Potenziale noch in den Flugkörpern liegen: Neben den bereits genannten Aufgaben lassen sich unter anderem Maiszünsler durch das Ausbringen von Schlupfwespen bekämpfen, defekte Paneele von Solaranlagen ebenso einfach entdecken, wie Lecks an Biogasanlagen oder Brückenschäden an unzugänglichen Stellen. Edenhofner bietet auch Baustellen-Dokumentationen oder Luftaufnahmen von Hochzeiten, Familien- oder Firmenfeiern an und hat die technischen Möglichkeiten noch weiter getrieben: Mittels Photogrammetrie kann er von Häusern, Autos oder anderen Objekten 3-D-Scans anfertigen, aus denen sich dann 3-D-Modelle drucken lassen. Für den 16-Jährigen hat die Zukunft bereits begonnen.

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