Funkelnder Schmuck aus dem Glasatelier, handgefertigte Holzteppiche fürs Bad oder warme Filzpantoffel für den Herbst – auf dem Kunst- und Kreativmarkt rund um den Marktplatz in Nördlingen herrschte am Sonntag reges Treiben. Die Geschäfte hatten ebenfalls geöffnet und viele Menschen nutzten das schöne Wetter zu einem Besuch der Altstadt. Ein Spaziergang über den Markt verrät, was geboten war und mit welchen coronabedingten Einbußen die Geschäfte in der Altstadt immer noch zu kämpfen haben.
Elisabeth Breuer ist Modistin und kommt aus der Nähe von Freiburg, in Nördlingen stellt sie auf dem Kunstmarkt zum ersten Mal aus. Sie fertigt selbst Damenhüte und -mode. Wegen des verregneten und kühlen Samstags hätten sich die Besucher vor allem für wärmere Kleidungsstücke interessiert, wie ihre wollenen Pulswärmer und Kopfbedeckungen. Mit 13 Jahren habe sie bereits angefangen, eigene Kleider zu schneidern, heute helfe ihr die Schwester beim Herstellen der Kollektionen.
Manche Händler am Marktsonntag kommen sogar aus Tirol
Am Karl-Schlierf-Platz befindet sich der Stand von Gabi’s Töpferschmiede, wo es unter anderem getöpferten und bemalten Zierlauch als Dekoration fürs Blumenbeet oder auch Zimmerbrunnen gibt. Gabi Mittring kommt aus Baldingen und betreibt das Töpfern hobbymäßig seit zehn Jahren. „Der Markt ist schön und wir kommen gerne hierher“, sagt sie.
Von weither, nämlich aus Tirol, kommt Gertraud Kapfinger. Sie stellt Damenmode aus Walkstoffen allein und hauptberuflich her. Ihre Kundinnen an ihrem Stand duzt sie mit ihrem Tiroler Dialekt. „Der Griff geht heute eher zu den feineren Qualitäten“, sagt sie und bietet eine Griffprobe an: man spürt den Unterschied zwischen Lamm- und Schurwolle.
Nördlingen: Manche Händler haben noch Osterware im Keller
Doch nun zu den Einzelhändlern. Herbst ist auch Lesezeit. In der Buchhandlung Ossiander liegt das Herbstprogramm der Verlage bereits aus, darunter auch die sechs Bücher, die für den Deutschen Buchpreis nominiert sind. Verkäuferin Susanne Todt sagt, dass sie sich freuen würde, wenn Thomas Hettches „Herzfaden. Roman der Augsburger Puppenkiste“ gewinnen würde, da das Buch einen regionalen Bezug habe. Sie selbst stecke noch mitten in der Lektüre, aber sie könne es schon jetzt weiterempfehlen. Wirtschaftlich seien noch immer Einbußen aus dem Frühjahr da, als das Geschäft vorübergehend schließen musste, sagt Todt.
Die Mitarbeiter der Buchhandlung befänden sich zudem nach wie vor in Kurzarbeit. „Die Osterbücher stehen noch alle im Keller“, sagt die Verkäuferin, Anhänger oder Eiermalstifte ebenso. Preisreduzierte Bücher des modernen Antiquariats und Kalender würden sich aber gut verkaufen.
Stumpf vom Modehaus Lettenbauer sagt, dass festliche Kleidung wieder mehr gefragt ist
Im Modehaus Lettenbauer ist die Herbstkollektion schon eingetroffen. „Wir sind sehr froh, dass der Marktsonntag stattfindet“, sagt Vanessa Stumpf, Mitinhaberin des Geschäfts. „Wir haben 30 bis 40 Prozent Einbußen, die wir seit dem Frühjahr hinter uns herziehen“. Da kommt der verkaufsoffene Sonntag gelegen, denn dieser würde für gewöhnlich sehr gut von den Kunden angenommen, sagt sie, und so sei es auch heute.
Dass wieder Hochzeiten stattfänden und Konfirmationen nachgeholt würden, wirke sich positiv auf die Nachfrage nach Anzügen und festlicher Kleidung aus. „Wir klopfen auf Holz, dass das so bleibt“, sagt Stumpf, „und dass wir bis Weihnachten noch etwas aufholen können.“ Die Kunden hätten ihr heute schon zurückgemeldet, dass auch sie froh seien über die zurückgekehrte Normalität.
Welchen Vorteil ein Händler in Kleinstädten wie Nördlingen sieht
Im Wäschegeschäft A. Pöpperl hat sich die Coronakrise auf ganz eigene Weise bemerkbar gemacht. „Nachtwäsche hat einen Boom erlebt“, berichtet Inhaber Rainer Wunderlich und führt das darauf zurück, dass die Leute im Frühjahr zu Hause bleiben mussten. Ältere Menschen hätten sich auch für einen möglichen Krankenhausaufenthalt vorbereitet. In den Sommermonaten sei aber deutlich weniger Bademode verkauft worden. „Im ersten Halbjahr fehlt ein Drittel des Umsatzes“, bilanziert Wunderlich, August und September seien aber wieder wie im Vorjahr. „Wir können nicht unzufrieden sein“, meint er.
Der Handel in den Kleinstädten sei besser dran als in den Großstädten. „Die Leute haben Angst vor dem Zugfahren und den großen Kaufhäusern, wo sie sich anstecken könnten. Die Großstädte leiden branchenmäßig mehr.“ In kleinen Geschäften seien die Abstandsregeln einfacher einzuhalten. So freue er sich, Kunden wieder bei sich begrüßen zu dürfen, die er schon lange nicht mehr gesehen habe. Der nächste Marktsonntag findet am 18. Oktober statt.
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