Es gibt wirklich bescheidenere Orte als die Bundesstube des Rathauses, um eine CD vorzustellen. Doch so besonders wie der Ort ist auch der Tonträger, den die Knabenkapelle zum 100. Jubiläum präsentiert. Noch dazu mit einem eigens für sie und den Anlass komponierten Auftragswerk.
„Legati“ heißt das Stück und greift damit die Tatsache auf, dass die Knabenkapelle nunmehr ein Jahrhundert lang als Gesandte beziehungsweise Botschafter (lat. legati) im Auftrag ihrer Stadt weltweit unterwegs ist. Oberbürgermeister David Wittner meinte bei der Vorstellung, dass die jetzt vorliegende CD nicht nur eindrucksvoll den derzeitigen Leistungsstand der Musiker der Knabenkapelle wiedergebe, sondern für die Musiker selbst lebenslange Erinnerungen an ihre Zeit bei der Knabenkapelle sein werden: „Mein Dank gilt allen an der Vorbereitung, Einspielung und Produktion Beteiligten, besonders den Buben der Knabenkapelle, dem Legati-Komponisten Alexander Reuber, Aufnahmeleiter Lukas Bruckmeyer, Stadtkapellmeister Oliver Körner, Michael Fischer, Armin Schneider und allen Aushilfen und Musikdozentinnen und -dozenten.“
100 Jahre Knabenkapelle Nördlingen wird mit CD gefeiert
Körner erläuterte die Entstehungsgeschichte und die Titel der CD: „Das gesamte Projekt hat sich über anderthalb Jahre hingezogen und begann mit dem zentralen Auftragswerk des Komponisten Alexander Reuber, der das Zentrum seines Schaffens in der sinfonischen Blasorchesterliteratur sieht und in einem Stil schreibt, der für Jugendliche attraktiv ist.“ Reuber ist in der Szene bekannt, er ist Trompeter, Komponist und Arrangeur beim Musikkorps der Bundeswehr in Siegburg. „Ich muss gestehen, dass ich nach dem ersten Studium der Partitur und dem Hören eines Demobandes, wegen der Komplexität des Werkes, leicht blass um die Nase war“, gibt Körner zu, „doch nach der ersten Anspielprobe war klar, das Stück war genial komponiert und instrumentiert, jedes Register wurde gefordert, doch nicht überfordert – meine Jungs schaffen das.“
Und wie! „Legati“, ist das zentrale Musikstück der CD und ein Schmuckstück allererster Güte. Doch auch die beiden anderen konzertanten Stücke, „James Bond 007“ und „Coldplay in Symphony“, zeugen von der musikalischen Qualität des gesamten Klangkörpers hinsichtlich Technik oder Rhythmik. Als geradezu genialen Kunstgriff erwies sich, dass die Aufnahme nicht im Tonstudio, sondern im Stadtsaal Klösterle stattfand.
Lukas Bruckmeyer, der in Forheim mit Donauton ein in Musikerkreisen renommiertes Tonstudio betreibt, hatte angeboten, für die Aufnahmen die hervorragenden akustischen Voraussetzungen und den natürlichen Klang des Saales mittels Raummikrofonie zu nutzen, alles „ohne Netz und doppelten Boden“ einzuspielen und eben keine cleane und glattgebügelte Studioaufnahme zu produzieren. Das gilt auch für alle anderen Takes, die die gesamte Bandbreite des Repertoires der Kapelle zeigen. Beginnend mit Klassik über das Knabenkapellen-Gen, die Märsche hin zu den sinfonischen Stücken und, nicht zu vergessen, den Klassiker an sich – das Stabenlied. Fazit: Das gehört in jedes gut bestückte CD-Regal. Ab sofort in der Tourist-Info und bei Bücher Lehmann für 15 Euro zu haben.