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Nördlingen: Von jung bis alt, von konservativ bis links: Breites Bündnis bei Demo in Nördlingen

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Von jung bis alt, von konservativ bis links: Breites Bündnis bei Demo in Nördlingen

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    Tausende Menschen kamen am Sonntagnachmittag zur Demo für Demokratie und Vielfalt nach Nördlingen.
    Tausende Menschen kamen am Sonntagnachmittag zur Demo für Demokratie und Vielfalt nach Nördlingen. Foto: Josef Heckl

    Selten sind so unterschiedliche Gesellschaftsgruppen gemeinsam für eine Sache eingestanden: In Nördlingen hat am Sonntagnachmittag eine Demonstration für Demokratie und Vielfalt stattgefunden. Senioren, Jugendliche und Familien mit kleinen Kindern kamen, Linke und Konservative standen Seite an Seite auf dem Marktplatz, Gläubige und Atheisten liefen gemeinsam durch die Stadt. Es war die erste Demo dieser Art im Landkreis Donau-Ries. Mit rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatten die Organisatoren bei ihren ersten Planungen gerechnet. Gekommen waren so viele, dass sich eine Art Menschenkette durch die Nördlinger Innenstadt zog.

    Denn als die letzten Demonstrantinnen und Demonstranten vom Marktplatz wegliefen, kamen die ersten dort bereits wieder an - der Zug füllte also die Eisengasse, die Löpsinger Straße, die Schrannenstraße. Rund 3000 Menschen seien zur Veranstaltung gekommen, sagte Leon Florian vom Organisations-Bündnis Demokratie und Vielfalt auf der Bühne. Der stellvertretende Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Nördlingen, Werner Mäder, sagte auf Anfrage unserer Redaktion, man gehe von rund 2700 Teilnehmern aus. Der Polizeihauptkommissar sprach von einem "ganz friedlichen Verlauf", keine einzige Meldung sei bei ihm eingegangen.

    Viele Teilnehmer in Nördlingen zum ersten Mal auf einer Demo

    Die Menschen, die aus Dinkelsbühl, Itzing, Wemding oder Oettingen, ja aus der ganzen Region nach Nördlingen kamen, hatten zahlreiche Plakate mit dabei, auf denen sie ihre Meinung deutlich kund taten. Unter anderem war zu lesen: "Ich mag bunte Nudeln und keinen braunen Eintopf", "Wählen gehen muss sein wie Zähne putzen, sonst wird's braun" oder "Sogar die Kartoffel hat Migrationshintergrund". Mehrfach wurde die AfD auf den Plakaten direkt genannt, auf einem stand beispielsweise: "Wenn die

    Vorneweg am Protestzug: die zahlreichen Redner.
    Vorneweg am Protestzug: die zahlreichen Redner. Foto: Josef Heckl

    So unterschiedlich wie die Menschen bei dieser Demonstration, so vielfältig waren auch die Redebeiträge. Oberbürgermeister David Wittner machte den Anfang, betonte, wie beeindruckend und überwältigend die Zahl der anwesenden Menschen sei. Das mache Mut und sende ein klares Zeichen aus. Applaus bekam Wittner unter anderem, als er betonte, dass in Nördlingen Menschen aus mehr als 100 Nationen lebten und arbeiteten. Der OB forderte alle auf, auch im Alltag eindeutig Flagge zu zeigen, ins Gespräch zu kommen, mit anderen in Kontakt zu treten: raus aus der eigenen Blase, rein ins echte Leben. Seine letzten Sätze gingen im Applaus unter: "Erheben wir unsere Stimme, gegen Hass und Hetze, und stehen wir ein für Demokratie und Vielfalt."

    Lettenbauer: Demokratie muss verteidigt werden

    Landrat Stefan Rößle betonte, Remigration klinge vielleicht harmlos, bedeute aber nichts anderes als Deportation. Man müsse jetzt aufpassen, dass man nicht zwei Fehler mache: vergessen und schweigen. Eindringlich erinnerte Rößle an die NS-Vergangenheit Deutschlands, verwies auf die heutige Realität: "Lassen Sie uns das alles nicht kaputt machen." Sigi Atzmon vom Freundeskreis der Synagoge Hainsfarth sagte: "Es reicht!" Man mache keinen fußbreit Platz für Menschenfeindlichkeit und Demokratieverachtung. Dekan Gerhard Wolfermann von der evangelischen Kirchengemeinde mahnte an, in der Sache klar zu bleiben - aber immer ja zu den Menschen zu sagen. Das braune Gedankengut reiche weit in die AfD hinein, betonte Wolfgang Peitzsch, Vorsitzender des DGB Donau-Ries: "Nie wieder ist jetzt." Und die Grünen-Landtagsabgeordnete Eva Lettenbauer erinnerte: "Unsere Demokratie ist nicht sicher, wenn wir sie nicht verteidigen."

    Ulrike Stowasser, Diözesanvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes mahnte: "Hitler hat sich nicht selbst gewählt." Die AfD zu wählen, sei kein Protest, sondern ein Pflasterstein für den Weg ins Elend und die Dunkelheit. SPD-Bundestagsabgeordneter Christoph Schmid ging auf die Remigrationspläne ein, betonte, man stehe auch für Nachbarn, für Kollegen, für Freunde hier: "Wir lassen uns das nicht gefallen." CSU-Bundestagesabgeordneter Ulrich Lange meinte, die demokratischen Parteien seien sich in wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Fragen nicht immer einig. Doch man stehe gemeinsam ein, für Werte, für die Demokratie, für die Verfassung. Kämpferisch gab sich Elisa Pfaff, Grünen-Kreisvorsitzende und Mitorganisatorin: "Die

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    Tausende Bürgerinnen und Bürger demonstrieren in Nördlingen. Die Redner warnen, erinnern an die NS-Diktatur. Unser Fotograf hat die Impressionen eingefangen.

    Der endete mit einem gemeinsamen Lied auf die Melodie von "Hejo spann den Wagen an". Zweite Bürgermeisterin Rita Ortler stimmte an: "Wehrt euch, leistet Widerstand, gegen den Faschismus hier im Land, auf die Barrikaden, auf die Barrikaden." Und die Menschen auf dem Marktplatz sangen mit.

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