Eine Fahrt buchen, zur Haltestelle laufen, in den Kleinbus einsteigen, am gewünschten Ziel aussteigen: So funktioniert das Nördlinger Rufbussystem Nö mobil. Doch der frühe Vogel fängt den Wurm – oder in diesem Fall die Fahrt. Wer also spät dran ist, kann durchaus leer ausgehen. Im Bauausschuss des Nördlinger Stadtrates ging es jetzt nicht nur um die Frage, wo die meisten Fahrten mit Nö mobil hingehen, sondern auch darum, wie es mit dem Angebot weitergeht. Denn theoretisch läuft dieses Pilotprojekt bald aus.
Ursprünglich sollte es Nö mobil erst einmal für drei Jahre geben, gestartet war das Rufbussystem am 1. Mai 2021. In Nördlingen gab es aber gleich viele Fans für die Kleinbusse, schon im Juli 2021 konnte der 1000. Fahrgast begrüßt werden. Mittlerweile nutzen sogar pro Monat rund 1100 Fahrgäste Nö mobil, sagte der Leiter des Ordnungsamtes, Jürgen Landgraf, im Bauausschuss. Verglichen mit anderen Systemen sei das eine sehr gute Zahl.
Nö mobil soll weiter ausgebaut werden
Rein rechnerisch wäre das Pilotprojekt bereits in diesem Jahr ausgelaufen, doch es wurde zunächst bis zum 30. April 2025 verlängert. Wie der Sprecher des Landratsamtes, Simon Kapfer, auf Anfrage unserer Redaktion mitteilt, laufe gerade die Abstimmung, wie Nö mobil weitergeführt werde. Denn das Nördlinger Rufbussystem solle Teil eines landkreisweiten Systems mit dem Arbeitstitel MobilBusse werden: "Die Verkehrszelle Nördlingen wird dann größer werden und Nö mobil weitere Gemeinden bedienen." Aktuell dabei sind schon Nördlingen, Deiningen, Ederheim, Möttingen, Reimlingen und Wallerstein. Kapfer weist daraufhin, dass der Landkreis für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr zuständig sei und damit auch für dessen Organisation. Die Entscheidungen treffe man aber in Abstimmung mit den betroffenen Gemeinden.
Wie eben Nördlingen. Landgraf referierte, dass es im Jahr 2023 in der Kernstadt 7905 und in den Stadtteilen 2517 Zustiege in ein Fahrzeug der Rufbus-Flotte gegeben habe. Der Hauptverkehr sei in Richtung Altstadt, doch auch ins Südtiroler Viertel fahren viele - zum dortigen Friedhof. Ebenfalls beliebt sei die Augsburger Straße, so Landgraf, was an den Arztpraxen und der DHL-Station dort liege. Unter den Stadtteilen habe Baldingen die Nase vorne. Es gebe ganz deutlich Stammgäste, die Nö mobil öfter nutzten - und ihre Fahrten dann dementsprechend auch früh bestellten. Landgraf wies die Stadträte daraufhin, dass der Stadtbus seltener genutzt werde, seit es Nö mobil gebe.
Halbstundentakt für den Nördlinger Stadtbus?
Da die Förderung für das Rufbussystem über die Jahre geringer geworden sei, sei das Defizit, dass die Stadt zu tragen habe, größer geworden, erklärte Landgraf. Landkreis und Gemeinden stemmen Nö mobil gemeinsam, bei den Kommunen ist der Bevölkerungsanteil entscheidend. Im Jahr 2023 habe die Stadt rund 12.700 Euro bezahlt, 2024 werde es mehr sein, schätzte Landgraf. Belasse man den Stadtbus beim Stundentakt, koste das rund 30.000 bis 35.000 Euro. Das Landratsamt favorisiere einen Halbstundentakt, dann wäre es ungefähr doppelt so viel.
Markus Hager (Stadtteilliste) sagte im Ausschuss, er habe das Gefühl, das System Nö mobil sei "ausgereizt" und sei mit Fahrzeugen und Fahrern nicht "überbesetzt". Jörg Schwarzer vom gleichnamigen Reise- und Verkehrsbüro in Nördlingen erklärt auf Anfrage unserer Zeitung, Nö mobil sei an den Nachmittagen gut gebucht. Noch handle es sich ja um ein Pilotprojekt. Wolle man darüber hinaus gehen, müsse man mehr Fahrzeuge einsetzen.
51 Minuten für die Rückfahrt mit den Stadtbus
Im Ausschuss beschrieb PWG-Stadtrat Johannes Ziegelmeir den Unterschied zwischen Nö mobil und dem Stadtbus sehr anschaulich. Mit letzterem komme er zwar in sieben Minuten von A nach B, brauche aber für die Rückfahrt 51 Minuten - weil der Stadtbus eben nur in eine Richtung fahre. Etwas Schöneres wie Nö mobil gebe es nicht, meinte der PWGler, allerdings sei da die Kapazität das Problem, man müsse schon zwei Tage vorher vorbestellen. Seine Konsequenz: "Der Stadtbus muss in zwei Richtungen fahren."
Zweite Bürgermeisterin Rita Ortler (SPD) meinte, oft säßen in den Fahrzeugen von Nö mobil nur ein oder zwei Personen, das sei ausbaufähig. Zumal man den Taxiunternehmen sonst die Kundschaft wegnehme. CSU-Fraktionsvorsitzender Steffen Höhn stellte fest, dass das Nördlinger Rufbussystem viele Menschen mobil mache. Rudi Koukol (Grüne/Frauenliste) forderte, man müsse sowohl beim Stadtbus als auch bei Nö mobil die Schwachstellen analysieren und beheben.